Ehe ich jedoch die Zahlen mittheile, will ich bemerken, daß auf den ganz alten Handstühlen jedes Band einzeln gewebt wurde. Auch die sogenannten Schubstühle sind noch ziemlich unvollkommen. Daneben kam schon frühe die Bandmühle auf,1 ein künstlicher Webstuhl, der 8--40 Bänder zu gleicher Zeit zu weben erlaubt; eine solche soll schon 1586 in Danzig erfun- den, aber vom Rathe verboten worden sein, weil sie eine Menge Arbeiter zu Bettlern mache. Uebrigens konnte diese Bandmühle von der Hand getrieben werden und war sonach auch im kleinen handwerksmäßigen Ge- schäft anwendbar. Erst der neuesten Zeit gehören die eigentlichen Bandmaschinenstühle, die Anwendung von Jacquardmaschinen für Posamentierartikel, die Klöppel- maschinen an. Auf einem Maschinenstuhle kann ein einziger Arbeiter täglich, je nach der Breite des Bandes und der Zahl der Läufe, von 50 bis gegen 700 Ellen Band weben.
Dem entsprechend haben auch die kleinen hand- werksmäßigen lokalen Geschäfte abgenommen. Nur ein- zelne Arten lokal vorkommender Bauernbänder, einfache Borten, Schnüre und Gurte für's Landvolk werden von ihnen noch geliefert -- und dann Posamentierartikel, welche auch heute deßwegen der Fabrik- und Hausindustrie nicht ganz anheim fallen, weil sie theilweise doch immer noch nach Bestellung des einzelnen Kunden gearbeitet werden müssen. Doch ist auch hierin ein großer Um-
1 Viebahn III, 663 und 929, Beckmann, Beiträge zur Geschichte der Erfindungen, Leipzig 1786, I, 122.
Die Umbildung einzelner Gewerbszweige.
Ehe ich jedoch die Zahlen mittheile, will ich bemerken, daß auf den ganz alten Handſtühlen jedes Band einzeln gewebt wurde. Auch die ſogenannten Schubſtühle ſind noch ziemlich unvollkommen. Daneben kam ſchon frühe die Bandmühle auf,1 ein künſtlicher Webſtuhl, der 8—40 Bänder zu gleicher Zeit zu weben erlaubt; eine ſolche ſoll ſchon 1586 in Danzig erfun- den, aber vom Rathe verboten worden ſein, weil ſie eine Menge Arbeiter zu Bettlern mache. Uebrigens konnte dieſe Bandmühle von der Hand getrieben werden und war ſonach auch im kleinen handwerksmäßigen Ge- ſchäft anwendbar. Erſt der neueſten Zeit gehören die eigentlichen Bandmaſchinenſtühle, die Anwendung von Jacquardmaſchinen für Poſamentierartikel, die Klöppel- maſchinen an. Auf einem Maſchinenſtuhle kann ein einziger Arbeiter täglich, je nach der Breite des Bandes und der Zahl der Läufe, von 50 bis gegen 700 Ellen Band weben.
Dem entſprechend haben auch die kleinen hand- werksmäßigen lokalen Geſchäfte abgenommen. Nur ein- zelne Arten lokal vorkommender Bauernbänder, einfache Borten, Schnüre und Gurte für’s Landvolk werden von ihnen noch geliefert — und dann Poſamentierartikel, welche auch heute deßwegen der Fabrik- und Hausinduſtrie nicht ganz anheim fallen, weil ſie theilweiſe doch immer noch nach Beſtellung des einzelnen Kunden gearbeitet werden müſſen. Doch iſt auch hierin ein großer Um-
1 Viebahn III, 663 und 929, Beckmann, Beiträge zur Geſchichte der Erfindungen, Leipzig 1786, I, 122.
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Die Umbildung einzelner Gewerbszweige.
Ehe ich jedoch die Zahlen mittheile, will ich
bemerken, daß auf den ganz alten Handſtühlen jedes
Band einzeln gewebt wurde. Auch die ſogenannten
Schubſtühle ſind noch ziemlich unvollkommen. Daneben
kam ſchon frühe die Bandmühle auf, 1 ein künſtlicher
Webſtuhl, der 8—40 Bänder zu gleicher Zeit zu weben
erlaubt; eine ſolche ſoll ſchon 1586 in Danzig erfun-
den, aber vom Rathe verboten worden ſein, weil ſie
eine Menge Arbeiter zu Bettlern mache. Uebrigens
konnte dieſe Bandmühle von der Hand getrieben werden
und war ſonach auch im kleinen handwerksmäßigen Ge-
ſchäft anwendbar. Erſt der neueſten Zeit gehören die
eigentlichen Bandmaſchinenſtühle, die Anwendung von
Jacquardmaſchinen für Poſamentierartikel, die Klöppel-
maſchinen an. Auf einem Maſchinenſtuhle kann ein
einziger Arbeiter täglich, je nach der Breite des Bandes
und der Zahl der Läufe, von 50 bis gegen 700 Ellen
Band weben.
Dem entſprechend haben auch die kleinen hand-
werksmäßigen lokalen Geſchäfte abgenommen. Nur ein-
zelne Arten lokal vorkommender Bauernbänder, einfache
Borten, Schnüre und Gurte für’s Landvolk werden von
ihnen noch geliefert — und dann Poſamentierartikel,
welche auch heute deßwegen der Fabrik- und Hausinduſtrie
nicht ganz anheim fallen, weil ſie theilweiſe doch immer
noch nach Beſtellung des einzelnen Kunden gearbeitet
werden müſſen. Doch iſt auch hierin ein großer Um-
1 Viebahn III, 663 und 929, Beckmann, Beiträge zur
Geſchichte der Erfindungen, Leipzig 1786, I, 122.
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Schmoller, Gustav: Zur Geschichte der deutschen Kleingewerbe im 19. Jahrhundert. Halle (Saale), 1870, S. 598. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schmoller_kleingewerbe_1870/620>, abgerufen am 22.11.2024.
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