Schmoller, Gustav: Zur Geschichte der deutschen Kleingewerbe im 19. Jahrhundert. Halle (Saale), 1870.Die Umbildung einzelner Gewerbszweige. ihre Familien so billig essen und trinken, geheime kaiser-liche Subvention haben oder gehabt haben. Die cafes und restaurants fraternelles, die associations pour la vie a bon marche, die societe de l'humanite in Lille, von welchen Huber erzählt, 1 sind Sache von Ar- beitervereinen. Wenn jetzt in Paris ähnliche Riesen- küchenanstalten auch vereinzelt durch Privatthätigkeit ent- standen sind, wie die Duval'schen Etablissements, die maisons de bouillon, so sind das doch mehr Ausnah- men. In Berlin ist erst durch gemeinnützige Thätigkeit in den letzten Jahren der Verein für Volksküchen ent- standen, der durch den Betrieb im Großen im Stande ist, für 13/4 Sgr. eine ganze für einen kräftigen Mann ausreichende Portion kompaktes in Bouillon gekochtes Gemüse und Fleisch zu verabreichen. 2 In Sachsen 3 werden schon 1849--56 eine Reihe von Volksküchen erwähnt; 1855 sogar 74 an der Zahl; 1856 sind sie schon wieder auf 44 gesunken; die bloß als Wohlthätig- keitsinstitute fungirenden sind wieder eingestellt. Engel lobt ihren Erfolg außerordentlich in rein wirthschaftlicher, aber auch in hygienischer und moralischer Beziehung; er fügt hinzu: gedachte Volksküchen sind zum Theil eine Maßregel der Wohlthätigkeit und der Gesundheits- pflege, zum Theil der Sparsamkeit, am wenigsten aber wohl ein Gegenstand der Spekulation. 1 Huber, Reisebriefe, Hamburg 1854, I, 293. 2 Siehe den Bericht im Arbeiterfreund V, 1867. S. 375 ff. 3 Zeitschrift des sächsischen statistischen Bureaus 1857.
S. 55--57. Die Umbildung einzelner Gewerbszweige. ihre Familien ſo billig eſſen und trinken, geheime kaiſer-liche Subvention haben oder gehabt haben. Die cafés und restaurants fraternelles, die associations pour la vie à bon marché, die société de l’humanité in Lille, von welchen Huber erzählt, 1 ſind Sache von Ar- beitervereinen. Wenn jetzt in Paris ähnliche Rieſen- küchenanſtalten auch vereinzelt durch Privatthätigkeit ent- ſtanden ſind, wie die Duval’ſchen Etabliſſements, die maisons de bouillon, ſo ſind das doch mehr Ausnah- men. In Berlin iſt erſt durch gemeinnützige Thätigkeit in den letzten Jahren der Verein für Volksküchen ent- ſtanden, der durch den Betrieb im Großen im Stande iſt, für 1¾ Sgr. eine ganze für einen kräftigen Mann ausreichende Portion kompaktes in Bouillon gekochtes Gemüſe und Fleiſch zu verabreichen. 2 In Sachſen 3 werden ſchon 1849—56 eine Reihe von Volksküchen erwähnt; 1855 ſogar 74 an der Zahl; 1856 ſind ſie ſchon wieder auf 44 geſunken; die bloß als Wohlthätig- keitsinſtitute fungirenden ſind wieder eingeſtellt. Engel lobt ihren Erfolg außerordentlich in rein wirthſchaftlicher, aber auch in hygieniſcher und moraliſcher Beziehung; er fügt hinzu: gedachte Volksküchen ſind zum Theil eine Maßregel der Wohlthätigkeit und der Geſundheits- pflege, zum Theil der Sparſamkeit, am wenigſten aber wohl ein Gegenſtand der Spekulation. 1 Huber, Reiſebriefe, Hamburg 1854, I, 293. 2 Siehe den Bericht im Arbeiterfreund V, 1867. S. 375 ff. 3 Zeitſchrift des ſächſiſchen ſtatiſtiſchen Bureaus 1857.
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Die Umbildung einzelner Gewerbszweige.
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la vie à bon marché, die société de l’humanité in
Lille, von welchen Huber erzählt, 1 ſind Sache von Ar-
beitervereinen. Wenn jetzt in Paris ähnliche Rieſen-
küchenanſtalten auch vereinzelt durch Privatthätigkeit ent-
ſtanden ſind, wie die Duval’ſchen Etabliſſements, die
maisons de bouillon, ſo ſind das doch mehr Ausnah-
men. In Berlin iſt erſt durch gemeinnützige Thätigkeit
in den letzten Jahren der Verein für Volksküchen ent-
ſtanden, der durch den Betrieb im Großen im Stande
iſt, für 1¾ Sgr. eine ganze für einen kräftigen Mann
ausreichende Portion kompaktes in Bouillon gekochtes
Gemüſe und Fleiſch zu verabreichen. 2 In Sachſen 3
werden ſchon 1849—56 eine Reihe von Volksküchen
erwähnt; 1855 ſogar 74 an der Zahl; 1856 ſind ſie
ſchon wieder auf 44 geſunken; die bloß als Wohlthätig-
keitsinſtitute fungirenden ſind wieder eingeſtellt. Engel
lobt ihren Erfolg außerordentlich in rein wirthſchaftlicher,
aber auch in hygieniſcher und moraliſcher Beziehung;
er fügt hinzu: gedachte Volksküchen ſind zum Theil
eine Maßregel der Wohlthätigkeit und der Geſundheits-
pflege, zum Theil der Sparſamkeit, am wenigſten aber
wohl ein Gegenſtand der Spekulation.
1 Huber, Reiſebriefe, Hamburg 1854, I, 293.
2 Siehe den Bericht im Arbeiterfreund V, 1867. S. 375 ff.
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