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Schmoller, Gustav: Zur Geschichte der deutschen Kleingewerbe im 19. Jahrhundert. Halle (Saale), 1870.

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Die Specialisirung der Geschäfte.
maschine, die Rundschneidemaschine angewandt. Geschäfte,
welche eiserne Möbel liefern, haben einzelne Arbeiter
in Berlin und in Frankfurt a/M. zu gleicher Zeit. Die
Zusammensetzung, die letzte Ausstattung erfolgt an irgend
einem andern Orte. Aehnlich ist es in vielen Branchen
der Metallwaarenindustrie.

Die Tischlerei hat sich in die verschiedensten Zweige
aufgelöst; da sind die Hauptbranchen Bautischlerei und
Möbeltischlerei; jede Branche hat verschiedene Hülfs-
gewerbe, welche einzelne Theile, Fourniere, Schnitzerei
liefern. Aber jede hat in sich noch eine weiter gehende
Arbeitstheilung. Es giebt Meister, die nur Fenster, die
nur Thüren, nur Stücke zu Parketböden fertigen. Thüren-
drücker und dergleichen aus Horn verfertigen für ein
weites Absatzgebiet zwei hiesige Drechslermeister, sagt
der Leipziger Handelskammerbericht von 1866. Einzelne
Meister legen sich nur auf Tische, andere auf Stühle,
wieder andere auf Buffets.1 Verwandt mit diesen ver-
schiedenen Tischlergeschäften, theilweise in den eigentlichen
Holzhandel übergehend, sind Geschäfte, die Radfelgen,
Speichen, Stäbe, Mauerlatten, Eisenbahnschwellen, Tele-
graphenstangen liefern, solche welche hauptsächlich die
Imprägnation der letztern besorgen.

Der städtische Wagenbau, der Eisenbahnwagen-
bau, das Tapezier- und Polstergewerbe braucht eine
Reihe von einzelnen Hülfsgewerben, welche die massen-
hafte Anfertigung einzelner Theile übernehmen.

1 Siehe z. B. die Schilderung der Berliner Möbelindustrie
in den preuß. Handelskammerberichten für 1866. S. 281.

Die Specialiſirung der Geſchäfte.
maſchine, die Rundſchneidemaſchine angewandt. Geſchäfte,
welche eiſerne Möbel liefern, haben einzelne Arbeiter
in Berlin und in Frankfurt a/M. zu gleicher Zeit. Die
Zuſammenſetzung, die letzte Ausſtattung erfolgt an irgend
einem andern Orte. Aehnlich iſt es in vielen Branchen
der Metallwaareninduſtrie.

Die Tiſchlerei hat ſich in die verſchiedenſten Zweige
aufgelöst; da ſind die Hauptbranchen Bautiſchlerei und
Möbeltiſchlerei; jede Branche hat verſchiedene Hülfs-
gewerbe, welche einzelne Theile, Fourniere, Schnitzerei
liefern. Aber jede hat in ſich noch eine weiter gehende
Arbeitstheilung. Es giebt Meiſter, die nur Fenſter, die
nur Thüren, nur Stücke zu Parketböden fertigen. Thüren-
drücker und dergleichen aus Horn verfertigen für ein
weites Abſatzgebiet zwei hieſige Drechslermeiſter, ſagt
der Leipziger Handelskammerbericht von 1866. Einzelne
Meiſter legen ſich nur auf Tiſche, andere auf Stühle,
wieder andere auf Buffets.1 Verwandt mit dieſen ver-
ſchiedenen Tiſchlergeſchäften, theilweiſe in den eigentlichen
Holzhandel übergehend, ſind Geſchäfte, die Radfelgen,
Speichen, Stäbe, Mauerlatten, Eiſenbahnſchwellen, Tele-
graphenſtangen liefern, ſolche welche hauptſächlich die
Imprägnation der letztern beſorgen.

Der ſtädtiſche Wagenbau, der Eiſenbahnwagen-
bau, das Tapezier- und Polſtergewerbe braucht eine
Reihe von einzelnen Hülfsgewerben, welche die maſſen-
hafte Anfertigung einzelner Theile übernehmen.

1 Siehe z. B. die Schilderung der Berliner Möbelinduſtrie
in den preuß. Handelskammerberichten für 1866. S. 281.
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[201/0223] Die Specialiſirung der Geſchäfte. maſchine, die Rundſchneidemaſchine angewandt. Geſchäfte, welche eiſerne Möbel liefern, haben einzelne Arbeiter in Berlin und in Frankfurt a/M. zu gleicher Zeit. Die Zuſammenſetzung, die letzte Ausſtattung erfolgt an irgend einem andern Orte. Aehnlich iſt es in vielen Branchen der Metallwaareninduſtrie. Die Tiſchlerei hat ſich in die verſchiedenſten Zweige aufgelöst; da ſind die Hauptbranchen Bautiſchlerei und Möbeltiſchlerei; jede Branche hat verſchiedene Hülfs- gewerbe, welche einzelne Theile, Fourniere, Schnitzerei liefern. Aber jede hat in ſich noch eine weiter gehende Arbeitstheilung. Es giebt Meiſter, die nur Fenſter, die nur Thüren, nur Stücke zu Parketböden fertigen. Thüren- drücker und dergleichen aus Horn verfertigen für ein weites Abſatzgebiet zwei hieſige Drechslermeiſter, ſagt der Leipziger Handelskammerbericht von 1866. Einzelne Meiſter legen ſich nur auf Tiſche, andere auf Stühle, wieder andere auf Buffets. 1 Verwandt mit dieſen ver- ſchiedenen Tiſchlergeſchäften, theilweiſe in den eigentlichen Holzhandel übergehend, ſind Geſchäfte, die Radfelgen, Speichen, Stäbe, Mauerlatten, Eiſenbahnſchwellen, Tele- graphenſtangen liefern, ſolche welche hauptſächlich die Imprägnation der letztern beſorgen. Der ſtädtiſche Wagenbau, der Eiſenbahnwagen- bau, das Tapezier- und Polſtergewerbe braucht eine Reihe von einzelnen Hülfsgewerben, welche die maſſen- hafte Anfertigung einzelner Theile übernehmen. 1 Siehe z. B. die Schilderung der Berliner Möbelinduſtrie in den preuß. Handelskammerberichten für 1866. S. 281.

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Zitationshilfe: Schmoller, Gustav: Zur Geschichte der deutschen Kleingewerbe im 19. Jahrhundert. Halle (Saale), 1870, S. 201. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schmoller_kleingewerbe_1870/223>, abgerufen am 23.11.2024.