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Schmoller, Gustav: Zur Geschichte der deutschen Kleingewerbe im 19. Jahrhundert. Halle (Saale), 1870.

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Die preußischen Städte 1840--55.
in der Provinz Sachsen z. B. nur Bitterfeld, Düben,
Stolberg, Burg, Dardesheim, Hornburg, Kroppenstedt,
Osterwieck, Salzwedel, Wanzleben, Ellrich, Tennstedt,
Thamsbrück, Treffurt, also 14 von 138 kleinern Städten.
Die ganze Zeit von 1840--55 hat noch mehr die Rich-
tung auf Decentralisation der Industrie; noch ist die
Wirkung der Eisenbahnen keine so beherrschende wie später.

Auch später aber nehmen nicht alle kleinen, noch
weniger alle Mittelstädte ab. Auf diese Zeit und auf
die Wirkung der Eisenbahnen erstreckt sich Schwabe's
Untersuchung. Er faßt seine Resultate in folgenden
drei Sätzen zusammen: "1) Unter den mittleren und
kleinern Städten wirken die Eisenbahnen hauptsächlich
auf diejenigen, welche sich durch einen vorherrschend gewerb-
lichen oder industriellen Charakter auszeichnen. 2) Der
Vermehrung der übrigen mittleren und kleinen Städte
entziehen die Eisenbahnen vielfach Terrain, namentlich
wird die Bevölkerungszunahme der kleinen Städte sichtlich
abgeschwächt. 3) Bloß die großen Städte, so zu sagen
die Knotenpunkte des Verkehrs, nehmen durch die Eisen-
bahnen zu." Schwabe illustrirt diese Behauptungen durch
folgende Tabelle. Es betrug in Prozenten der gesammten
Bevölkerung die Einwohnerzahl

[Tabelle]
[Tabelle]

Ich füge diesen Zahlen die von mir gemachte Berech-
nung1 bei, wie sich die ganze städtische Bevölkerung im

1 Berechnet nach den absoluten Zahlen, Preußische Statistik,
die Ergebnisse der Volkszählung von 1864. Berlin 1867. S. 284.
Schmoller, Gesch. d. Kleingewerbe. 13

Die preußiſchen Städte 1840—55.
in der Provinz Sachſen z. B. nur Bitterfeld, Düben,
Stolberg, Burg, Dardesheim, Hornburg, Kroppenſtedt,
Oſterwieck, Salzwedel, Wanzleben, Ellrich, Tennſtedt,
Thamsbrück, Treffurt, alſo 14 von 138 kleinern Städten.
Die ganze Zeit von 1840—55 hat noch mehr die Rich-
tung auf Decentraliſation der Induſtrie; noch iſt die
Wirkung der Eiſenbahnen keine ſo beherrſchende wie ſpäter.

Auch ſpäter aber nehmen nicht alle kleinen, noch
weniger alle Mittelſtädte ab. Auf dieſe Zeit und auf
die Wirkung der Eiſenbahnen erſtreckt ſich Schwabe’s
Unterſuchung. Er faßt ſeine Reſultate in folgenden
drei Sätzen zuſammen: „1) Unter den mittleren und
kleinern Städten wirken die Eiſenbahnen hauptſächlich
auf diejenigen, welche ſich durch einen vorherrſchend gewerb-
lichen oder induſtriellen Charakter auszeichnen. 2) Der
Vermehrung der übrigen mittleren und kleinen Städte
entziehen die Eiſenbahnen vielfach Terrain, namentlich
wird die Bevölkerungszunahme der kleinen Städte ſichtlich
abgeſchwächt. 3) Bloß die großen Städte, ſo zu ſagen
die Knotenpunkte des Verkehrs, nehmen durch die Eiſen-
bahnen zu.“ Schwabe illuſtrirt dieſe Behauptungen durch
folgende Tabelle. Es betrug in Prozenten der geſammten
Bevölkerung die Einwohnerzahl

[Tabelle]
[Tabelle]

Ich füge dieſen Zahlen die von mir gemachte Berech-
nung1 bei, wie ſich die ganze ſtädtiſche Bevölkerung im

1 Berechnet nach den abſoluten Zahlen, Preußiſche Statiſtik,
die Ergebniſſe der Volkszählung von 1864. Berlin 1867. S. 284.
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[193/0215] Die preußiſchen Städte 1840—55. in der Provinz Sachſen z. B. nur Bitterfeld, Düben, Stolberg, Burg, Dardesheim, Hornburg, Kroppenſtedt, Oſterwieck, Salzwedel, Wanzleben, Ellrich, Tennſtedt, Thamsbrück, Treffurt, alſo 14 von 138 kleinern Städten. Die ganze Zeit von 1840—55 hat noch mehr die Rich- tung auf Decentraliſation der Induſtrie; noch iſt die Wirkung der Eiſenbahnen keine ſo beherrſchende wie ſpäter. Auch ſpäter aber nehmen nicht alle kleinen, noch weniger alle Mittelſtädte ab. Auf dieſe Zeit und auf die Wirkung der Eiſenbahnen erſtreckt ſich Schwabe’s Unterſuchung. Er faßt ſeine Reſultate in folgenden drei Sätzen zuſammen: „1) Unter den mittleren und kleinern Städten wirken die Eiſenbahnen hauptſächlich auf diejenigen, welche ſich durch einen vorherrſchend gewerb- lichen oder induſtriellen Charakter auszeichnen. 2) Der Vermehrung der übrigen mittleren und kleinen Städte entziehen die Eiſenbahnen vielfach Terrain, namentlich wird die Bevölkerungszunahme der kleinen Städte ſichtlich abgeſchwächt. 3) Bloß die großen Städte, ſo zu ſagen die Knotenpunkte des Verkehrs, nehmen durch die Eiſen- bahnen zu.“ Schwabe illuſtrirt dieſe Behauptungen durch folgende Tabelle. Es betrug in Prozenten der geſammten Bevölkerung die Einwohnerzahl Ich füge dieſen Zahlen die von mir gemachte Berech- nung 1 bei, wie ſich die ganze ſtädtiſche Bevölkerung im 1 Berechnet nach den abſoluten Zahlen, Preußiſche Statiſtik, die Ergebniſſe der Volkszählung von 1864. Berlin 1867. S. 284. Schmoller, Geſch. d. Kleingewerbe. 13

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Zitationshilfe: Schmoller, Gustav: Zur Geschichte der deutschen Kleingewerbe im 19. Jahrhundert. Halle (Saale), 1870, S. 193. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schmoller_kleingewerbe_1870/215>, abgerufen am 23.11.2024.