Auswanderer schlechthin einen Pfälzer. Von 1849 bis 1856 wanderten nicht weniger als 64852 Köpfe aus, ganz abgesehen von der heimlichen Emigration, -- das sind etwa 10 % der Bevölkerung des Landes. Die Bevölkerung nahm trotz des immer starken natürlichen Zuwachses um etwa 5 % in dieser Periode ab.
Die nächstliegenden Ursachen waren die theuren Jahre, die Revolution; die ferner liegenden aber waren die allgemeinen Veränderungen der industriellen Pro- duktion, die Dichtigkeit der Bevölkerung, die Parcel- lirung. Ein großer Theil der Leute lebt halb vom Boden, halb von gewerblicher Arbeit. "Wenn Pflug und Hacke, Sense und Dreschflegel ihre Arbeit gethan haben, nehmen Cigarrenfabrikation, die Strohflechterei, die Bürstenbinderei, der Hausirhandel ihren Anfang." Auch in diesen Branchen drückte die Konkurrenz mit vor- angeschrittenen Gegenden die Preise; das Auskommen wurde immer kärglicher. Aehnlich war es in den Klein- gewerben, deren Betrieb trotz der Gewerbefreiheit tech- nisch zurück war. Sie waren längst zurückgegangen; 1845--50 wanderten noch mehr Handwerker aus. Es gab in der Pfalz im Jahre 1847, Meister und Gehülfen zusammengerechnet, noch nicht halb so viel Handwerker, als z. B. in dem gewerbelosen Oberbaiern; ein Hand- werker kam in Oberbaiern schon auf 13 Menschen, in der Pfalz erst einer auf 271. Das Verdienst der Gewerbefreiheit war somit das gewesen, mit dem Klein- gewerbe in der Pfalz sehr viel früher aufgeräumt zu
1 Die Bevölkerung und die Gewerbe S. 31.
Die Aufnahmen der kleinern Staaten.
Auswanderer ſchlechthin einen Pfälzer. Von 1849 bis 1856 wanderten nicht weniger als 64852 Köpfe aus, ganz abgeſehen von der heimlichen Emigration, — das ſind etwa 10 % der Bevölkerung des Landes. Die Bevölkerung nahm trotz des immer ſtarken natürlichen Zuwachſes um etwa 5 % in dieſer Periode ab.
Die nächſtliegenden Urſachen waren die theuren Jahre, die Revolution; die ferner liegenden aber waren die allgemeinen Veränderungen der induſtriellen Pro- duktion, die Dichtigkeit der Bevölkerung, die Parcel- lirung. Ein großer Theil der Leute lebt halb vom Boden, halb von gewerblicher Arbeit. „Wenn Pflug und Hacke, Senſe und Dreſchflegel ihre Arbeit gethan haben, nehmen Cigarrenfabrikation, die Strohflechterei, die Bürſtenbinderei, der Hauſirhandel ihren Anfang.“ Auch in dieſen Branchen drückte die Konkurrenz mit vor- angeſchrittenen Gegenden die Preiſe; das Auskommen wurde immer kärglicher. Aehnlich war es in den Klein- gewerben, deren Betrieb trotz der Gewerbefreiheit tech- niſch zurück war. Sie waren längſt zurückgegangen; 1845—50 wanderten noch mehr Handwerker aus. Es gab in der Pfalz im Jahre 1847, Meiſter und Gehülfen zuſammengerechnet, noch nicht halb ſo viel Handwerker, als z. B. in dem gewerbeloſen Oberbaiern; ein Hand- werker kam in Oberbaiern ſchon auf 13 Menſchen, in der Pfalz erſt einer auf 271. Das Verdienſt der Gewerbefreiheit war ſomit das geweſen, mit dem Klein- gewerbe in der Pfalz ſehr viel früher aufgeräumt zu
1 Die Bevölkerung und die Gewerbe S. 31.
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Die Aufnahmen der kleinern Staaten.
Auswanderer ſchlechthin einen Pfälzer. Von 1849 bis
1856 wanderten nicht weniger als 64852 Köpfe aus,
ganz abgeſehen von der heimlichen Emigration, — das
ſind etwa 10 % der Bevölkerung des Landes. Die
Bevölkerung nahm trotz des immer ſtarken natürlichen
Zuwachſes um etwa 5 % in dieſer Periode ab.
Die nächſtliegenden Urſachen waren die theuren
Jahre, die Revolution; die ferner liegenden aber waren
die allgemeinen Veränderungen der induſtriellen Pro-
duktion, die Dichtigkeit der Bevölkerung, die Parcel-
lirung. Ein großer Theil der Leute lebt halb vom
Boden, halb von gewerblicher Arbeit. „Wenn Pflug
und Hacke, Senſe und Dreſchflegel ihre Arbeit gethan
haben, nehmen Cigarrenfabrikation, die Strohflechterei,
die Bürſtenbinderei, der Hauſirhandel ihren Anfang.“
Auch in dieſen Branchen drückte die Konkurrenz mit vor-
angeſchrittenen Gegenden die Preiſe; das Auskommen
wurde immer kärglicher. Aehnlich war es in den Klein-
gewerben, deren Betrieb trotz der Gewerbefreiheit tech-
niſch zurück war. Sie waren längſt zurückgegangen;
1845—50 wanderten noch mehr Handwerker aus. Es
gab in der Pfalz im Jahre 1847, Meiſter und Gehülfen
zuſammengerechnet, noch nicht halb ſo viel Handwerker,
als z. B. in dem gewerbeloſen Oberbaiern; ein Hand-
werker kam in Oberbaiern ſchon auf 13 Menſchen, in
der Pfalz erſt einer auf 27 1. Das Verdienſt der
Gewerbefreiheit war ſomit das geweſen, mit dem Klein-
gewerbe in der Pfalz ſehr viel früher aufgeräumt zu
1 Die Bevölkerung und die Gewerbe S. 31.
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Schmoller, Gustav: Zur Geschichte der deutschen Kleingewerbe im 19. Jahrhundert. Halle (Saale), 1870, S. 134. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schmoller_kleingewerbe_1870/156>, abgerufen am 21.11.2024.
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