Nach dieser Abschweifung über die Weber kehre ich zu den Gesammtresultaten zurück, wie sie sich unter besondern lokalen Verhältnissen gestalten.
Die unmittelbaren Städte diesseit des Rhein's haben sich stark vergrößert, von 453986 auf 544067 Einwohner; sie sind um 19 % reicher an Menschen, von welchen freilich wieder der Haupttheil auf München, Nürnberg, Augsburg und Würzburg fällt; die ganze Zunahme ist 90081 Seelen, auf die vier Städte kom- men 79863. Die Zahl der Handwerker inkl. der Weber und mit den Gehülfen fiel in den unmittelbaren Städ- ten von 58850 auf 57694, d. h. um 2 %; die Zahl der Meister mit den Webern um 2,6 %; ohne die Weber stieg die Meisterzahl um 8 %. Die Meisterzahl ohne die Weber hat also wenigstens absolut noch etwas zuge- nommen, die der Gehülfen dagegen hat auch absolut abgenommen. Wieder ein Argument gegen die Zurück- führung aller Mißstände auf erschwertes Meisterwerden.
In den sämmtlichen übrigen Gemeinden nach Abzug der unmittelbaren Städte nahm die gesammte Handwer- kerbevölkerung nur um 0,6 % ab, während die Bevölke- rung nicht so stieg, wie in den Städten. Und doch galten da die gleichen Gesetze, und es wird in den Dörfern und kleinen Städten die Handhabung eher noch engherziger gewesen sein. Die Städte litten mehr als das Land, weil auf dem Lande noch die alten Zustände fortdauern, in den Städten die Umbildungen beginnen.
Daß in der gewerbefreien Pfalz die Resultate besser sind, d. h. daß da die Gesammtzahl der Handwerker von 1847--61 stieg, ist schon erwähnt; es ist aber
Die Aufnahmen der kleinern Staaten.
Nach dieſer Abſchweifung über die Weber kehre ich zu den Geſammtreſultaten zurück, wie ſie ſich unter beſondern lokalen Verhältniſſen geſtalten.
Die unmittelbaren Städte diesſeit des Rhein’s haben ſich ſtark vergrößert, von 453986 auf 544067 Einwohner; ſie ſind um 19 % reicher an Menſchen, von welchen freilich wieder der Haupttheil auf München, Nürnberg, Augsburg und Würzburg fällt; die ganze Zunahme iſt 90081 Seelen, auf die vier Städte kom- men 79863. Die Zahl der Handwerker inkl. der Weber und mit den Gehülfen fiel in den unmittelbaren Städ- ten von 58850 auf 57694, d. h. um 2 %; die Zahl der Meiſter mit den Webern um 2,6 %; ohne die Weber ſtieg die Meiſterzahl um 8 %. Die Meiſterzahl ohne die Weber hat alſo wenigſtens abſolut noch etwas zuge- nommen, die der Gehülfen dagegen hat auch abſolut abgenommen. Wieder ein Argument gegen die Zurück- führung aller Mißſtände auf erſchwertes Meiſterwerden.
In den ſämmtlichen übrigen Gemeinden nach Abzug der unmittelbaren Städte nahm die geſammte Handwer- kerbevölkerung nur um 0,6 % ab, während die Bevölke- rung nicht ſo ſtieg, wie in den Städten. Und doch galten da die gleichen Geſetze, und es wird in den Dörfern und kleinen Städten die Handhabung eher noch engherziger geweſen ſein. Die Städte litten mehr als das Land, weil auf dem Lande noch die alten Zuſtände fortdauern, in den Städten die Umbildungen beginnen.
Daß in der gewerbefreien Pfalz die Reſultate beſſer ſind, d. h. daß da die Geſammtzahl der Handwerker von 1847—61 ſtieg, iſt ſchon erwähnt; es iſt aber
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Die Aufnahmen der kleinern Staaten.
Nach dieſer Abſchweifung über die Weber kehre ich
zu den Geſammtreſultaten zurück, wie ſie ſich unter
beſondern lokalen Verhältniſſen geſtalten.
Die unmittelbaren Städte diesſeit des Rhein’s
haben ſich ſtark vergrößert, von 453986 auf 544067
Einwohner; ſie ſind um 19 % reicher an Menſchen, von
welchen freilich wieder der Haupttheil auf München,
Nürnberg, Augsburg und Würzburg fällt; die ganze
Zunahme iſt 90081 Seelen, auf die vier Städte kom-
men 79863. Die Zahl der Handwerker inkl. der Weber
und mit den Gehülfen fiel in den unmittelbaren Städ-
ten von 58850 auf 57694, d. h. um 2 %; die Zahl
der Meiſter mit den Webern um 2,6 %; ohne die Weber
ſtieg die Meiſterzahl um 8 %. Die Meiſterzahl ohne
die Weber hat alſo wenigſtens abſolut noch etwas zuge-
nommen, die der Gehülfen dagegen hat auch abſolut
abgenommen. Wieder ein Argument gegen die Zurück-
führung aller Mißſtände auf erſchwertes Meiſterwerden.
In den ſämmtlichen übrigen Gemeinden nach Abzug
der unmittelbaren Städte nahm die geſammte Handwer-
kerbevölkerung nur um 0,6 % ab, während die Bevölke-
rung nicht ſo ſtieg, wie in den Städten. Und doch
galten da die gleichen Geſetze, und es wird in den
Dörfern und kleinen Städten die Handhabung eher noch
engherziger geweſen ſein. Die Städte litten mehr als
das Land, weil auf dem Lande noch die alten Zuſtände
fortdauern, in den Städten die Umbildungen beginnen.
Daß in der gewerbefreien Pfalz die Reſultate beſſer
ſind, d. h. daß da die Geſammtzahl der Handwerker
von 1847—61 ſtieg, iſt ſchon erwähnt; es iſt aber
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Schmoller, Gustav: Zur Geschichte der deutschen Kleingewerbe im 19. Jahrhundert. Halle (Saale), 1870, S. 132. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schmoller_kleingewerbe_1870/154>, abgerufen am 24.11.2024.
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