Schmoller, Gustav: Zur Geschichte der deutschen Kleingewerbe im 19. Jahrhundert. Halle (Saale), 1870.Die Bandweberei als Hausindustrie. unbedeutende Zahlen. Die Mehrzahl der hierher gehö-rigen Personen ist in der Handwerkertabelle verzeichnet. Dieß gilt besonders von Sachsen, wo das Posamentier- gewerbe bisher als schwunghaft betriebene Hausindustrie blühte, jetzt theilweise auch zum Fabriksysteme übergeht. Im Jahre 1836 zählte man 1246 Meister in Sachsen, im Jahre 1849 aber 3191; 1861 werden 2741 Meister mit 3782 Gehülfen als Posamentiere in der Handwerkertabelle, 316 handwerksmäßige Bandweber mit 450 Stühlen und 236 Gehülfen, 115 Fabriken (in ganz Preußen nur 182) mit 284 Maschinenstühlen, 197 einfachen Posamentierstühlen und 1420 Klöppel- maschinen in der Fabriktabelle gezählt. Die Stühle der professionsmäßigen Posamentiere sind sonach in den Tabellen gar nicht gezählt. Viebahn schätzt die betheilig- ten Personen in Sachsen 1861 auf wenigstens 1700 Faktore und 20000 arbeitende Männer, Frauen und Kinder, die einen guten Verdienst haben. Er sagt: "Sachsen hat seit alter Zeit in Annaberg, Buchholz, Geyer, Thum und Scheibenberg eine wichtige Posa- menteriefabrikation, welche gegen 5000 Posamentier- und Bandstühle beschäftigt und ganz Deutschland mit wohlfeilen Borden, Bändern, Frangen, Gürteln, Gorls (Agrements), Chenille und Zeugknöpfen versieht. Auch Soutachen und die für Besätze erforderlichen Seiden- schnuren werden seit einiger Zeit in Annaberg und Buchholz fabrizirt. Gedrehte und geflochtene Kleider- schnuren in Wolle und Baumwolle, sowie Schnuren für industrielle Zwecke werden in einem mit Dampf- kraft ausgestatteten Etablissement zu Chemnitz, außer- Die Bandweberei als Hausinduſtrie. unbedeutende Zahlen. Die Mehrzahl der hierher gehö-rigen Perſonen iſt in der Handwerkertabelle verzeichnet. Dieß gilt beſonders von Sachſen, wo das Poſamentier- gewerbe bisher als ſchwunghaft betriebene Hausinduſtrie blühte, jetzt theilweiſe auch zum Fabrikſyſteme übergeht. Im Jahre 1836 zählte man 1246 Meiſter in Sachſen, im Jahre 1849 aber 3191; 1861 werden 2741 Meiſter mit 3782 Gehülfen als Poſamentiere in der Handwerkertabelle, 316 handwerksmäßige Bandweber mit 450 Stühlen und 236 Gehülfen, 115 Fabriken (in ganz Preußen nur 182) mit 284 Maſchinenſtühlen, 197 einfachen Poſamentierſtühlen und 1420 Klöppel- maſchinen in der Fabriktabelle gezählt. Die Stühle der profeſſionsmäßigen Poſamentiere ſind ſonach in den Tabellen gar nicht gezählt. Viebahn ſchätzt die betheilig- ten Perſonen in Sachſen 1861 auf wenigſtens 1700 Faktore und 20000 arbeitende Männer, Frauen und Kinder, die einen guten Verdienſt haben. Er ſagt: „Sachſen hat ſeit alter Zeit in Annaberg, Buchholz, Geyer, Thum und Scheibenberg eine wichtige Poſa- menteriefabrikation, welche gegen 5000 Poſamentier- und Bandſtühle beſchäftigt und ganz Deutſchland mit wohlfeilen Borden, Bändern, Frangen, Gürteln, Gorls (Agrements), Chenille und Zeugknöpfen verſieht. Auch Soutachen und die für Beſätze erforderlichen Seiden- ſchnuren werden ſeit einiger Zeit in Annaberg und Buchholz fabrizirt. Gedrehte und geflochtene Kleider- ſchnuren in Wolle und Baumwolle, ſowie Schnuren für induſtrielle Zwecke werden in einem mit Dampf- kraft ausgeſtatteten Etabliſſement zu Chemnitz, außer- <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0623" n="601"/><fw place="top" type="header">Die Bandweberei als Hausinduſtrie.</fw><lb/> unbedeutende Zahlen. 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Die Bandweberei als Hausinduſtrie.
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rigen Perſonen iſt in der Handwerkertabelle verzeichnet.
Dieß gilt beſonders von Sachſen, wo das Poſamentier-
gewerbe bisher als ſchwunghaft betriebene Hausinduſtrie
blühte, jetzt theilweiſe auch zum Fabrikſyſteme übergeht.
Im Jahre 1836 zählte man 1246 Meiſter in Sachſen,
im Jahre 1849 aber 3191; 1861 werden 2741
Meiſter mit 3782 Gehülfen als Poſamentiere in der
Handwerkertabelle, 316 handwerksmäßige Bandweber
mit 450 Stühlen und 236 Gehülfen, 115 Fabriken (in
ganz Preußen nur 182) mit 284 Maſchinenſtühlen,
197 einfachen Poſamentierſtühlen und 1420 Klöppel-
maſchinen in der Fabriktabelle gezählt. Die Stühle der
profeſſionsmäßigen Poſamentiere ſind ſonach in den
Tabellen gar nicht gezählt. Viebahn ſchätzt die betheilig-
ten Perſonen in Sachſen 1861 auf wenigſtens 1700
Faktore und 20000 arbeitende Männer, Frauen und
Kinder, die einen guten Verdienſt haben. Er ſagt:
„Sachſen hat ſeit alter Zeit in Annaberg, Buchholz,
Geyer, Thum und Scheibenberg eine wichtige Poſa-
menteriefabrikation, welche gegen 5000 Poſamentier-
und Bandſtühle beſchäftigt und ganz Deutſchland mit
wohlfeilen Borden, Bändern, Frangen, Gürteln, Gorls
(Agrements), Chenille und Zeugknöpfen verſieht. Auch
Soutachen und die für Beſätze erforderlichen Seiden-
ſchnuren werden ſeit einiger Zeit in Annaberg und
Buchholz fabrizirt. Gedrehte und geflochtene Kleider-
ſchnuren in Wolle und Baumwolle, ſowie Schnuren
für induſtrielle Zwecke werden in einem mit Dampf-
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