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Schmoller, Gustav: Zur Geschichte der deutschen Kleingewerbe im 19. Jahrhundert. Halle (Saale), 1870.

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Die Aufnahmen der kleinern Staaten.
die Richtigkeit der vorstehenden Folgerungen. Es handelt
sich um zwei einander entgegen wirkende Strömungen:
auf der einen Seite eine rasch zunehmende Bevölkerung,
ein rascher Zuwachs besonders der Städte, eine glän-
zende Entwickelung der großen Industrie, besonders der
Gewebeindustrie; das muß nothwendig auch auf einzelne
kleine Geschäfte und Betriebe günstig zurückwirken; -- auf
der andern Seite die Unmöglichkeit für viele Handwerke,
mit dieser Entwickelung gleichen Schritt zu halten; theil-
weiser Rückgang, Abnahme der Meister, zum Theil auch
des Hülfspersonals.

Was die positiven Zahlen betrifft, so geschah die
Aufnahme in folgender Weise. Im Jahre 1849 hatte
Dr. Engel in direktem Anschluß an die Bevölkerungs-
zählung eine Beschäftigungsstatistik erheben lassen, wobei
nicht die Fabriken, die einzelnen Unternehmungen über
ihre Geschäfte und Arbeiter Angaben machten, sondern in
den Hauslisten den Individualangaben Bemerkungen über
die Art des Unterhalts beigefügt wurden. An diese Art
der Zählung schloß man sich auch 1861 an und fügte
nur auf den Rückseiten der Haushaltungslisten die Sche-
mata der Gewerbestatistik des Zollvereins bei, welche
von andern Gesichtspunkten ausgeht, nach Geschäften,
Unternehmungen zählt. So entstand eine doppelte Auf-
nahme, die aber, was die Handwerker betrifft, ziemlich
identisch ist. An Unrichtigkeit leidet die Aufnahme in so
fern, als viele kleine Meister, welche für größere arbei-

Nr. 9--10.: "Zur Statistik der Handwerke im Königreich Sach-
sen 1849 und 1861."

Die Aufnahmen der kleinern Staaten.
die Richtigkeit der vorſtehenden Folgerungen. Es handelt
ſich um zwei einander entgegen wirkende Strömungen:
auf der einen Seite eine raſch zunehmende Bevölkerung,
ein raſcher Zuwachs beſonders der Städte, eine glän-
zende Entwickelung der großen Induſtrie, beſonders der
Gewebeinduſtrie; das muß nothwendig auch auf einzelne
kleine Geſchäfte und Betriebe günſtig zurückwirken; — auf
der andern Seite die Unmöglichkeit für viele Handwerke,
mit dieſer Entwickelung gleichen Schritt zu halten; theil-
weiſer Rückgang, Abnahme der Meiſter, zum Theil auch
des Hülfsperſonals.

Was die poſitiven Zahlen betrifft, ſo geſchah die
Aufnahme in folgender Weiſe. Im Jahre 1849 hatte
Dr. Engel in direktem Anſchluß an die Bevölkerungs-
zählung eine Beſchäftigungsſtatiſtik erheben laſſen, wobei
nicht die Fabriken, die einzelnen Unternehmungen über
ihre Geſchäfte und Arbeiter Angaben machten, ſondern in
den Hausliſten den Individualangaben Bemerkungen über
die Art des Unterhalts beigefügt wurden. An dieſe Art
der Zählung ſchloß man ſich auch 1861 an und fügte
nur auf den Rückſeiten der Haushaltungsliſten die Sche-
mata der Gewerbeſtatiſtik des Zollvereins bei, welche
von andern Geſichtspunkten ausgeht, nach Geſchäften,
Unternehmungen zählt. So entſtand eine doppelte Auf-
nahme, die aber, was die Handwerker betrifft, ziemlich
identiſch iſt. An Unrichtigkeit leidet die Aufnahme in ſo
fern, als viele kleine Meiſter, welche für größere arbei-

Nr. 9—10.: „Zur Statiſtik der Handwerke im Königreich Sach-
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[148/0170] Die Aufnahmen der kleinern Staaten. die Richtigkeit der vorſtehenden Folgerungen. Es handelt ſich um zwei einander entgegen wirkende Strömungen: auf der einen Seite eine raſch zunehmende Bevölkerung, ein raſcher Zuwachs beſonders der Städte, eine glän- zende Entwickelung der großen Induſtrie, beſonders der Gewebeinduſtrie; das muß nothwendig auch auf einzelne kleine Geſchäfte und Betriebe günſtig zurückwirken; — auf der andern Seite die Unmöglichkeit für viele Handwerke, mit dieſer Entwickelung gleichen Schritt zu halten; theil- weiſer Rückgang, Abnahme der Meiſter, zum Theil auch des Hülfsperſonals. Was die poſitiven Zahlen betrifft, ſo geſchah die Aufnahme in folgender Weiſe. Im Jahre 1849 hatte Dr. Engel in direktem Anſchluß an die Bevölkerungs- zählung eine Beſchäftigungsſtatiſtik erheben laſſen, wobei nicht die Fabriken, die einzelnen Unternehmungen über ihre Geſchäfte und Arbeiter Angaben machten, ſondern in den Hausliſten den Individualangaben Bemerkungen über die Art des Unterhalts beigefügt wurden. An dieſe Art der Zählung ſchloß man ſich auch 1861 an und fügte nur auf den Rückſeiten der Haushaltungsliſten die Sche- mata der Gewerbeſtatiſtik des Zollvereins bei, welche von andern Geſichtspunkten ausgeht, nach Geſchäften, Unternehmungen zählt. So entſtand eine doppelte Auf- nahme, die aber, was die Handwerker betrifft, ziemlich identiſch iſt. An Unrichtigkeit leidet die Aufnahme in ſo fern, als viele kleine Meiſter, welche für größere arbei- 2 2 Nr. 9—10.: „Zur Statiſtik der Handwerke im Königreich Sach- ſen 1849 und 1861.“

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Zitationshilfe: Schmoller, Gustav: Zur Geschichte der deutschen Kleingewerbe im 19. Jahrhundert. Halle (Saale), 1870, S. 148. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schmoller_kleingewerbe_1870/170>, abgerufen am 21.11.2024.