Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schmoller, Gustav: Zur Geschichte der deutschen Kleingewerbe im 19. Jahrhundert. Halle (Saale), 1870.

Bild:
<< vorherige Seite

Kritik der Aufnahmen.
gleichung der verschiedenen Staaten kommt hinzu, daß
man sich bis zu einem gewissen Grade schon 1846,
vollständig 1861 zu einem gemeinsamen Schema in
den Zollvereinsstaaten einigte, daß man aber keine sichere
Garantie dafür hat, ob die Ausführung eine einheit-
liche, gleichmäßige ist, ob dieselben Kategorien überall
gleichmäßig aufgefaßt wurden.

Gerechten Zweifeln und Bedenken unterliegt auch
die ganze in Preußen übliche Trennung der Aufnahme
in zwei besondere Tabellen, in die Fabriktabelle und die
Handwerkertabelle.1 Engel hat nicht ganz Unrecht, wenn
er sagt, es fehle an jeder scharfen Definition für diese
Trennung, ganz abgesehen davon, daß die Uebergänge
von der einen zur andern Art so zahlreich und fein
schattirt seien, daß es schwer zu sagen sei, wo das Hand-
werk aufhöre, die Fabrik anfange. Es gibt Gerbereien,
Schmieden, Glockengießereien in der Handwerkertabelle
verzeichnet, die größer sind als viele Fabriken. Als
Meister werden nicht bloß selbständige Unternehmer,
sondern viele Arbeiter bezeichnet, die zu Hause für
Verleger arbeiten.

Mag dem aber sein, wie ihm wolle, die Trennung
ist eine gegebene Thatsache; für künftige Aufnahmen wird
sie als offene Frage zu diskutiren sein, für die früheren
ist sie da und es fragt sich bloß, ob sie die Thatsachen
so entstellt, daß wegen ihr gar keine richtige Bearbei-
tung möglich ist.

1 Die Angriffe gegen diese Eintheilung gehen hauptsächlich
von Engel aus: s. Zeitschrift des statist. Bur. 1863. S. 80. und
Preuß. Statistik V. S. 49.

Kritik der Aufnahmen.
gleichung der verſchiedenen Staaten kommt hinzu, daß
man ſich bis zu einem gewiſſen Grade ſchon 1846,
vollſtändig 1861 zu einem gemeinſamen Schema in
den Zollvereinsſtaaten einigte, daß man aber keine ſichere
Garantie dafür hat, ob die Ausführung eine einheit-
liche, gleichmäßige iſt, ob dieſelben Kategorien überall
gleichmäßig aufgefaßt wurden.

Gerechten Zweifeln und Bedenken unterliegt auch
die ganze in Preußen übliche Trennung der Aufnahme
in zwei beſondere Tabellen, in die Fabriktabelle und die
Handwerkertabelle.1 Engel hat nicht ganz Unrecht, wenn
er ſagt, es fehle an jeder ſcharfen Definition für dieſe
Trennung, ganz abgeſehen davon, daß die Uebergänge
von der einen zur andern Art ſo zahlreich und fein
ſchattirt ſeien, daß es ſchwer zu ſagen ſei, wo das Hand-
werk aufhöre, die Fabrik anfange. Es gibt Gerbereien,
Schmieden, Glockengießereien in der Handwerkertabelle
verzeichnet, die größer ſind als viele Fabriken. Als
Meiſter werden nicht bloß ſelbſtändige Unternehmer,
ſondern viele Arbeiter bezeichnet, die zu Hauſe für
Verleger arbeiten.

Mag dem aber ſein, wie ihm wolle, die Trennung
iſt eine gegebene Thatſache; für künftige Aufnahmen wird
ſie als offene Frage zu diskutiren ſein, für die früheren
iſt ſie da und es fragt ſich bloß, ob ſie die Thatſachen
ſo entſtellt, daß wegen ihr gar keine richtige Bearbei-
tung möglich iſt.

1 Die Angriffe gegen dieſe Eintheilung gehen hauptſächlich
von Engel aus: ſ. Zeitſchrift des ſtatiſt. Bur. 1863. S. 80. und
Preuß. Statiſtik V. S. 49.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0031" n="9"/><fw place="top" type="header">Kritik der Aufnahmen.</fw><lb/>
gleichung der ver&#x017F;chiedenen Staaten kommt hinzu, daß<lb/>
man &#x017F;ich bis zu einem gewi&#x017F;&#x017F;en Grade &#x017F;chon 1846,<lb/>
voll&#x017F;tändig 1861 zu einem gemein&#x017F;amen Schema in<lb/>
den Zollvereins&#x017F;taaten einigte, daß man aber keine &#x017F;ichere<lb/>
Garantie dafür hat, ob die Ausführung eine einheit-<lb/>
liche, gleichmäßige i&#x017F;t, ob die&#x017F;elben Kategorien überall<lb/>
gleichmäßig aufgefaßt wurden.</p><lb/>
        <p>Gerechten Zweifeln und Bedenken unterliegt auch<lb/>
die ganze in Preußen übliche Trennung der Aufnahme<lb/>
in zwei be&#x017F;ondere Tabellen, in die Fabriktabelle und die<lb/>
Handwerkertabelle.<note place="foot" n="1">Die Angriffe gegen die&#x017F;e Eintheilung gehen haupt&#x017F;ächlich<lb/>
von Engel aus: &#x017F;. Zeit&#x017F;chrift des &#x017F;tati&#x017F;t. Bur. 1863. S. 80. und<lb/>
Preuß. Stati&#x017F;tik <hi rendition="#aq">V.</hi> S. 49.</note> Engel hat nicht ganz Unrecht, wenn<lb/>
er &#x017F;agt, es fehle an jeder &#x017F;charfen Definition für die&#x017F;e<lb/>
Trennung, ganz abge&#x017F;ehen davon, daß die Uebergänge<lb/>
von der einen zur andern Art &#x017F;o zahlreich und fein<lb/>
&#x017F;chattirt &#x017F;eien, daß es &#x017F;chwer zu &#x017F;agen &#x017F;ei, wo das Hand-<lb/>
werk aufhöre, die Fabrik anfange. Es gibt Gerbereien,<lb/>
Schmieden, Glockengießereien in der Handwerkertabelle<lb/>
verzeichnet, die größer &#x017F;ind als viele Fabriken. Als<lb/>
Mei&#x017F;ter werden nicht bloß &#x017F;elb&#x017F;tändige Unternehmer,<lb/>
&#x017F;ondern viele Arbeiter bezeichnet, die zu Hau&#x017F;e für<lb/>
Verleger arbeiten.</p><lb/>
        <p>Mag dem aber &#x017F;ein, wie ihm wolle, die Trennung<lb/>
i&#x017F;t eine gegebene That&#x017F;ache; für künftige Aufnahmen wird<lb/>
&#x017F;ie als offene Frage zu diskutiren &#x017F;ein, für die früheren<lb/>
i&#x017F;t &#x017F;ie da und es fragt &#x017F;ich bloß, ob &#x017F;ie die That&#x017F;achen<lb/>
&#x017F;o ent&#x017F;tellt, daß wegen ihr gar keine richtige Bearbei-<lb/>
tung möglich i&#x017F;t.</p><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[9/0031] Kritik der Aufnahmen. gleichung der verſchiedenen Staaten kommt hinzu, daß man ſich bis zu einem gewiſſen Grade ſchon 1846, vollſtändig 1861 zu einem gemeinſamen Schema in den Zollvereinsſtaaten einigte, daß man aber keine ſichere Garantie dafür hat, ob die Ausführung eine einheit- liche, gleichmäßige iſt, ob dieſelben Kategorien überall gleichmäßig aufgefaßt wurden. Gerechten Zweifeln und Bedenken unterliegt auch die ganze in Preußen übliche Trennung der Aufnahme in zwei beſondere Tabellen, in die Fabriktabelle und die Handwerkertabelle. 1 Engel hat nicht ganz Unrecht, wenn er ſagt, es fehle an jeder ſcharfen Definition für dieſe Trennung, ganz abgeſehen davon, daß die Uebergänge von der einen zur andern Art ſo zahlreich und fein ſchattirt ſeien, daß es ſchwer zu ſagen ſei, wo das Hand- werk aufhöre, die Fabrik anfange. Es gibt Gerbereien, Schmieden, Glockengießereien in der Handwerkertabelle verzeichnet, die größer ſind als viele Fabriken. Als Meiſter werden nicht bloß ſelbſtändige Unternehmer, ſondern viele Arbeiter bezeichnet, die zu Hauſe für Verleger arbeiten. Mag dem aber ſein, wie ihm wolle, die Trennung iſt eine gegebene Thatſache; für künftige Aufnahmen wird ſie als offene Frage zu diskutiren ſein, für die früheren iſt ſie da und es fragt ſich bloß, ob ſie die Thatſachen ſo entſtellt, daß wegen ihr gar keine richtige Bearbei- tung möglich iſt. 1 Die Angriffe gegen dieſe Eintheilung gehen hauptſächlich von Engel aus: ſ. Zeitſchrift des ſtatiſt. Bur. 1863. S. 80. und Preuß. Statiſtik V. S. 49.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schmoller_kleingewerbe_1870
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schmoller_kleingewerbe_1870/31
Zitationshilfe: Schmoller, Gustav: Zur Geschichte der deutschen Kleingewerbe im 19. Jahrhundert. Halle (Saale), 1870, S. 9. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schmoller_kleingewerbe_1870/31>, abgerufen am 03.12.2024.