liehen. Alle diese Bestrebungen kommen indirekt dem Ganzen, direkt und zunächst aber der großen Industrie, dem großen Kapital zu Gute.
Was für die kleine Industrie geschehen ist, ist unbe- deutend;1 die wenigen Provinzialgewerbeschulen erstrecken ihre Wirkung nur auf die Elite des höhern Hand- werkerstandes; der Zeichenunterricht, das niedere gewerb- liche Schulwesen liegt bis in die neuere Zeit mit weni- gen Ausnahmen ganz darnieder, ist nur an denjenigen Orten entwickelt, wo Privat-, Handwerkerbildungs- und Gewerbevereine die Sache in die Hand nahmen.
Man blicke dem gegenüber auf das gewerbliche Bildungswesen Süddeutschlands, auf das, was man dort für die Kleingewerbe überhaupt thut. Ich will von der Thätigkeit Badens und Baierns nach dieser Richtung nicht weiter sprechen. Von Baiern wäre haupt- sächlich der wohlthätige Einfluß der ausgezeichneten Nürnberger Kunstgewerbeschule zu erwähnen. Nur an die mir am meisten bekannte Thätigkeit der württem- bergischen Zentralstelle für Handel und Gewerbe2 will
1 Schwabe, die Förderung der Kunstindustrie in England, Berlin 1866, gibt einen Ueberblick über die deutschen Bestrebungen nach dieser Richtung und spricht sich ganz in gleichem Sinne aus S. 188--191.
2 Siehe: Steinbeis, die Elemente der Gewerbebeför- derung, nachgewiesen an der belgischen Industrie. 1851. Mirus, über Gewerbebeförderung und Gewerbsthätigkeit im Königreich Württemberg. Leipzig 1861. Württembergische Han- delskammerberichte für 1864, Anhang. Dorn, Pflege und För- derung des gewerblichen Forschritts durch die Regierung in Württemberg. Wien 1868.
Die Vertheilung der Gewerbetreibenden.
liehen. Alle dieſe Beſtrebungen kommen indirekt dem Ganzen, direkt und zunächſt aber der großen Induſtrie, dem großen Kapital zu Gute.
Was für die kleine Induſtrie geſchehen iſt, iſt unbe- deutend;1 die wenigen Provinzialgewerbeſchulen erſtrecken ihre Wirkung nur auf die Elite des höhern Hand- werkerſtandes; der Zeichenunterricht, das niedere gewerb- liche Schulweſen liegt bis in die neuere Zeit mit weni- gen Ausnahmen ganz darnieder, iſt nur an denjenigen Orten entwickelt, wo Privat-, Handwerkerbildungs- und Gewerbevereine die Sache in die Hand nahmen.
Man blicke dem gegenüber auf das gewerbliche Bildungsweſen Süddeutſchlands, auf das, was man dort für die Kleingewerbe überhaupt thut. Ich will von der Thätigkeit Badens und Baierns nach dieſer Richtung nicht weiter ſprechen. Von Baiern wäre haupt- ſächlich der wohlthätige Einfluß der ausgezeichneten Nürnberger Kunſtgewerbeſchule zu erwähnen. Nur an die mir am meiſten bekannte Thätigkeit der württem- bergiſchen Zentralſtelle für Handel und Gewerbe2 will
1 Schwabe, die Förderung der Kunſtinduſtrie in England, Berlin 1866, gibt einen Ueberblick über die deutſchen Beſtrebungen nach dieſer Richtung und ſpricht ſich ganz in gleichem Sinne aus S. 188—191.
2 Siehe: Steinbeis, die Elemente der Gewerbebeför- derung, nachgewieſen an der belgiſchen Induſtrie. 1851. Mirus, über Gewerbebeförderung und Gewerbsthätigkeit im Königreich Württemberg. Leipzig 1861. Württembergiſche Han- delskammerberichte für 1864, Anhang. Dorn, Pflege und För- derung des gewerblichen Forſchritts durch die Regierung in Württemberg. Wien 1868.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0344"n="322"/><fwplace="top"type="header">Die Vertheilung der Gewerbetreibenden.</fw><lb/>
liehen. Alle dieſe Beſtrebungen kommen indirekt dem<lb/>
Ganzen, direkt und zunächſt aber der großen Induſtrie,<lb/>
dem großen Kapital zu Gute.</p><lb/><p>Was für die kleine Induſtrie geſchehen iſt, iſt unbe-<lb/>
deutend;<noteplace="foot"n="1">Schwabe, die Förderung der Kunſtinduſtrie in England,<lb/>
Berlin 1866, gibt einen Ueberblick über die deutſchen Beſtrebungen<lb/>
nach dieſer Richtung und ſpricht ſich ganz in gleichem Sinne<lb/>
aus S. 188—191.</note> die wenigen Provinzialgewerbeſchulen erſtrecken<lb/>
ihre Wirkung nur auf die Elite des höhern Hand-<lb/>
werkerſtandes; der Zeichenunterricht, das niedere gewerb-<lb/>
liche Schulweſen liegt bis in die neuere Zeit mit weni-<lb/>
gen Ausnahmen ganz darnieder, iſt nur an denjenigen<lb/>
Orten entwickelt, wo Privat-, Handwerkerbildungs- und<lb/>
Gewerbevereine die Sache in die Hand nahmen.</p><lb/><p>Man blicke dem gegenüber auf das gewerbliche<lb/>
Bildungsweſen Süddeutſchlands, auf das, was man<lb/>
dort für die Kleingewerbe überhaupt thut. Ich will<lb/>
von der Thätigkeit Badens und Baierns nach dieſer<lb/>
Richtung nicht weiter ſprechen. Von Baiern wäre haupt-<lb/>ſächlich der wohlthätige Einfluß der ausgezeichneten<lb/>
Nürnberger Kunſtgewerbeſchule zu erwähnen. Nur an<lb/>
die mir am meiſten bekannte Thätigkeit der württem-<lb/>
bergiſchen Zentralſtelle für Handel und Gewerbe<noteplace="foot"n="2">Siehe: Steinbeis, die Elemente der Gewerbebeför-<lb/>
derung, nachgewieſen an der belgiſchen Induſtrie. 1851.<lb/>
Mirus, über Gewerbebeförderung und Gewerbsthätigkeit im<lb/>
Königreich Württemberg. Leipzig 1861. Württembergiſche Han-<lb/>
delskammerberichte für 1864, Anhang. Dorn, Pflege und För-<lb/>
derung des gewerblichen Forſchritts durch die Regierung in<lb/>
Württemberg. Wien 1868.</note> will<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[322/0344]
Die Vertheilung der Gewerbetreibenden.
liehen. Alle dieſe Beſtrebungen kommen indirekt dem
Ganzen, direkt und zunächſt aber der großen Induſtrie,
dem großen Kapital zu Gute.
Was für die kleine Induſtrie geſchehen iſt, iſt unbe-
deutend; 1 die wenigen Provinzialgewerbeſchulen erſtrecken
ihre Wirkung nur auf die Elite des höhern Hand-
werkerſtandes; der Zeichenunterricht, das niedere gewerb-
liche Schulweſen liegt bis in die neuere Zeit mit weni-
gen Ausnahmen ganz darnieder, iſt nur an denjenigen
Orten entwickelt, wo Privat-, Handwerkerbildungs- und
Gewerbevereine die Sache in die Hand nahmen.
Man blicke dem gegenüber auf das gewerbliche
Bildungsweſen Süddeutſchlands, auf das, was man
dort für die Kleingewerbe überhaupt thut. Ich will
von der Thätigkeit Badens und Baierns nach dieſer
Richtung nicht weiter ſprechen. Von Baiern wäre haupt-
ſächlich der wohlthätige Einfluß der ausgezeichneten
Nürnberger Kunſtgewerbeſchule zu erwähnen. Nur an
die mir am meiſten bekannte Thätigkeit der württem-
bergiſchen Zentralſtelle für Handel und Gewerbe 2 will
1 Schwabe, die Förderung der Kunſtinduſtrie in England,
Berlin 1866, gibt einen Ueberblick über die deutſchen Beſtrebungen
nach dieſer Richtung und ſpricht ſich ganz in gleichem Sinne
aus S. 188—191.
2 Siehe: Steinbeis, die Elemente der Gewerbebeför-
derung, nachgewieſen an der belgiſchen Induſtrie. 1851.
Mirus, über Gewerbebeförderung und Gewerbsthätigkeit im
Königreich Württemberg. Leipzig 1861. Württembergiſche Han-
delskammerberichte für 1864, Anhang. Dorn, Pflege und För-
derung des gewerblichen Forſchritts durch die Regierung in
Württemberg. Wien 1868.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Schmoller, Gustav: Zur Geschichte der deutschen Kleingewerbe im 19. Jahrhundert. Halle (Saale), 1870, S. 322. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schmoller_kleingewerbe_1870/344>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.