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Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. 3. Aufl. Bd. 1. Nordhausen, 1740.

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deten, zugebracht hatte, wurden mein Herr und
ich auf einen neu-modischen Wagen abgeholet,
und 3. Meilen von der Stadt in ein propres
Garten-Hauß gefahren. Daselbst war eine vor-
treffliche Gesellschafft vorhanden, welche nichts
beklagte, als daß des Wohlthäters Tochter,
Jungfer Concordia Plürs, von dem schmertzlichen
Kopff-Weh bey uns zu seyn verhindert würde.
Hergegen war ihr Vater, als unser Wirth, nebst
seiner Frauen, 3. übrigen Töchtern und 2. Söhnen
zugegen, und machten sich das gröste Vergnügen,
die ankommenden Gäste zu bewirthen. Jch will
diejenigen Lustbarkeiten, welche uns diesen und
den folgenden Tag gemacht wurden, nicht weit-
läuffig erwehnen, sondern nur so viel sagen, daß
wir mit allerley Speisen und Geträncke, Tantzen,
Springen, Spatziren-gehen und Fahren, auch noch
andern Zeitvertreibungen, allerley Abwechselung
machten. Jch merckte, daß die 3. anwesenden
schönen Töchter unsers Wolhthäters von vielen
Liebhabern umgeben waren, mein Herr aber be-
kümmerte sich um keine, sondern hatte mich als
seine Schein-Frau mehrentheils an der Seite,
liebkoseten einander auch dermassen, daß ein jeder
glauben muste, wir hielten einander als rechte Ehe-
Leute von Hertzen werth. Einsmahls aber, da
mich mein Herr im Tantze vor allen Zuschauern
recht hertzlich geküsset, und nach vollführten Tan-
tze an ein Fenster gesühret hatte, kam ein junger
artiger Kauffmann herzu, und sagte zu meinem
Liebsten: Mein Herr van Leuven, ich verspüre
nunmehro, daß ihr mir die Concordia Plürs, mit

gutem

deten, zugebracht hatte, wurden mein Herr und
ich auf einen neu-modiſchen Wagen abgeholet,
und 3. Meilen von der Stadt in ein propres
Garten-Hauß gefahren. Daſelbſt war eine vor-
treffliche Geſellſchafft vorhanden, welche nichts
beklagte, als daß des Wohlthaͤters Tochter,
Jungfer Concordia Plürs, von dem ſchmertzlichen
Kopff-Weh bey uns zu ſeyn verhindert wuͤrde.
Hergegen war ihr Vater, als unſer Wirth, nebſt
ſeiner Frauen, 3. uͤbrigen Toͤchtern und 2. Soͤhnen
zugegen, und machten ſich das groͤſte Vergnuͤgen,
die ankommenden Gaͤſte zu bewirthen. Jch will
diejenigen Luſtbarkeiten, welche uns dieſen und
den folgenden Tag gemacht wurden, nicht weit-
laͤuffig erwehnen, ſondern nur ſo viel ſagen, daß
wir mit allerley Speiſen und Getraͤncke, Tantzen,
Springen, Spatziren-gehen und Fahren, auch noch
andern Zeitvertreibungen, allerley Abwechſelung
machten. Jch merckte, daß die 3. anweſenden
ſchoͤnen Toͤchter unſers Wolhthaͤters von vielen
Liebhabern umgeben waren, mein Herr aber be-
kuͤmmerte ſich um keine, ſondern hatte mich als
ſeine Schein-Frau mehrentheils an der Seite,
liebkoſeten einander auch dermaſſen, daß ein jeder
glauben muſte, wir hielten einander als rechte Ehe-
Leute von Hertzen werth. Einsmahls aber, da
mich mein Herr im Tantze vor allen Zuſchauern
recht hertzlich gekuͤſſet, und nach vollfuͤhrten Tan-
tze an ein Fenſter geſuͤhret hatte, kam ein junger
artiger Kauffmann herzu, und ſagte zu meinem
Liebſten: Mein Herr van Leuven, ich verſpuͤre
nunmehro, daß ihr mir die Concordia Plürs, mit

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[123/0137] deten, zugebracht hatte, wurden mein Herr und ich auf einen neu-modiſchen Wagen abgeholet, und 3. Meilen von der Stadt in ein propres Garten-Hauß gefahren. Daſelbſt war eine vor- treffliche Geſellſchafft vorhanden, welche nichts beklagte, als daß des Wohlthaͤters Tochter, Jungfer Concordia Plürs, von dem ſchmertzlichen Kopff-Weh bey uns zu ſeyn verhindert wuͤrde. Hergegen war ihr Vater, als unſer Wirth, nebſt ſeiner Frauen, 3. uͤbrigen Toͤchtern und 2. Soͤhnen zugegen, und machten ſich das groͤſte Vergnuͤgen, die ankommenden Gaͤſte zu bewirthen. Jch will diejenigen Luſtbarkeiten, welche uns dieſen und den folgenden Tag gemacht wurden, nicht weit- laͤuffig erwehnen, ſondern nur ſo viel ſagen, daß wir mit allerley Speiſen und Getraͤncke, Tantzen, Springen, Spatziren-gehen und Fahren, auch noch andern Zeitvertreibungen, allerley Abwechſelung machten. Jch merckte, daß die 3. anweſenden ſchoͤnen Toͤchter unſers Wolhthaͤters von vielen Liebhabern umgeben waren, mein Herr aber be- kuͤmmerte ſich um keine, ſondern hatte mich als ſeine Schein-Frau mehrentheils an der Seite, liebkoſeten einander auch dermaſſen, daß ein jeder glauben muſte, wir hielten einander als rechte Ehe- Leute von Hertzen werth. Einsmahls aber, da mich mein Herr im Tantze vor allen Zuſchauern recht hertzlich gekuͤſſet, und nach vollfuͤhrten Tan- tze an ein Fenſter geſuͤhret hatte, kam ein junger artiger Kauffmann herzu, und ſagte zu meinem Liebſten: Mein Herr van Leuven, ich verſpuͤre nunmehro, daß ihr mir die Concordia Plürs, mit gutem

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Zitationshilfe: Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. 3. Aufl. Bd. 1. Nordhausen, 1740, S. 123. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata01_1740/137>, abgerufen am 25.11.2024.