nisse schon etwas anders gestaltet; die Durchschnittszahlen der Provinz sind beeinflußt von den zahlreichen Meistern in den vielen Dörfern. Aber selbst in Köln hat der Maurermeister wie der Zimmermeister durchschnittlich 1861 nur etwa 6 Gehülfen; ähnliche Zahlen zeigen sich in Krefeld, Düsseldorf, Essen, Elberfeld, Barmen und Aachen; in Koblenz und Trier sind die Geschäfte noch sehr viel kleiner. Die allgemeinen Verhältnisse begün- stigen dort auch heute noch mehr die kleinen Geschäfte. Der Bau auf eigene Rechnung ist überhaupt auch heute noch bei richtiger Beaufsichtigung das billigste. Große Bauten werden dort, wie anderwärts, nicht von den Werk- meistern, sondern von königlichen Baumeistern entworfen und geleitet und es handelt sich dann bei der Ausführung nur darum, statt einem oder wenigen Werkmeistern um- fangreiche Theile des Baues in Verding zu geben, eine größere Zahl kleinerer Meister für die einzelnen Theile heran zu ziehen.
Die Aufhebung der Prüfungen für die Bauhand- werker wird Manches besonders in den alten östlichen Provinzen ändern. Für die Bauten auf dem Lande, für die Bauten der kleinen Leute wird sie entschieden als eine Wohlthat zu begrüßen sein; kleine Wohnun- gen, Wohnungen für die arbeitenden Klassen werden leichter entstehen, weil kleine Meister, die vom einfachen Gesellen sich durch Fleiß und Sparsamkeit empor arbei- ten, zahlreicher als vorher sich zu solchen Bauten an- bieten werden. Es kann da auch der Bau auf eigene Rechnung durch kleine Meister wieder etwas häufiger werden.
Die Baugewerbe am Rhein.
niſſe ſchon etwas anders geſtaltet; die Durchſchnittszahlen der Provinz ſind beeinflußt von den zahlreichen Meiſtern in den vielen Dörfern. Aber ſelbſt in Köln hat der Maurermeiſter wie der Zimmermeiſter durchſchnittlich 1861 nur etwa 6 Gehülfen; ähnliche Zahlen zeigen ſich in Krefeld, Düſſeldorf, Eſſen, Elberfeld, Barmen und Aachen; in Koblenz und Trier ſind die Geſchäfte noch ſehr viel kleiner. Die allgemeinen Verhältniſſe begün- ſtigen dort auch heute noch mehr die kleinen Geſchäfte. Der Bau auf eigene Rechnung iſt überhaupt auch heute noch bei richtiger Beaufſichtigung das billigſte. Große Bauten werden dort, wie anderwärts, nicht von den Werk- meiſtern, ſondern von königlichen Baumeiſtern entworfen und geleitet und es handelt ſich dann bei der Ausführung nur darum, ſtatt einem oder wenigen Werkmeiſtern um- fangreiche Theile des Baues in Verding zu geben, eine größere Zahl kleinerer Meiſter für die einzelnen Theile heran zu ziehen.
Die Aufhebung der Prüfungen für die Bauhand- werker wird Manches beſonders in den alten öſtlichen Provinzen ändern. Für die Bauten auf dem Lande, für die Bauten der kleinen Leute wird ſie entſchieden als eine Wohlthat zu begrüßen ſein; kleine Wohnun- gen, Wohnungen für die arbeitenden Klaſſen werden leichter entſtehen, weil kleine Meiſter, die vom einfachen Geſellen ſich durch Fleiß und Sparſamkeit empor arbei- ten, zahlreicher als vorher ſich zu ſolchen Bauten an- bieten werden. Es kann da auch der Bau auf eigene Rechnung durch kleine Meiſter wieder etwas häufiger werden.
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Die Baugewerbe am Rhein.
niſſe ſchon etwas anders geſtaltet; die Durchſchnittszahlen
der Provinz ſind beeinflußt von den zahlreichen Meiſtern
in den vielen Dörfern. Aber ſelbſt in Köln hat der
Maurermeiſter wie der Zimmermeiſter durchſchnittlich 1861
nur etwa 6 Gehülfen; ähnliche Zahlen zeigen ſich in
Krefeld, Düſſeldorf, Eſſen, Elberfeld, Barmen und
Aachen; in Koblenz und Trier ſind die Geſchäfte noch
ſehr viel kleiner. Die allgemeinen Verhältniſſe begün-
ſtigen dort auch heute noch mehr die kleinen Geſchäfte.
Der Bau auf eigene Rechnung iſt überhaupt auch heute
noch bei richtiger Beaufſichtigung das billigſte. Große
Bauten werden dort, wie anderwärts, nicht von den Werk-
meiſtern, ſondern von königlichen Baumeiſtern entworfen
und geleitet und es handelt ſich dann bei der Ausführung
nur darum, ſtatt einem oder wenigen Werkmeiſtern um-
fangreiche Theile des Baues in Verding zu geben, eine
größere Zahl kleinerer Meiſter für die einzelnen Theile
heran zu ziehen.
Die Aufhebung der Prüfungen für die Bauhand-
werker wird Manches beſonders in den alten öſtlichen
Provinzen ändern. Für die Bauten auf dem Lande,
für die Bauten der kleinen Leute wird ſie entſchieden
als eine Wohlthat zu begrüßen ſein; kleine Wohnun-
gen, Wohnungen für die arbeitenden Klaſſen werden
leichter entſtehen, weil kleine Meiſter, die vom einfachen
Geſellen ſich durch Fleiß und Sparſamkeit empor arbei-
ten, zahlreicher als vorher ſich zu ſolchen Bauten an-
bieten werden. Es kann da auch der Bau auf eigene
Rechnung durch kleine Meiſter wieder etwas häufiger
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Schmoller, Gustav: Zur Geschichte der deutschen Kleingewerbe im 19. Jahrhundert. Halle (Saale), 1870, S. 389. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schmoller_kleingewerbe_1870/411>, abgerufen am 22.11.2024.
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