Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schmoller, Gustav: Zur Geschichte der deutschen Kleingewerbe im 19. Jahrhundert. Halle (Saale), 1870.

Bild:
<< vorherige Seite

Die Umbildung einzelner Gewerbszweige.
dem in Hainichen und andern Orten fabrizirt; nament-
lich haben die geflochtenen Spindelschnuren wegen ihrer
Haltbarkeit bedeutenden Absatz gefunden. Die Ver-
fertigung leinener und baumwollener Bänder, Schnür-
senkel, Hosenträger und Gurten beschäftigt in der Lausitz
und im Dresdener Bezirk namentlich zu Pulsnitz, Groß-
röhrsdorf und Brettnich zu Zeiten bis zu 1200 Stühle:
die ursprünglichen mangelhaften Schubstühle weichen
den Mühlstühlen, auch zahlreiche Maschinenstühle sind
schon im Gange und die nöthigen Baumwollfärbereien
kommen zu Hülfe. Die bekannte Jacquardhosenträger-
gurtfabrikation steht hier allein und unterliegt keiner
Konkurrenz."

Die Geschäfte gingen bis in die neuere Zeit so
schwunghaft, daß Fabrik- und Maschinenstühle die Hand-
arbeit und Hausindustrie nicht verdrängt haben; es fand
mehr eine Arbeitstheilung zwischen beiden Systemen
statt; der Lohn war ein steigender. Frauen, welche
früher die Woche nicht über 11/4 Thaler gekommen
waren, verdienten seit Anfang der sechsziger Jahre oft
bis 3 Thaler die Woche. Der Chemnitzer Handels-
kammerbericht gibt für 1863 folgende Uebersicht über
die Stühle im Kammerbezirk. Man zählte:

[Tabelle]

Die Umbildung einzelner Gewerbszweige.
dem in Hainichen und andern Orten fabrizirt; nament-
lich haben die geflochtenen Spindelſchnuren wegen ihrer
Haltbarkeit bedeutenden Abſatz gefunden. Die Ver-
fertigung leinener und baumwollener Bänder, Schnür-
ſenkel, Hoſenträger und Gurten beſchäftigt in der Lauſitz
und im Dresdener Bezirk namentlich zu Pulsnitz, Groß-
röhrsdorf und Brettnich zu Zeiten bis zu 1200 Stühle:
die urſprünglichen mangelhaften Schubſtühle weichen
den Mühlſtühlen, auch zahlreiche Maſchinenſtühle ſind
ſchon im Gange und die nöthigen Baumwollfärbereien
kommen zu Hülfe. Die bekannte Jacquardhoſenträger-
gurtfabrikation ſteht hier allein und unterliegt keiner
Konkurrenz.“

Die Geſchäfte gingen bis in die neuere Zeit ſo
ſchwunghaft, daß Fabrik- und Maſchinenſtühle die Hand-
arbeit und Hausinduſtrie nicht verdrängt haben; es fand
mehr eine Arbeitstheilung zwiſchen beiden Syſtemen
ſtatt; der Lohn war ein ſteigender. Frauen, welche
früher die Woche nicht über 1¼ Thaler gekommen
waren, verdienten ſeit Anfang der ſechsziger Jahre oft
bis 3 Thaler die Woche. Der Chemnitzer Handels-
kammerbericht gibt für 1863 folgende Ueberſicht über
die Stühle im Kammerbezirk. Man zählte:

[Tabelle]

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0624" n="602"/><fw place="top" type="header">Die Umbildung einzelner Gewerbszweige.</fw><lb/>
dem in Hainichen und andern Orten fabrizirt; nament-<lb/>
lich haben die geflochtenen Spindel&#x017F;chnuren wegen ihrer<lb/>
Haltbarkeit bedeutenden Ab&#x017F;atz gefunden. Die Ver-<lb/>
fertigung leinener und baumwollener Bänder, Schnür-<lb/>
&#x017F;enkel, Ho&#x017F;enträger und Gurten be&#x017F;chäftigt in der Lau&#x017F;itz<lb/>
und im Dresdener Bezirk namentlich zu Pulsnitz, Groß-<lb/>
röhrsdorf und Brettnich zu Zeiten bis zu 1200 Stühle:<lb/>
die ur&#x017F;prünglichen mangelhaften Schub&#x017F;tühle weichen<lb/>
den Mühl&#x017F;tühlen, auch zahlreiche Ma&#x017F;chinen&#x017F;tühle &#x017F;ind<lb/>
&#x017F;chon im Gange und die nöthigen Baumwollfärbereien<lb/>
kommen zu Hülfe. Die bekannte Jacquardho&#x017F;enträger-<lb/>
gurtfabrikation &#x017F;teht hier allein und unterliegt keiner<lb/>
Konkurrenz.&#x201C;</p><lb/>
          <p>Die Ge&#x017F;chäfte gingen bis in die neuere Zeit &#x017F;o<lb/>
&#x017F;chwunghaft, daß Fabrik- und Ma&#x017F;chinen&#x017F;tühle die Hand-<lb/>
arbeit und Hausindu&#x017F;trie nicht verdrängt haben; es fand<lb/>
mehr eine Arbeitstheilung zwi&#x017F;chen beiden Sy&#x017F;temen<lb/>
&#x017F;tatt; der Lohn war ein &#x017F;teigender. Frauen, welche<lb/>
früher die Woche nicht über 1¼ Thaler gekommen<lb/>
waren, verdienten &#x017F;eit Anfang der &#x017F;echsziger Jahre oft<lb/>
bis 3 Thaler die Woche. Der Chemnitzer Handels-<lb/>
kammerbericht gibt für 1863 folgende Ueber&#x017F;icht über<lb/>
die Stühle im Kammerbezirk. Man zählte:<lb/><table><row><cell/></row></table></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[602/0624] Die Umbildung einzelner Gewerbszweige. dem in Hainichen und andern Orten fabrizirt; nament- lich haben die geflochtenen Spindelſchnuren wegen ihrer Haltbarkeit bedeutenden Abſatz gefunden. Die Ver- fertigung leinener und baumwollener Bänder, Schnür- ſenkel, Hoſenträger und Gurten beſchäftigt in der Lauſitz und im Dresdener Bezirk namentlich zu Pulsnitz, Groß- röhrsdorf und Brettnich zu Zeiten bis zu 1200 Stühle: die urſprünglichen mangelhaften Schubſtühle weichen den Mühlſtühlen, auch zahlreiche Maſchinenſtühle ſind ſchon im Gange und die nöthigen Baumwollfärbereien kommen zu Hülfe. Die bekannte Jacquardhoſenträger- gurtfabrikation ſteht hier allein und unterliegt keiner Konkurrenz.“ Die Geſchäfte gingen bis in die neuere Zeit ſo ſchwunghaft, daß Fabrik- und Maſchinenſtühle die Hand- arbeit und Hausinduſtrie nicht verdrängt haben; es fand mehr eine Arbeitstheilung zwiſchen beiden Syſtemen ſtatt; der Lohn war ein ſteigender. Frauen, welche früher die Woche nicht über 1¼ Thaler gekommen waren, verdienten ſeit Anfang der ſechsziger Jahre oft bis 3 Thaler die Woche. Der Chemnitzer Handels- kammerbericht gibt für 1863 folgende Ueberſicht über die Stühle im Kammerbezirk. Man zählte:

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schmoller_kleingewerbe_1870
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schmoller_kleingewerbe_1870/624
Zitationshilfe: Schmoller, Gustav: Zur Geschichte der deutschen Kleingewerbe im 19. Jahrhundert. Halle (Saale), 1870, S. 602. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schmoller_kleingewerbe_1870/624>, abgerufen am 22.11.2024.