Schmoller, Gustav: Zur Geschichte der deutschen Kleingewerbe im 19. Jahrhundert. Halle (Saale), 1870.Die Förderung der Kleingewerbe in Württemberg. ich erinnern. Sie hat unter ihrem tüchtigen DirektorSteinbeis sich vorzugsweise bemüht, in die Kreise des eigentlichen Handwerks Anregung und Förderung zu bringen. Sie hat neue lohnendere Industriezweige ein- geführt, die bestehenden Hausindustrien auf die kunst- volleren Branchen, die dem Handwerk bleiben, überge- leitet, sie hat tüchtige Gewerbetreibende im Auslande lernen lassen, fremde Gewerbetreibende zur Einführung und Hebung einzelner Gewerbe ins Land gezogen. Sie hat einen dauerden Fonds zu Reiseunterstützungen für kleine Gewerbetreibende. Sie hat in jeder Weise den Absatz nach Außen zu fördern gesucht; sie hat in dem stutt- garter Musterlager dem kleinen Manne, der nicht reisen kann, Gelegenheit geschafft, alles Neue, Muster, Ma- schinen und Werkzeuge zu sehen; sie überläßt zeitweise neue Maschinen den Einzelnen zur Probe. Zwei Webschulen und verschiedene Lehrwerkstätten für Weber hat sie in's Leben gerufen, sie zahlt Prämien für Anschaffung neuer musterhafter Webstühle. In hunderte von Werkstätten kamen so im Laufe weniger Jahre verbesserte Werkzeuge und Methoden. Auch literarisch sucht sie zu wirken durch das billige tüchtig redigirte Gewerbeblatt, durch Verbreitung leicht verständlicher technischer Schriften. Das wichtigste aber ist das gesammte gewerbliche 21 *
Die Förderung der Kleingewerbe in Württemberg. ich erinnern. Sie hat unter ihrem tüchtigen DirektorSteinbeis ſich vorzugsweiſe bemüht, in die Kreiſe des eigentlichen Handwerks Anregung und Förderung zu bringen. Sie hat neue lohnendere Induſtriezweige ein- geführt, die beſtehenden Hausinduſtrien auf die kunſt- volleren Branchen, die dem Handwerk bleiben, überge- leitet, ſie hat tüchtige Gewerbetreibende im Auslande lernen laſſen, fremde Gewerbetreibende zur Einführung und Hebung einzelner Gewerbe ins Land gezogen. Sie hat einen dauerden Fonds zu Reiſeunterſtützungen für kleine Gewerbetreibende. Sie hat in jeder Weiſe den Abſatz nach Außen zu fördern geſucht; ſie hat in dem ſtutt- garter Muſterlager dem kleinen Manne, der nicht reiſen kann, Gelegenheit geſchafft, alles Neue, Muſter, Ma- ſchinen und Werkzeuge zu ſehen; ſie überläßt zeitweiſe neue Maſchinen den Einzelnen zur Probe. Zwei Webſchulen und verſchiedene Lehrwerkſtätten für Weber hat ſie in’s Leben gerufen, ſie zahlt Prämien für Anſchaffung neuer muſterhafter Webſtühle. In hunderte von Werkſtätten kamen ſo im Laufe weniger Jahre verbeſſerte Werkzeuge und Methoden. Auch literariſch ſucht ſie zu wirken durch das billige tüchtig redigirte Gewerbeblatt, durch Verbreitung leicht verſtändlicher techniſcher Schriften. Das wichtigſte aber iſt das geſammte gewerbliche 21 *
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Die Förderung der Kleingewerbe in Württemberg.
ich erinnern. Sie hat unter ihrem tüchtigen Direktor
Steinbeis ſich vorzugsweiſe bemüht, in die Kreiſe des
eigentlichen Handwerks Anregung und Förderung zu
bringen. Sie hat neue lohnendere Induſtriezweige ein-
geführt, die beſtehenden Hausinduſtrien auf die kunſt-
volleren Branchen, die dem Handwerk bleiben, überge-
leitet, ſie hat tüchtige Gewerbetreibende im Auslande
lernen laſſen, fremde Gewerbetreibende zur Einführung
und Hebung einzelner Gewerbe ins Land gezogen. Sie
hat einen dauerden Fonds zu Reiſeunterſtützungen für
kleine Gewerbetreibende. Sie hat in jeder Weiſe den
Abſatz nach Außen zu fördern geſucht; ſie hat in dem ſtutt-
garter Muſterlager dem kleinen Manne, der nicht reiſen
kann, Gelegenheit geſchafft, alles Neue, Muſter, Ma-
ſchinen und Werkzeuge zu ſehen; ſie überläßt zeitweiſe neue
Maſchinen den Einzelnen zur Probe. Zwei Webſchulen
und verſchiedene Lehrwerkſtätten für Weber hat ſie in’s
Leben gerufen, ſie zahlt Prämien für Anſchaffung neuer
muſterhafter Webſtühle. In hunderte von Werkſtätten
kamen ſo im Laufe weniger Jahre verbeſſerte Werkzeuge
und Methoden. Auch literariſch ſucht ſie zu wirken
durch das billige tüchtig redigirte Gewerbeblatt, durch
Verbreitung leicht verſtändlicher techniſcher Schriften.
Das wichtigſte aber iſt das geſammte gewerbliche
Fortbildungsweſen, das die Lehrlinge und Geſellen all-
abendlich und des Sonntags wieder zur Schule ver-
ſammelt. Die Anregung ging auch von der Zentral-
ſtelle aus, die Gemeinden wirkten mit, indem ſie
einen Theil der Koſten übernahmen. Beſonders der
ertheilte Zeichen- und Modellirunterricht, der in den
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