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Schmoller, Gustav: Zur Geschichte der deutschen Kleingewerbe im 19. Jahrhundert. Halle (Saale), 1870.

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Der Charakter des städtischen Magazins.
mannigfach; die Stellung des Unternehmers ebenso: er
ist bald nur Kaufmann, bald Techniker, immer ein
Mann etwas höherer Bildung und sozialer Stellung.
Größeres Kapital ist die Voraussetzung, große Vorräthe
zur Auswahl bilden die Grundlage des Geschäfts. Eine
vom Geist moderner Spekulation geleitete Reklame, glän-
zende Ausstattung, kolossale Schaufenster, gewandtes Ein-
gehen auf alle Bedürfnisse des Publikums bilden die
Mittel anzuziehen und einen großen Absatz zu erhalten.

Die Magazine bilden die Hauptklage des kleinen
Meisters, ihre Konkurrenz nimmt ihm die Arbeit und
würde ihm häufig noch gefährlicher werden, wenn das
Magazin nicht meist Baarzahlung verlangte, während
die Schneider und Schuster oft erst in einem Jahre,
oft noch später bezahlt werden und diesen ruinirenden
Kredit nicht weigern können, da in der That ein großer
Theil derer, die zu ihnen noch kommen, es nur thut,
weil hergebrachter Maßen dieser überlange Kredit im
Verkehr mit dem kleinen Meister üblich ist.

Aber nicht bloß der kleine Meister, auch mancher
solide Geschäftsmann warnt bedenklich vor dem Magazin,
und es unterliegt keinem Zweifel, -- das Magazinsystem
ist sehr vielfach der eigentliche Tummelplatz des modernen
Schwindels und Humbugs, ja der eigentlichen Betrügerei.
Der Großhandel ist reeller und solider geworden, weil
sich bei ihm in der Regel zwei Sachverständige gegen-
über stehen. Im Laden und Magazin stehen sich meist
ein Sachverständiger und ein Laie, ein mit den
Fälschungen, mit der bestimmten Waare überhaupt
wenig oder gar nicht Vertrauter gegenüber.

Der Charakter des ſtädtiſchen Magazins.
mannigfach; die Stellung des Unternehmers ebenſo: er
iſt bald nur Kaufmann, bald Techniker, immer ein
Mann etwas höherer Bildung und ſozialer Stellung.
Größeres Kapital iſt die Vorausſetzung, große Vorräthe
zur Auswahl bilden die Grundlage des Geſchäfts. Eine
vom Geiſt moderner Spekulation geleitete Reklame, glän-
zende Ausſtattung, koloſſale Schaufenſter, gewandtes Ein-
gehen auf alle Bedürfniſſe des Publikums bilden die
Mittel anzuziehen und einen großen Abſatz zu erhalten.

Die Magazine bilden die Hauptklage des kleinen
Meiſters, ihre Konkurrenz nimmt ihm die Arbeit und
würde ihm häufig noch gefährlicher werden, wenn das
Magazin nicht meiſt Baarzahlung verlangte, während
die Schneider und Schuſter oft erſt in einem Jahre,
oft noch ſpäter bezahlt werden und dieſen ruinirenden
Kredit nicht weigern können, da in der That ein großer
Theil derer, die zu ihnen noch kommen, es nur thut,
weil hergebrachter Maßen dieſer überlange Kredit im
Verkehr mit dem kleinen Meiſter üblich iſt.

Aber nicht bloß der kleine Meiſter, auch mancher
ſolide Geſchäftsmann warnt bedenklich vor dem Magazin,
und es unterliegt keinem Zweifel, — das Magazinſyſtem
iſt ſehr vielfach der eigentliche Tummelplatz des modernen
Schwindels und Humbugs, ja der eigentlichen Betrügerei.
Der Großhandel iſt reeller und ſolider geworden, weil
ſich bei ihm in der Regel zwei Sachverſtändige gegen-
über ſtehen. Im Laden und Magazin ſtehen ſich meiſt
ein Sachverſtändiger und ein Laie, ein mit den
Fälſchungen, mit der beſtimmten Waare überhaupt
wenig oder gar nicht Vertrauter gegenüber.

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[229/0251] Der Charakter des ſtädtiſchen Magazins. mannigfach; die Stellung des Unternehmers ebenſo: er iſt bald nur Kaufmann, bald Techniker, immer ein Mann etwas höherer Bildung und ſozialer Stellung. Größeres Kapital iſt die Vorausſetzung, große Vorräthe zur Auswahl bilden die Grundlage des Geſchäfts. Eine vom Geiſt moderner Spekulation geleitete Reklame, glän- zende Ausſtattung, koloſſale Schaufenſter, gewandtes Ein- gehen auf alle Bedürfniſſe des Publikums bilden die Mittel anzuziehen und einen großen Abſatz zu erhalten. Die Magazine bilden die Hauptklage des kleinen Meiſters, ihre Konkurrenz nimmt ihm die Arbeit und würde ihm häufig noch gefährlicher werden, wenn das Magazin nicht meiſt Baarzahlung verlangte, während die Schneider und Schuſter oft erſt in einem Jahre, oft noch ſpäter bezahlt werden und dieſen ruinirenden Kredit nicht weigern können, da in der That ein großer Theil derer, die zu ihnen noch kommen, es nur thut, weil hergebrachter Maßen dieſer überlange Kredit im Verkehr mit dem kleinen Meiſter üblich iſt. Aber nicht bloß der kleine Meiſter, auch mancher ſolide Geſchäftsmann warnt bedenklich vor dem Magazin, und es unterliegt keinem Zweifel, — das Magazinſyſtem iſt ſehr vielfach der eigentliche Tummelplatz des modernen Schwindels und Humbugs, ja der eigentlichen Betrügerei. Der Großhandel iſt reeller und ſolider geworden, weil ſich bei ihm in der Regel zwei Sachverſtändige gegen- über ſtehen. Im Laden und Magazin ſtehen ſich meiſt ein Sachverſtändiger und ein Laie, ein mit den Fälſchungen, mit der beſtimmten Waare überhaupt wenig oder gar nicht Vertrauter gegenüber.

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Zitationshilfe: Schmoller, Gustav: Zur Geschichte der deutschen Kleingewerbe im 19. Jahrhundert. Halle (Saale), 1870, S. 229. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schmoller_kleingewerbe_1870/251>, abgerufen am 23.11.2024.