die Richtigkeit der vorstehenden Folgerungen. Es handelt sich um zwei einander entgegen wirkende Strömungen: auf der einen Seite eine rasch zunehmende Bevölkerung, ein rascher Zuwachs besonders der Städte, eine glän- zende Entwickelung der großen Industrie, besonders der Gewebeindustrie; das muß nothwendig auch auf einzelne kleine Geschäfte und Betriebe günstig zurückwirken; -- auf der andern Seite die Unmöglichkeit für viele Handwerke, mit dieser Entwickelung gleichen Schritt zu halten; theil- weiser Rückgang, Abnahme der Meister, zum Theil auch des Hülfspersonals.
Was die positiven Zahlen betrifft, so geschah die Aufnahme in folgender Weise. Im Jahre 1849 hatte Dr. Engel in direktem Anschluß an die Bevölkerungs- zählung eine Beschäftigungsstatistik erheben lassen, wobei nicht die Fabriken, die einzelnen Unternehmungen über ihre Geschäfte und Arbeiter Angaben machten, sondern in den Hauslisten den Individualangaben Bemerkungen über die Art des Unterhalts beigefügt wurden. An diese Art der Zählung schloß man sich auch 1861 an und fügte nur auf den Rückseiten der Haushaltungslisten die Sche- mata der Gewerbestatistik des Zollvereins bei, welche von andern Gesichtspunkten ausgeht, nach Geschäften, Unternehmungen zählt. So entstand eine doppelte Auf- nahme, die aber, was die Handwerker betrifft, ziemlich identisch ist. An Unrichtigkeit leidet die Aufnahme in so fern, als viele kleine Meister, welche für größere arbei-
Nr. 9--10.: "Zur Statistik der Handwerke im Königreich Sach- sen 1849 und 1861."
Die Aufnahmen der kleinern Staaten.
die Richtigkeit der vorſtehenden Folgerungen. Es handelt ſich um zwei einander entgegen wirkende Strömungen: auf der einen Seite eine raſch zunehmende Bevölkerung, ein raſcher Zuwachs beſonders der Städte, eine glän- zende Entwickelung der großen Induſtrie, beſonders der Gewebeinduſtrie; das muß nothwendig auch auf einzelne kleine Geſchäfte und Betriebe günſtig zurückwirken; — auf der andern Seite die Unmöglichkeit für viele Handwerke, mit dieſer Entwickelung gleichen Schritt zu halten; theil- weiſer Rückgang, Abnahme der Meiſter, zum Theil auch des Hülfsperſonals.
Was die poſitiven Zahlen betrifft, ſo geſchah die Aufnahme in folgender Weiſe. Im Jahre 1849 hatte Dr. Engel in direktem Anſchluß an die Bevölkerungs- zählung eine Beſchäftigungsſtatiſtik erheben laſſen, wobei nicht die Fabriken, die einzelnen Unternehmungen über ihre Geſchäfte und Arbeiter Angaben machten, ſondern in den Hausliſten den Individualangaben Bemerkungen über die Art des Unterhalts beigefügt wurden. An dieſe Art der Zählung ſchloß man ſich auch 1861 an und fügte nur auf den Rückſeiten der Haushaltungsliſten die Sche- mata der Gewerbeſtatiſtik des Zollvereins bei, welche von andern Geſichtspunkten ausgeht, nach Geſchäften, Unternehmungen zählt. So entſtand eine doppelte Auf- nahme, die aber, was die Handwerker betrifft, ziemlich identiſch iſt. An Unrichtigkeit leidet die Aufnahme in ſo fern, als viele kleine Meiſter, welche für größere arbei-
Nr. 9—10.: „Zur Statiſtik der Handwerke im Königreich Sach- ſen 1849 und 1861.“
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0170"n="148"/><fwplace="top"type="header">Die Aufnahmen der kleinern Staaten.</fw><lb/>
die Richtigkeit der vorſtehenden Folgerungen. Es handelt<lb/>ſich um zwei einander entgegen wirkende Strömungen:<lb/>
auf der einen Seite eine raſch zunehmende Bevölkerung,<lb/>
ein raſcher Zuwachs beſonders der Städte, eine glän-<lb/>
zende Entwickelung der großen Induſtrie, beſonders der<lb/>
Gewebeinduſtrie; das muß nothwendig auch auf einzelne<lb/>
kleine Geſchäfte und Betriebe günſtig zurückwirken; — auf<lb/>
der andern Seite die Unmöglichkeit für viele Handwerke,<lb/>
mit dieſer Entwickelung gleichen Schritt zu halten; theil-<lb/>
weiſer Rückgang, Abnahme der Meiſter, zum Theil auch<lb/>
des Hülfsperſonals.</p><lb/><p>Was die poſitiven Zahlen betrifft, ſo geſchah die<lb/>
Aufnahme in folgender Weiſe. Im Jahre 1849 hatte<lb/><hirendition="#aq">Dr.</hi> Engel in direktem Anſchluß an die Bevölkerungs-<lb/>
zählung eine Beſchäftigungsſtatiſtik erheben laſſen, wobei<lb/>
nicht die Fabriken, die einzelnen Unternehmungen über<lb/>
ihre Geſchäfte und Arbeiter Angaben machten, ſondern in<lb/>
den Hausliſten den Individualangaben Bemerkungen über<lb/>
die Art des Unterhalts beigefügt wurden. An dieſe Art<lb/>
der Zählung ſchloß man ſich auch 1861 an und fügte<lb/>
nur auf den Rückſeiten der Haushaltungsliſten die Sche-<lb/>
mata der Gewerbeſtatiſtik des Zollvereins bei, welche<lb/>
von andern Geſichtspunkten ausgeht, nach Geſchäften,<lb/>
Unternehmungen zählt. So entſtand eine doppelte Auf-<lb/>
nahme, die aber, was die Handwerker betrifft, ziemlich<lb/>
identiſch iſt. An Unrichtigkeit leidet die Aufnahme in ſo<lb/>
fern, als viele kleine Meiſter, welche für größere arbei-<lb/><notexml:id="seg2pn_8_2"prev="#seg2pn_8_1"place="foot"n="2">Nr. 9—10.: „Zur Statiſtik der Handwerke im Königreich Sach-<lb/>ſen 1849 und 1861.“</note><lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[148/0170]
Die Aufnahmen der kleinern Staaten.
die Richtigkeit der vorſtehenden Folgerungen. Es handelt
ſich um zwei einander entgegen wirkende Strömungen:
auf der einen Seite eine raſch zunehmende Bevölkerung,
ein raſcher Zuwachs beſonders der Städte, eine glän-
zende Entwickelung der großen Induſtrie, beſonders der
Gewebeinduſtrie; das muß nothwendig auch auf einzelne
kleine Geſchäfte und Betriebe günſtig zurückwirken; — auf
der andern Seite die Unmöglichkeit für viele Handwerke,
mit dieſer Entwickelung gleichen Schritt zu halten; theil-
weiſer Rückgang, Abnahme der Meiſter, zum Theil auch
des Hülfsperſonals.
Was die poſitiven Zahlen betrifft, ſo geſchah die
Aufnahme in folgender Weiſe. Im Jahre 1849 hatte
Dr. Engel in direktem Anſchluß an die Bevölkerungs-
zählung eine Beſchäftigungsſtatiſtik erheben laſſen, wobei
nicht die Fabriken, die einzelnen Unternehmungen über
ihre Geſchäfte und Arbeiter Angaben machten, ſondern in
den Hausliſten den Individualangaben Bemerkungen über
die Art des Unterhalts beigefügt wurden. An dieſe Art
der Zählung ſchloß man ſich auch 1861 an und fügte
nur auf den Rückſeiten der Haushaltungsliſten die Sche-
mata der Gewerbeſtatiſtik des Zollvereins bei, welche
von andern Geſichtspunkten ausgeht, nach Geſchäften,
Unternehmungen zählt. So entſtand eine doppelte Auf-
nahme, die aber, was die Handwerker betrifft, ziemlich
identiſch iſt. An Unrichtigkeit leidet die Aufnahme in ſo
fern, als viele kleine Meiſter, welche für größere arbei-
2
2 Nr. 9—10.: „Zur Statiſtik der Handwerke im Königreich Sach-
ſen 1849 und 1861.“
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Schmoller, Gustav: Zur Geschichte der deutschen Kleingewerbe im 19. Jahrhundert. Halle (Saale), 1870, S. 148. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schmoller_kleingewerbe_1870/170>, abgerufen am 21.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.