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Schmoller, Gustav: Zur Geschichte der deutschen Kleingewerbe im 19. Jahrhundert. Halle (Saale), 1870.

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Die Bildung des Lehrlings.
ration noch tiefer herabdrückt, noch mehr dazu beiträgt,
alle Geschäfte in die Hände der höhern Unternehmer-
klasse zu bringen. Dem ist nur abzuhelfen, wenn man
in den Kreisen der Handwerker den gewerblichen Schulen
die Aufmerksamkeit schenkt, die sie verdienen, wenn man
die jungen Leute zu ihrem Besuche anhält, wenn man
dieselben je kürzere Zeit in verschiedene Etablissements
als Volontaire oder Arbeiter unterbringt, wobei sie
praktisch alles in ihr Geschäft Einschlägige lernen und
sehen, wenn man endlich möglichst durch freiwillige
Prüfungen den Ehrgeiz zu wecken, den Bemühungen ein
festes Ziel zu setzen sucht.

Das ist die neue Art, wie man die gewerbliche
Jugend heranbilden muß. Die Jugend soll arbeiten
lernen; aber die Jugendjahre sollen daneben vor Allem
eine Bildungs-, nicht bloß eine Arbeitszeit sein.
Und das Gefährliche aller in neuerem Style eingerichteten
Geschäfte ist es, schon den 14 jährigen als reinen Ar-
beiter zu gebrauchen, ohne ihn etwas lernen zu lassen,
ohne ihm einen Ueberblick über die sämmtlichen kauf-
männischen und technischen Spezialitäten seiner Geschäfts-
branche zu geben.



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Die Bildung des Lehrlings.
ration noch tiefer herabdrückt, noch mehr dazu beiträgt,
alle Geſchäfte in die Hände der höhern Unternehmer-
klaſſe zu bringen. Dem iſt nur abzuhelfen, wenn man
in den Kreiſen der Handwerker den gewerblichen Schulen
die Aufmerkſamkeit ſchenkt, die ſie verdienen, wenn man
die jungen Leute zu ihrem Beſuche anhält, wenn man
dieſelben je kürzere Zeit in verſchiedene Etabliſſements
als Volontaire oder Arbeiter unterbringt, wobei ſie
praktiſch alles in ihr Geſchäft Einſchlägige lernen und
ſehen, wenn man endlich möglichſt durch freiwillige
Prüfungen den Ehrgeiz zu wecken, den Bemühungen ein
feſtes Ziel zu ſetzen ſucht.

Das iſt die neue Art, wie man die gewerbliche
Jugend heranbilden muß. Die Jugend ſoll arbeiten
lernen; aber die Jugendjahre ſollen daneben vor Allem
eine Bildungs-, nicht bloß eine Arbeitszeit ſein.
Und das Gefährliche aller in neuerem Style eingerichteten
Geſchäfte iſt es, ſchon den 14 jährigen als reinen Ar-
beiter zu gebrauchen, ohne ihn etwas lernen zu laſſen,
ohne ihm einen Ueberblick über die ſämmtlichen kauf-
männiſchen und techniſchen Spezialitäten ſeiner Geſchäfts-
branche zu geben.



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[355/0377] Die Bildung des Lehrlings. ration noch tiefer herabdrückt, noch mehr dazu beiträgt, alle Geſchäfte in die Hände der höhern Unternehmer- klaſſe zu bringen. Dem iſt nur abzuhelfen, wenn man in den Kreiſen der Handwerker den gewerblichen Schulen die Aufmerkſamkeit ſchenkt, die ſie verdienen, wenn man die jungen Leute zu ihrem Beſuche anhält, wenn man dieſelben je kürzere Zeit in verſchiedene Etabliſſements als Volontaire oder Arbeiter unterbringt, wobei ſie praktiſch alles in ihr Geſchäft Einſchlägige lernen und ſehen, wenn man endlich möglichſt durch freiwillige Prüfungen den Ehrgeiz zu wecken, den Bemühungen ein feſtes Ziel zu ſetzen ſucht. Das iſt die neue Art, wie man die gewerbliche Jugend heranbilden muß. Die Jugend ſoll arbeiten lernen; aber die Jugendjahre ſollen daneben vor Allem eine Bildungs-, nicht bloß eine Arbeitszeit ſein. Und das Gefährliche aller in neuerem Style eingerichteten Geſchäfte iſt es, ſchon den 14 jährigen als reinen Ar- beiter zu gebrauchen, ohne ihn etwas lernen zu laſſen, ohne ihm einen Ueberblick über die ſämmtlichen kauf- männiſchen und techniſchen Spezialitäten ſeiner Geſchäfts- branche zu geben. 23 *

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Zitationshilfe: Schmoller, Gustav: Zur Geschichte der deutschen Kleingewerbe im 19. Jahrhundert. Halle (Saale), 1870, S. 355. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schmoller_kleingewerbe_1870/377>, abgerufen am 25.11.2024.