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Schmoller, Gustav: Zur Geschichte der deutschen Kleingewerbe im 19. Jahrhundert. Halle (Saale), 1870.

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Die Umbildung einzelner Gewerbszweige.
Nahrung 64 -- 90 % des Gesammteinkommens. Nur
eine Ausgabe kommt der für Kleidung noch nahe, die
für Wohnung mit durchschnittlich 5 -- 18 % der Ge-
sammtausgaben, je nach Stand und Einkommen. Die
Zahl der Personen, welche sich ausschließlich mit der
Herstellung von Bekleidungsstücken irgend welcher Art
abgeben, umfaßte (1849) in Sachsen nach Engel 1 30,24 %
der sämmtlichen Selbstthätigen, während auf die gesamm-
ten Nahrungsgewerbe incl. Landwirthschaft 45,41 % auf
die Gewerbe, welche sich mit Herstellung der Wohnung
im weitern Sinne abgeben 12,22 %, auf alle andern
Thätigkeiten zusammen nur 12,13 % fielen. Sprechender
läßt sich die Bedeutung der Bekleidungsgewerbe nicht
hervorheben.

Im Gegensatz zu den Nahrungsgewerben haben
die Bekleidungsgewerbe viel weniger das Bedürfniß, in
der Nähe der Konsumenten zu sein. Eine ganz andere
Wirkung mußten die modernen Verkehrserleichterungen
und die moderne Technik da haben.

Das Leder an unseren Schuhen ist aus der Haut
eines südamerikanischen Büffels geschnitten, die Wolle
unseres Tuchrockes kommt aus Australien, der Rohstoff
unserer seidenen Weste stammt aus China oder Indien,
aus Italien oder Südfrankreich, die Baumwollfaser unseres
Hemdes kommt aus Amerika oder Aegypten. Trans-
portabler noch als die Rohstoffe sind die werthvollen
Halb- und Ganzfabrikate. Garne und Zwirne, Leinwand
und Kattun, Tuche und Teppiche gehen durch die ganze

1 Zeitschrift des sächs. statistischen Büreaus 1857. S. 173.

Die Umbildung einzelner Gewerbszweige.
Nahrung 64 — 90 % des Geſammteinkommens. Nur
eine Ausgabe kommt der für Kleidung noch nahe, die
für Wohnung mit durchſchnittlich 5 — 18 % der Ge-
ſammtausgaben, je nach Stand und Einkommen. Die
Zahl der Perſonen, welche ſich ausſchließlich mit der
Herſtellung von Bekleidungsſtücken irgend welcher Art
abgeben, umfaßte (1849) in Sachſen nach Engel 1 30,24 %
der ſämmtlichen Selbſtthätigen, während auf die geſamm-
ten Nahrungsgewerbe incl. Landwirthſchaft 45,41 % auf
die Gewerbe, welche ſich mit Herſtellung der Wohnung
im weitern Sinne abgeben 12,22 %, auf alle andern
Thätigkeiten zuſammen nur 12,13 % fielen. Sprechender
läßt ſich die Bedeutung der Bekleidungsgewerbe nicht
hervorheben.

Im Gegenſatz zu den Nahrungsgewerben haben
die Bekleidungsgewerbe viel weniger das Bedürfniß, in
der Nähe der Konſumenten zu ſein. Eine ganz andere
Wirkung mußten die modernen Verkehrserleichterungen
und die moderne Technik da haben.

Das Leder an unſeren Schuhen iſt aus der Haut
eines ſüdamerikaniſchen Büffels geſchnitten, die Wolle
unſeres Tuchrockes kommt aus Auſtralien, der Rohſtoff
unſerer ſeidenen Weſte ſtammt aus China oder Indien,
aus Italien oder Südfrankreich, die Baumwollfaſer unſeres
Hemdes kommt aus Amerika oder Aegypten. Trans-
portabler noch als die Rohſtoffe ſind die werthvollen
Halb- und Ganzfabrikate. Garne und Zwirne, Leinwand
und Kattun, Tuche und Teppiche gehen durch die ganze

1 Zeitſchrift des ſächſ. ſtatiſtiſchen Büreaus 1857. S. 173.
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[448/0470] Die Umbildung einzelner Gewerbszweige. Nahrung 64 — 90 % des Geſammteinkommens. Nur eine Ausgabe kommt der für Kleidung noch nahe, die für Wohnung mit durchſchnittlich 5 — 18 % der Ge- ſammtausgaben, je nach Stand und Einkommen. Die Zahl der Perſonen, welche ſich ausſchließlich mit der Herſtellung von Bekleidungsſtücken irgend welcher Art abgeben, umfaßte (1849) in Sachſen nach Engel 1 30,24 % der ſämmtlichen Selbſtthätigen, während auf die geſamm- ten Nahrungsgewerbe incl. Landwirthſchaft 45,41 % auf die Gewerbe, welche ſich mit Herſtellung der Wohnung im weitern Sinne abgeben 12,22 %, auf alle andern Thätigkeiten zuſammen nur 12,13 % fielen. Sprechender läßt ſich die Bedeutung der Bekleidungsgewerbe nicht hervorheben. Im Gegenſatz zu den Nahrungsgewerben haben die Bekleidungsgewerbe viel weniger das Bedürfniß, in der Nähe der Konſumenten zu ſein. Eine ganz andere Wirkung mußten die modernen Verkehrserleichterungen und die moderne Technik da haben. Das Leder an unſeren Schuhen iſt aus der Haut eines ſüdamerikaniſchen Büffels geſchnitten, die Wolle unſeres Tuchrockes kommt aus Auſtralien, der Rohſtoff unſerer ſeidenen Weſte ſtammt aus China oder Indien, aus Italien oder Südfrankreich, die Baumwollfaſer unſeres Hemdes kommt aus Amerika oder Aegypten. Trans- portabler noch als die Rohſtoffe ſind die werthvollen Halb- und Ganzfabrikate. Garne und Zwirne, Leinwand und Kattun, Tuche und Teppiche gehen durch die ganze 1 Zeitſchrift des ſächſ. ſtatiſtiſchen Büreaus 1857. S. 173.

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Zitationshilfe: Schmoller, Gustav: Zur Geschichte der deutschen Kleingewerbe im 19. Jahrhundert. Halle (Saale), 1870, S. 448. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schmoller_kleingewerbe_1870/470>, abgerufen am 22.11.2024.