müßte man jedenfalls zusetzen, so daß die größern sächsi- schen Städte auf 10--11 %, die kleinern auf 12--13 % kämen. Das ist jedenfalls den preußischen Verhältnissen analog, daß die kleineren Städte das zahlreichste Hand- werk haben. Das gegenüber Preußen viel stärkere länd- liche Handwerk hat seine Ursache in dem städtisch-in- dustriellen Charakter eines großen Theiles des platten Landes in Sachsen, außerdem in den zahlreichen Vor- stadtdörfern, in welchen für die Stadt arbeitende Hand- werker wohnen.1 Zugleich erhellt aus den sächsischen und preußischen Zahlen, welche das platte Land betreffen, wieder, wie viel wichtiger die realen Zustände und Be- dürfnisse gegenüber der Gewerbegesetzgebung sind. In Sachsen bis 1862 gewisse Beschränkungen des Land- handwerks, in Preußen keine Spur hiervon mehr seit langer Zeit; und doch ist das sächsische Landhandwerk zahlreicher.
Was nun aber die Veränderungen zwischen 1849 und 1861 in Sachsen betrifft, so sind sie sehr sprechend. In den größern Städten hat das Handwerk nicht viel mehr abgenommen, weil es hier schon früher sehr zurückging; die Hauptabnahme trifft die kleinen Städte; in ihnen vollzieht sich der Umschwung erst jetzt. Auf dem Lande haben die Handwerker etwas, aber sehr unbedeutend zu- genommen.
Unterscheidet man die einzelnen Gewerbe in dieser Beziehung, so trifft die Zunahme auf dem Lande gegen- über der Bevölkerung außer den hausindustriellen Be-
1 Zeitschrift des sächs. statist. Büreaus 1860. S. 122.
Die Vertheilung der Gewerbetreibenden.
müßte man jedenfalls zuſetzen, ſo daß die größern ſächſi- ſchen Städte auf 10—11 %, die kleinern auf 12—13 % kämen. Das iſt jedenfalls den preußiſchen Verhältniſſen analog, daß die kleineren Städte das zahlreichſte Hand- werk haben. Das gegenüber Preußen viel ſtärkere länd- liche Handwerk hat ſeine Urſache in dem ſtädtiſch-in- duſtriellen Charakter eines großen Theiles des platten Landes in Sachſen, außerdem in den zahlreichen Vor- ſtadtdörfern, in welchen für die Stadt arbeitende Hand- werker wohnen.1 Zugleich erhellt aus den ſächſiſchen und preußiſchen Zahlen, welche das platte Land betreffen, wieder, wie viel wichtiger die realen Zuſtände und Be- dürfniſſe gegenüber der Gewerbegeſetzgebung ſind. In Sachſen bis 1862 gewiſſe Beſchränkungen des Land- handwerks, in Preußen keine Spur hiervon mehr ſeit langer Zeit; und doch iſt das ſächſiſche Landhandwerk zahlreicher.
Was nun aber die Veränderungen zwiſchen 1849 und 1861 in Sachſen betrifft, ſo ſind ſie ſehr ſprechend. In den größern Städten hat das Handwerk nicht viel mehr abgenommen, weil es hier ſchon früher ſehr zurückging; die Hauptabnahme trifft die kleinen Städte; in ihnen vollzieht ſich der Umſchwung erſt jetzt. Auf dem Lande haben die Handwerker etwas, aber ſehr unbedeutend zu- genommen.
Unterſcheidet man die einzelnen Gewerbe in dieſer Beziehung, ſo trifft die Zunahme auf dem Lande gegen- über der Bevölkerung außer den hausinduſtriellen Be-
1 Zeitſchrift des ſächſ. ſtatiſt. Büreaus 1860. S. 122.
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Die Vertheilung der Gewerbetreibenden.
müßte man jedenfalls zuſetzen, ſo daß die größern ſächſi-
ſchen Städte auf 10—11 %, die kleinern auf 12—13 %
kämen. Das iſt jedenfalls den preußiſchen Verhältniſſen
analog, daß die kleineren Städte das zahlreichſte Hand-
werk haben. Das gegenüber Preußen viel ſtärkere länd-
liche Handwerk hat ſeine Urſache in dem ſtädtiſch-in-
duſtriellen Charakter eines großen Theiles des platten
Landes in Sachſen, außerdem in den zahlreichen Vor-
ſtadtdörfern, in welchen für die Stadt arbeitende Hand-
werker wohnen. 1 Zugleich erhellt aus den ſächſiſchen
und preußiſchen Zahlen, welche das platte Land betreffen,
wieder, wie viel wichtiger die realen Zuſtände und Be-
dürfniſſe gegenüber der Gewerbegeſetzgebung ſind. In
Sachſen bis 1862 gewiſſe Beſchränkungen des Land-
handwerks, in Preußen keine Spur hiervon mehr ſeit
langer Zeit; und doch iſt das ſächſiſche Landhandwerk
zahlreicher.
Was nun aber die Veränderungen zwiſchen 1849
und 1861 in Sachſen betrifft, ſo ſind ſie ſehr ſprechend.
In den größern Städten hat das Handwerk nicht viel mehr
abgenommen, weil es hier ſchon früher ſehr zurückging;
die Hauptabnahme trifft die kleinen Städte; in ihnen
vollzieht ſich der Umſchwung erſt jetzt. Auf dem Lande
haben die Handwerker etwas, aber ſehr unbedeutend zu-
genommen.
Unterſcheidet man die einzelnen Gewerbe in dieſer
Beziehung, ſo trifft die Zunahme auf dem Lande gegen-
über der Bevölkerung außer den hausinduſtriellen Be-
1 Zeitſchrift des ſächſ. ſtatiſt. Büreaus 1860. S. 122.
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Schmoller, Gustav: Zur Geschichte der deutschen Kleingewerbe im 19. Jahrhundert. Halle (Saale), 1870, S. 286. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schmoller_kleingewerbe_1870/308>, abgerufen am 22.11.2024.
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