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Schmoller, Gustav: Zur Geschichte der deutschen Kleingewerbe im 19. Jahrhundert. Halle (Saale), 1870.

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Die Handwerker in der Pfalz 1847 und 1861.
haben als anderswo. Der Zustand damals war kein
erfreulicher; immer weniger konnte sich der kleine Mei-
ster halten, und doch entstanden zunächst keine größeren
Geschäfte, weil der Trieb nach Selbständigkeit überwog
und die Gewerbefreiheit Jedem die Selbständigkeit ge-
stattete. Auf 17756 Meister kommen 1847 nur 4717
Gehülfen; das heißt, die vorhandenen Geschäfte sind
kleiner und elender als irgendwo anders; im übrigen
Baiern kommen damals 30 Einwohner auf einen Gehül-
fen, in der Pfalz kommt erst auf 129 Einwohner ein
solcher.

Nach Mitte der 50er Jahre bessern sich nun, wie
allerwärts, so auch in der Pfalz die Zustände; die Pro-
duktenpreise steigen, die Großindustrie erhebt sich in
glänzendster Weise, die Eisenwerke, die Maschinenfabri-
ken, die großen Spinnereien und Webereien in Kai-
serslautern und Zweibrücken, die chemischen Fabriken, die
großen Glas- und Steingutfabriken geben mit der
Vollendung der Eisenbahnen dem Lande einen andern
Charakter; auch die Bevölkerung wächst wieder und
überschreitet selbst die 1849 erreichte Höhe, sie steigt auf
5779 Menschen pro Quadratmeile im Jahre 1864.

Das wirkt auch auf die Kleingewerbe zurück; ihre
Gesammtzahl inkl. der Weber und Gehülfen ist
1847 . . . . 27226
1861 . . . . 39416,

also eine Zunahme von 44,8 %; die Fabrikarbeiter
hatten 18478501, 186112348 Personen betragen,
sie sind also auch um 45 % gestiegen. Die Zahl der
Meister allein (inkl. Weber) betrug

Die Handwerker in der Pfalz 1847 und 1861.
haben als anderswo. Der Zuſtand damals war kein
erfreulicher; immer weniger konnte ſich der kleine Mei-
ſter halten, und doch entſtanden zunächſt keine größeren
Geſchäfte, weil der Trieb nach Selbſtändigkeit überwog
und die Gewerbefreiheit Jedem die Selbſtändigkeit ge-
ſtattete. Auf 17756 Meiſter kommen 1847 nur 4717
Gehülfen; das heißt, die vorhandenen Geſchäfte ſind
kleiner und elender als irgendwo anders; im übrigen
Baiern kommen damals 30 Einwohner auf einen Gehül-
fen, in der Pfalz kommt erſt auf 129 Einwohner ein
ſolcher.

Nach Mitte der 50er Jahre beſſern ſich nun, wie
allerwärts, ſo auch in der Pfalz die Zuſtände; die Pro-
duktenpreiſe ſteigen, die Großinduſtrie erhebt ſich in
glänzendſter Weiſe, die Eiſenwerke, die Maſchinenfabri-
ken, die großen Spinnereien und Webereien in Kai-
ſerslautern und Zweibrücken, die chemiſchen Fabriken, die
großen Glas- und Steingutfabriken geben mit der
Vollendung der Eiſenbahnen dem Lande einen andern
Charakter; auch die Bevölkerung wächſt wieder und
überſchreitet ſelbſt die 1849 erreichte Höhe, ſie ſteigt auf
5779 Menſchen pro Quadratmeile im Jahre 1864.

Das wirkt auch auf die Kleingewerbe zurück; ihre
Geſammtzahl inkl. der Weber und Gehülfen iſt
1847 . . . . 27226
1861 . . . . 39416,

alſo eine Zunahme von 44,8 %; die Fabrikarbeiter
hatten 18478501, 186112348 Perſonen betragen,
ſie ſind alſo auch um 45 % geſtiegen. Die Zahl der
Meiſter allein (inkl. Weber) betrug

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[135/0157] Die Handwerker in der Pfalz 1847 und 1861. haben als anderswo. Der Zuſtand damals war kein erfreulicher; immer weniger konnte ſich der kleine Mei- ſter halten, und doch entſtanden zunächſt keine größeren Geſchäfte, weil der Trieb nach Selbſtändigkeit überwog und die Gewerbefreiheit Jedem die Selbſtändigkeit ge- ſtattete. Auf 17756 Meiſter kommen 1847 nur 4717 Gehülfen; das heißt, die vorhandenen Geſchäfte ſind kleiner und elender als irgendwo anders; im übrigen Baiern kommen damals 30 Einwohner auf einen Gehül- fen, in der Pfalz kommt erſt auf 129 Einwohner ein ſolcher. Nach Mitte der 50er Jahre beſſern ſich nun, wie allerwärts, ſo auch in der Pfalz die Zuſtände; die Pro- duktenpreiſe ſteigen, die Großinduſtrie erhebt ſich in glänzendſter Weiſe, die Eiſenwerke, die Maſchinenfabri- ken, die großen Spinnereien und Webereien in Kai- ſerslautern und Zweibrücken, die chemiſchen Fabriken, die großen Glas- und Steingutfabriken geben mit der Vollendung der Eiſenbahnen dem Lande einen andern Charakter; auch die Bevölkerung wächſt wieder und überſchreitet ſelbſt die 1849 erreichte Höhe, ſie ſteigt auf 5779 Menſchen pro Quadratmeile im Jahre 1864. Das wirkt auch auf die Kleingewerbe zurück; ihre Geſammtzahl inkl. der Weber und Gehülfen iſt 1847 . . . . 27226 1861 . . . . 39416, alſo eine Zunahme von 44,8 %; die Fabrikarbeiter hatten 18478501, 186112348 Perſonen betragen, ſie ſind alſo auch um 45 % geſtiegen. Die Zahl der Meiſter allein (inkl. Weber) betrug

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Zitationshilfe: Schmoller, Gustav: Zur Geschichte der deutschen Kleingewerbe im 19. Jahrhundert. Halle (Saale), 1870, S. 135. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schmoller_kleingewerbe_1870/157>, abgerufen am 21.11.2024.