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Schmoller, Gustav: Zur Geschichte der deutschen Kleingewerbe im 19. Jahrhundert. Halle (Saale), 1870.

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Die Vertheilung der Gewerbetreibenden.
Stabilität; theilweise gedrückte, theilweise erst langsam
sich bessernde Zustände; später eine Zeit des Fortschritts,
der Blüthe. In der ersten Periode beträgt die Gehülfen-
zahl mit nicht allzugroßen Schwankungen etwas über
die Hälfte der Meisterzahl. Es ist das Verhältniß,
wobei jeder Gehülfe noch sichere Aussicht hat, bald
selbst Meister zu werden, eine Aussicht, die durch die
Gewerbefreiheit noch erhöht wurde. Jedem war ja jetzt
gestattet, selbst ein Geschäft anzufangen. Und die tech-
nischen Anforderungen waren noch so gering, daß die
kleinen Geschäfte wohl noch bestehen konnten.

Der Wechsel der Gehülfenzahl unter sich in den
Jahren 1816--31 ist darnach auch sehr begreiflich.
Mehren sich die Bestellungen, die Geschäfte etwas, so
nehmen die Meister zunächst etwas mehr Lehrlinge an,
die bald zu Gesellen werden. Dauert das nur einige
Zeit, das Meisterwerden ist aber nach den Erforder-
nissen, die an den Kapitalbesitz, an die technische Fertig-
keit der Betreffenden vom Publikum gestellt werden,
noch leicht, so wird der Wunsch aller ältern Gesellen,
selbständig zu werden, sich geltend machen. Dadurch
muß bei der nächsten Aufnahme die Meisterzahl wieder
etwas höher, die Gehülfenzahl wieder etwas niedriger
sich stellen, wenn nicht unterdessen die Gesammtnachfrage
so gestiegen ist, daß die vom Gesellen zum Meister
Uebergehenden schon wieder mehr als ersetzt sind durch
Neueintretende. So, glaube ich, haben wir den zwei-
maligen Anlauf zu einer etwas stärkeren Gehülfenzahl
1816 und 1825 zu erklären, der beidesmal wieder
einem Rückgang Platz macht.

Die Vertheilung der Gewerbetreibenden.
Stabilität; theilweiſe gedrückte, theilweiſe erſt langſam
ſich beſſernde Zuſtände; ſpäter eine Zeit des Fortſchritts,
der Blüthe. In der erſten Periode beträgt die Gehülfen-
zahl mit nicht allzugroßen Schwankungen etwas über
die Hälfte der Meiſterzahl. Es iſt das Verhältniß,
wobei jeder Gehülfe noch ſichere Ausſicht hat, bald
ſelbſt Meiſter zu werden, eine Ausſicht, die durch die
Gewerbefreiheit noch erhöht wurde. Jedem war ja jetzt
geſtattet, ſelbſt ein Geſchäft anzufangen. Und die tech-
niſchen Anforderungen waren noch ſo gering, daß die
kleinen Geſchäfte wohl noch beſtehen konnten.

Der Wechſel der Gehülfenzahl unter ſich in den
Jahren 1816—31 iſt darnach auch ſehr begreiflich.
Mehren ſich die Beſtellungen, die Geſchäfte etwas, ſo
nehmen die Meiſter zunächſt etwas mehr Lehrlinge an,
die bald zu Geſellen werden. Dauert das nur einige
Zeit, das Meiſterwerden iſt aber nach den Erforder-
niſſen, die an den Kapitalbeſitz, an die techniſche Fertig-
keit der Betreffenden vom Publikum geſtellt werden,
noch leicht, ſo wird der Wunſch aller ältern Geſellen,
ſelbſtändig zu werden, ſich geltend machen. Dadurch
muß bei der nächſten Aufnahme die Meiſterzahl wieder
etwas höher, die Gehülfenzahl wieder etwas niedriger
ſich ſtellen, wenn nicht unterdeſſen die Geſammtnachfrage
ſo geſtiegen iſt, daß die vom Geſellen zum Meiſter
Uebergehenden ſchon wieder mehr als erſetzt ſind durch
Neueintretende. So, glaube ich, haben wir den zwei-
maligen Anlauf zu einer etwas ſtärkeren Gehülfenzahl
1816 und 1825 zu erklären, der beidesmal wieder
einem Rückgang Platz macht.

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[332/0354] Die Vertheilung der Gewerbetreibenden. Stabilität; theilweiſe gedrückte, theilweiſe erſt langſam ſich beſſernde Zuſtände; ſpäter eine Zeit des Fortſchritts, der Blüthe. In der erſten Periode beträgt die Gehülfen- zahl mit nicht allzugroßen Schwankungen etwas über die Hälfte der Meiſterzahl. Es iſt das Verhältniß, wobei jeder Gehülfe noch ſichere Ausſicht hat, bald ſelbſt Meiſter zu werden, eine Ausſicht, die durch die Gewerbefreiheit noch erhöht wurde. Jedem war ja jetzt geſtattet, ſelbſt ein Geſchäft anzufangen. Und die tech- niſchen Anforderungen waren noch ſo gering, daß die kleinen Geſchäfte wohl noch beſtehen konnten. Der Wechſel der Gehülfenzahl unter ſich in den Jahren 1816—31 iſt darnach auch ſehr begreiflich. Mehren ſich die Beſtellungen, die Geſchäfte etwas, ſo nehmen die Meiſter zunächſt etwas mehr Lehrlinge an, die bald zu Geſellen werden. Dauert das nur einige Zeit, das Meiſterwerden iſt aber nach den Erforder- niſſen, die an den Kapitalbeſitz, an die techniſche Fertig- keit der Betreffenden vom Publikum geſtellt werden, noch leicht, ſo wird der Wunſch aller ältern Geſellen, ſelbſtändig zu werden, ſich geltend machen. Dadurch muß bei der nächſten Aufnahme die Meiſterzahl wieder etwas höher, die Gehülfenzahl wieder etwas niedriger ſich ſtellen, wenn nicht unterdeſſen die Geſammtnachfrage ſo geſtiegen iſt, daß die vom Geſellen zum Meiſter Uebergehenden ſchon wieder mehr als erſetzt ſind durch Neueintretende. So, glaube ich, haben wir den zwei- maligen Anlauf zu einer etwas ſtärkeren Gehülfenzahl 1816 und 1825 zu erklären, der beidesmal wieder einem Rückgang Platz macht.

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Zitationshilfe: Schmoller, Gustav: Zur Geschichte der deutschen Kleingewerbe im 19. Jahrhundert. Halle (Saale), 1870, S. 332. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schmoller_kleingewerbe_1870/354>, abgerufen am 23.11.2024.