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Schmoller, Gustav: Zur Geschichte der deutschen Kleingewerbe im 19. Jahrhundert. Halle (Saale), 1870.

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Schluß und Resultate.
in einem Kampfe gesunder und ungesunder Elemente, in
einem Kampfe neuer Tugenden und neuer Laster; man
wird zugeben, daß in dem neuen Wohnhause, das die
Menschheit bezogen, gleichsam die Hausordnung noch
nicht oder noch nicht definitiv festgestellt ist. Das
schönere größere Wohnhaus wird der Menschheit zum
Heile bleiben, aber vielleicht werden erst künftige
Generationen zu den Regeln des Zusammenlebens, zu
den Sitten und Anschauungen sich durcharbeiten, die
das Wohnen in dem neuen Gebäude für Alle oder
wenigstens für die Mehrzahl zum Segen machen. Wer
freilich daran glaubt, daß die Volkswirthschaft in ihrer
historischen Entwicklung eine automatisch und immer har-
monisch von selbst sich drehende Maschine sei, der wird,
nur die technischen und andern Fortschritte sehend, nicht
zugeben, daß trotz derselben und theilweise durch die-
selben zunächst viele und schwere Mißstände sich ergeben,
hauptsächlich die täglich steigende Ungleichheit der Ver-
mögens- und Einkommensvertheilung; der wird nicht
einsehen, daß zur Ergänzung des totalen Umschwungs
in unserem äußeren wirthschaftlichen Leben ein gleicher
Umschwung unserer Sitten und Gewohnheiten, unseres
Rechts- und Sittlichkeitsbewußtseins gehörte, daß ein
solcher, bis er durchgesetzt und erkämpft ist, längere Zeit,
vielleicht Jahrzehnte und Jahrhunderte braucht, jeden-
falls gegenwärtig noch nicht erfolgt ist. Wer auf dem
entgegengesetzten Standpunkte steht, wer den Zusam-
menhang zwischen dem innern geistigen und sittlichen
Leben der Völker und den äußern Gestaltungen von
Recht und Wirthschaft erkennt, wer weiß, daß das eine

Schluß und Reſultate.
in einem Kampfe geſunder und ungeſunder Elemente, in
einem Kampfe neuer Tugenden und neuer Laſter; man
wird zugeben, daß in dem neuen Wohnhauſe, das die
Menſchheit bezogen, gleichſam die Hausordnung noch
nicht oder noch nicht definitiv feſtgeſtellt iſt. Das
ſchönere größere Wohnhaus wird der Menſchheit zum
Heile bleiben, aber vielleicht werden erſt künftige
Generationen zu den Regeln des Zuſammenlebens, zu
den Sitten und Anſchauungen ſich durcharbeiten, die
das Wohnen in dem neuen Gebäude für Alle oder
wenigſtens für die Mehrzahl zum Segen machen. Wer
freilich daran glaubt, daß die Volkswirthſchaft in ihrer
hiſtoriſchen Entwicklung eine automatiſch und immer har-
moniſch von ſelbſt ſich drehende Maſchine ſei, der wird,
nur die techniſchen und andern Fortſchritte ſehend, nicht
zugeben, daß trotz derſelben und theilweiſe durch die-
ſelben zunächſt viele und ſchwere Mißſtände ſich ergeben,
hauptſächlich die täglich ſteigende Ungleichheit der Ver-
mögens- und Einkommensvertheilung; der wird nicht
einſehen, daß zur Ergänzung des totalen Umſchwungs
in unſerem äußeren wirthſchaftlichen Leben ein gleicher
Umſchwung unſerer Sitten und Gewohnheiten, unſeres
Rechts- und Sittlichkeitsbewußtſeins gehörte, daß ein
ſolcher, bis er durchgeſetzt und erkämpft iſt, längere Zeit,
vielleicht Jahrzehnte und Jahrhunderte braucht, jeden-
falls gegenwärtig noch nicht erfolgt iſt. Wer auf dem
entgegengeſetzten Standpunkte ſteht, wer den Zuſam-
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Leben der Völker und den äußern Geſtaltungen von
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[662/0684] Schluß und Reſultate. in einem Kampfe geſunder und ungeſunder Elemente, in einem Kampfe neuer Tugenden und neuer Laſter; man wird zugeben, daß in dem neuen Wohnhauſe, das die Menſchheit bezogen, gleichſam die Hausordnung noch nicht oder noch nicht definitiv feſtgeſtellt iſt. Das ſchönere größere Wohnhaus wird der Menſchheit zum Heile bleiben, aber vielleicht werden erſt künftige Generationen zu den Regeln des Zuſammenlebens, zu den Sitten und Anſchauungen ſich durcharbeiten, die das Wohnen in dem neuen Gebäude für Alle oder wenigſtens für die Mehrzahl zum Segen machen. Wer freilich daran glaubt, daß die Volkswirthſchaft in ihrer hiſtoriſchen Entwicklung eine automatiſch und immer har- moniſch von ſelbſt ſich drehende Maſchine ſei, der wird, nur die techniſchen und andern Fortſchritte ſehend, nicht zugeben, daß trotz derſelben und theilweiſe durch die- ſelben zunächſt viele und ſchwere Mißſtände ſich ergeben, hauptſächlich die täglich ſteigende Ungleichheit der Ver- mögens- und Einkommensvertheilung; der wird nicht einſehen, daß zur Ergänzung des totalen Umſchwungs in unſerem äußeren wirthſchaftlichen Leben ein gleicher Umſchwung unſerer Sitten und Gewohnheiten, unſeres Rechts- und Sittlichkeitsbewußtſeins gehörte, daß ein ſolcher, bis er durchgeſetzt und erkämpft iſt, längere Zeit, vielleicht Jahrzehnte und Jahrhunderte braucht, jeden- falls gegenwärtig noch nicht erfolgt iſt. Wer auf dem entgegengeſetzten Standpunkte ſteht, wer den Zuſam- menhang zwiſchen dem innern geiſtigen und ſittlichen Leben der Völker und den äußern Geſtaltungen von Recht und Wirthſchaft erkennt, wer weiß, daß das eine

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Zitationshilfe: Schmoller, Gustav: Zur Geschichte der deutschen Kleingewerbe im 19. Jahrhundert. Halle (Saale), 1870, S. 662. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schmoller_kleingewerbe_1870/684>, abgerufen am 22.11.2024.