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Schmoller, Gustav: Zur Geschichte der deutschen Kleingewerbe im 19. Jahrhundert. Halle (Saale), 1870.

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Die rheinischen Hausindustrien für Metallwaaren.
die Puddelöfen an die Stelle der Frischöfen." Doch
muß Jacobi zugeben, daß die meisten Uebelstände auch
ohne Uebergang zur großen Fabrik sich vermeiden lassen,
wenn nur die richtigen Mittel ergriffen werden. Da
und dort haben sich einige tüchtige Meister vereinigt;
mancher Schloßschmied arbeitet mit Durchschnittmaschinen,
Pressen, Kreisscheeren zum Ausschneiden und Formen der
Schloßkasten, mancher Schüppenschmied mit der Schlag-
maschine zum Stampfen der Schaufeln. Bei richtiger
Bildung der kleinen Meister, bei richtiger lokaler Ver-
einigung, bei Benutzung gemeinsamer mechanischer Kräfte
ließen sich auch hier die kleinen Geschäfte halten, so gut
wie in Birmingham. 1 Die Fabrik siegt nicht sowohl,
weil sie dauernd absolut bessere Produkte liefert, son-
dern weil die kleinen Meister den Uebergang zu manchem
Neuen nicht zu machen verstehen. Die oben besprochene

1 Zollv. Ausstellungsber. 1851 III, 168, es heißt da von
der Messingwaarenfabrikation und Schmiederei Birmingham's:
Die Stadt hatte 1820-100000, jetzt 240000 Einw. Die
Geschäfte werden nicht bloß mit großen Kapitalien betrieben, es
giebt deren Viele, in welchen nicht über 3000--5000 Thlr.
stecken. Die kleineren Geschäfte sind im Zunehmen, seit sich
einzelne Unternehmer dazu hergeben, Dampfkräfte von beliebiger
Stärke mit entsprechenden Räumlichkeiten miethweise abzugeben,
so daß der kleine Fabrikant oder Handwerker sich nur die Arbeits-
maschine und Werkzeuge, nicht aber die theuren Triebwerke
anzuschaffen braucht. Daneben ist das entwickelte Banksystem
von Bedeutung für die kleinen Leute. Durch die Zunahme der
kleinen Unternehmer sind die Preise der Fabrikate weit billiger
geworden, weil der Arbeiter, der für eigene Rechnung fabrizirt,
viel mehr raffinirt als der Lohnarbeiter.
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Die rheiniſchen Hausinduſtrien für Metallwaaren.
die Puddelöfen an die Stelle der Friſchöfen.“ Doch
muß Jacobi zugeben, daß die meiſten Uebelſtände auch
ohne Uebergang zur großen Fabrik ſich vermeiden laſſen,
wenn nur die richtigen Mittel ergriffen werden. Da
und dort haben ſich einige tüchtige Meiſter vereinigt;
mancher Schloßſchmied arbeitet mit Durchſchnittmaſchinen,
Preſſen, Kreisſcheeren zum Ausſchneiden und Formen der
Schloßkaſten, mancher Schüppenſchmied mit der Schlag-
maſchine zum Stampfen der Schaufeln. Bei richtiger
Bildung der kleinen Meiſter, bei richtiger lokaler Ver-
einigung, bei Benutzung gemeinſamer mechaniſcher Kräfte
ließen ſich auch hier die kleinen Geſchäfte halten, ſo gut
wie in Birmingham. 1 Die Fabrik ſiegt nicht ſowohl,
weil ſie dauernd abſolut beſſere Produkte liefert, ſon-
dern weil die kleinen Meiſter den Uebergang zu manchem
Neuen nicht zu machen verſtehen. Die oben beſprochene

1 Zollv. Ausſtellungsber. 1851 III, 168, es heißt da von
der Meſſingwaarenfabrikation und Schmiederei Birmingham’s:
Die Stadt hatte 1820-100000, jetzt 240000 Einw. Die
Geſchäfte werden nicht bloß mit großen Kapitalien betrieben, es
giebt deren Viele, in welchen nicht über 3000—5000 Thlr.
ſtecken. Die kleineren Geſchäfte ſind im Zunehmen, ſeit ſich
einzelne Unternehmer dazu hergeben, Dampfkräfte von beliebiger
Stärke mit entſprechenden Räumlichkeiten miethweiſe abzugeben,
ſo daß der kleine Fabrikant oder Handwerker ſich nur die Arbeits-
maſchine und Werkzeuge, nicht aber die theuren Triebwerke
anzuſchaffen braucht. Daneben iſt das entwickelte Bankſyſtem
von Bedeutung für die kleinen Leute. Durch die Zunahme der
kleinen Unternehmer ſind die Preiſe der Fabrikate weit billiger
geworden, weil der Arbeiter, der für eigene Rechnung fabrizirt,
viel mehr raffinirt als der Lohnarbeiter.
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[659/0681] Die rheiniſchen Hausinduſtrien für Metallwaaren. die Puddelöfen an die Stelle der Friſchöfen.“ Doch muß Jacobi zugeben, daß die meiſten Uebelſtände auch ohne Uebergang zur großen Fabrik ſich vermeiden laſſen, wenn nur die richtigen Mittel ergriffen werden. Da und dort haben ſich einige tüchtige Meiſter vereinigt; mancher Schloßſchmied arbeitet mit Durchſchnittmaſchinen, Preſſen, Kreisſcheeren zum Ausſchneiden und Formen der Schloßkaſten, mancher Schüppenſchmied mit der Schlag- maſchine zum Stampfen der Schaufeln. Bei richtiger Bildung der kleinen Meiſter, bei richtiger lokaler Ver- einigung, bei Benutzung gemeinſamer mechaniſcher Kräfte ließen ſich auch hier die kleinen Geſchäfte halten, ſo gut wie in Birmingham. 1 Die Fabrik ſiegt nicht ſowohl, weil ſie dauernd abſolut beſſere Produkte liefert, ſon- dern weil die kleinen Meiſter den Uebergang zu manchem Neuen nicht zu machen verſtehen. Die oben beſprochene 1 Zollv. Ausſtellungsber. 1851 III, 168, es heißt da von der Meſſingwaarenfabrikation und Schmiederei Birmingham’s: Die Stadt hatte 1820-100000, jetzt 240000 Einw. Die Geſchäfte werden nicht bloß mit großen Kapitalien betrieben, es giebt deren Viele, in welchen nicht über 3000—5000 Thlr. ſtecken. Die kleineren Geſchäfte ſind im Zunehmen, ſeit ſich einzelne Unternehmer dazu hergeben, Dampfkräfte von beliebiger Stärke mit entſprechenden Räumlichkeiten miethweiſe abzugeben, ſo daß der kleine Fabrikant oder Handwerker ſich nur die Arbeits- maſchine und Werkzeuge, nicht aber die theuren Triebwerke anzuſchaffen braucht. Daneben iſt das entwickelte Bankſyſtem von Bedeutung für die kleinen Leute. Durch die Zunahme der kleinen Unternehmer ſind die Preiſe der Fabrikate weit billiger geworden, weil der Arbeiter, der für eigene Rechnung fabrizirt, viel mehr raffinirt als der Lohnarbeiter. 42 *

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Zitationshilfe: Schmoller, Gustav: Zur Geschichte der deutschen Kleingewerbe im 19. Jahrhundert. Halle (Saale), 1870, S. 659. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schmoller_kleingewerbe_1870/681>, abgerufen am 22.11.2024.