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Schmoller, Gustav: Zur Geschichte der deutschen Kleingewerbe im 19. Jahrhundert. Halle (Saale), 1870.

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Der hohe Lohn in der Seiden-, Shawl- u. Teppichweberei.

Aeußere Umstände waren für diese glückliche Ent-
wicklung allerdings von Bedeutung; von größerem Ein-
fluß aber noch waren die moralischen und geistigen Eigen-
schaften sowohl der Unternehmer, als der Arbeiter.

Von der ganzen Shawl- und Teppichweberei, auf
die ich hier des Raumes wegen nicht näher eingehen
will, läßt sich Aehnliches sagen, wie von der Seiden-
industrie. Theilweise ist die Fabrikation ganz auf die
großen geschlossenen Etablissements übergegangen; theil-
weise aber hält sich die Hausweberei noch; sie setzt aber
dann geschickte, gebildete, zuverlässige Leute im Besitz guter
Jacquardstühle voraus, deren Lage daher nicht schlecht
ist. Die Berliner Shawlweberei ist fast durchaus noch
Hausarbeit; ein tüchtiger Weber verdient leicht einen
Thaler täglich,1 sein Gehülfe 15 Sgr., mithelfende
Kinder 6--71/2 Sgr.

Einer der wichtigsten Zweige der Bandweberei,
der der Seidenbandweberei, ist schon unter den statisti-
schen Ergebnissen der Seidenindustrie begriffen. Wir
haben es nunmehr nur noch mit der Anfertigung von
leinenen, baumwollenen und wollenen Bändern zu thun,
mit einem Gewerbe, das so vielfach mit dem Posa-
mentiergewerbe, mit der Anfertigung von Litzen, Kor-
deln, Tressen, Borten, Gimpen, Schnüren, Frangen und
Zeugknöpfen zusammenfällt, daß eine getrennte Aufnahme
leider immer dadurch leiden und unklar werden muß.

1 Näheres im Oestr. Ausstellungsbericht Band IV,
145--157.
Der hohe Lohn in der Seiden-, Shawl- u. Teppichweberei.

Aeußere Umſtände waren für dieſe glückliche Ent-
wicklung allerdings von Bedeutung; von größerem Ein-
fluß aber noch waren die moraliſchen und geiſtigen Eigen-
ſchaften ſowohl der Unternehmer, als der Arbeiter.

Von der ganzen Shawl- und Teppichweberei, auf
die ich hier des Raumes wegen nicht näher eingehen
will, läßt ſich Aehnliches ſagen, wie von der Seiden-
induſtrie. Theilweiſe iſt die Fabrikation ganz auf die
großen geſchloſſenen Etabliſſements übergegangen; theil-
weiſe aber hält ſich die Hausweberei noch; ſie ſetzt aber
dann geſchickte, gebildete, zuverläſſige Leute im Beſitz guter
Jacquardſtühle voraus, deren Lage daher nicht ſchlecht
iſt. Die Berliner Shawlweberei iſt faſt durchaus noch
Hausarbeit; ein tüchtiger Weber verdient leicht einen
Thaler täglich,1 ſein Gehülfe 15 Sgr., mithelfende
Kinder 6—7½ Sgr.

Einer der wichtigſten Zweige der Bandweberei,
der der Seidenbandweberei, iſt ſchon unter den ſtatiſti-
ſchen Ergebniſſen der Seideninduſtrie begriffen. Wir
haben es nunmehr nur noch mit der Anfertigung von
leinenen, baumwollenen und wollenen Bändern zu thun,
mit einem Gewerbe, das ſo vielfach mit dem Poſa-
mentiergewerbe, mit der Anfertigung von Litzen, Kor-
deln, Treſſen, Borten, Gimpen, Schnüren, Frangen und
Zeugknöpfen zuſammenfällt, daß eine getrennte Aufnahme
leider immer dadurch leiden und unklar werden muß.

1 Näheres im Oeſtr. Ausſtellungsbericht Band IV,
145—157.
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[597/0619] Der hohe Lohn in der Seiden-, Shawl- u. Teppichweberei. Aeußere Umſtände waren für dieſe glückliche Ent- wicklung allerdings von Bedeutung; von größerem Ein- fluß aber noch waren die moraliſchen und geiſtigen Eigen- ſchaften ſowohl der Unternehmer, als der Arbeiter. Von der ganzen Shawl- und Teppichweberei, auf die ich hier des Raumes wegen nicht näher eingehen will, läßt ſich Aehnliches ſagen, wie von der Seiden- induſtrie. Theilweiſe iſt die Fabrikation ganz auf die großen geſchloſſenen Etabliſſements übergegangen; theil- weiſe aber hält ſich die Hausweberei noch; ſie ſetzt aber dann geſchickte, gebildete, zuverläſſige Leute im Beſitz guter Jacquardſtühle voraus, deren Lage daher nicht ſchlecht iſt. Die Berliner Shawlweberei iſt faſt durchaus noch Hausarbeit; ein tüchtiger Weber verdient leicht einen Thaler täglich, 1 ſein Gehülfe 15 Sgr., mithelfende Kinder 6—7½ Sgr. Einer der wichtigſten Zweige der Bandweberei, der der Seidenbandweberei, iſt ſchon unter den ſtatiſti- ſchen Ergebniſſen der Seideninduſtrie begriffen. Wir haben es nunmehr nur noch mit der Anfertigung von leinenen, baumwollenen und wollenen Bändern zu thun, mit einem Gewerbe, das ſo vielfach mit dem Poſa- mentiergewerbe, mit der Anfertigung von Litzen, Kor- deln, Treſſen, Borten, Gimpen, Schnüren, Frangen und Zeugknöpfen zuſammenfällt, daß eine getrennte Aufnahme leider immer dadurch leiden und unklar werden muß. 1 Näheres im Oeſtr. Ausſtellungsbericht Band IV, 145—157.

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Zitationshilfe: Schmoller, Gustav: Zur Geschichte der deutschen Kleingewerbe im 19. Jahrhundert. Halle (Saale), 1870, S. 597. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schmoller_kleingewerbe_1870/619>, abgerufen am 22.11.2024.