mählung so wenig als meines Herrn eigener Vater und ich, da ich mich doch, sein vertrautester Bedien- ter zu seyn, rühmen konte.
Jmmittelst hatte sich zwar Monsieur van Leuven gantz nicht heimlich in Londen aufgehalten, sondern so wohl auf der Bourse als andern öffentlichen Or- ten fast täglich sehen lassen, jedoch alle Gelegenheit vermieden, mit dem Kauffmanne Plürs ins Gesprä- che zu kommen.
Demnach beginnet es diesem eigensinnigem Kopffe nahe zu gehen, daß ihm ein so guter Bekand- ter, von dessen Vater er so manchen Vortheil ge- zogen, gäntzlich aus dem Garne gehen solte. Gehet ihm derowegen einsmals gantz hurtig zu Leibe, und redet ihn also an: Mein Herr von Leuven! Jch bin unglücklich, daß auf so unvermuthete Art an euch einen meiner besten Herrn | und Freunde verlieren müssen, aber bedencket doch selbst: meine Tochter hatte ich allbereit versprochen, da ihr um sie anhieltet, da ich nun allezeit lieber sterben, als mein Wort brechen will, so saget mir doch nur, wie ich euch, meiner Tochter und mir hätte helffen sol- len? Zumahlen, da euer Herr Vater selbsten nicht in solche Heyrath willigen wollen. Lasset doch das vergangene vergessen seyn, und verbleibet mein wahrer Freund, der Himmel wird euch schon mit einer weit schönern und reichern Gemahlin zu ver- sorgen wissen. Mons. Leuven hatte hierauf zur Antwort gegeben: Mein werthester Herr Plürs, gedencket an nichts von allen vergangenen, ich bin ein getreuer Freund und Diener von euch, vor eure Tochter, die schöne Concordia, habe ich zwar an-
noch
maͤhlung ſo wenig als meines Herrn eigener Vater und ich, da ich mich doch, ſein vertrauteſter Bedien- ter zu ſeyn, ruͤhmen konte.
Jm̃ittelſt hatte ſich zwar Monſieur van Leuven gantz nicht heimlich in Londen aufgehalten, ſondern ſo wohl auf der Bourſe als andern oͤffentlichen Or- ten faſt taͤglich ſehen laſſen, jedoch alle Gelegenheit vermieden, mit dem Kauffmanne Plürs ins Geſpraͤ- che zu kommen.
Demnach beginnet es dieſem eigenſinnigem Kopffe nahe zu gehen, daß ihm ein ſo guter Bekand- ter, von deſſen Vater er ſo manchen Vortheil ge- zogen, gaͤntzlich aus dem Garne gehen ſolte. Gehet ihm derowegen einsmals gantz hurtig zu Leibe, und redet ihn alſo an: Mein Herr von Leuven! Jch bin ungluͤcklich, daß auf ſo unvermuthete Art an euch einen meiner beſten Herrn | und Freunde verlieren muͤſſen, aber bedencket doch ſelbſt: meine Tochter hatte ich allbereit verſprochen, da ihr um ſie anhieltet, da ich nun allezeit lieber ſterben, als mein Wort brechen will, ſo ſaget mir doch nur, wie ich euch, meiner Tochter und mir haͤtte helffen ſol- len? Zumahlen, da euer Herr Vater ſelbſten nicht in ſolche Heyrath willigen wollen. Laſſet doch das vergangene vergeſſen ſeyn, und verbleibet mein wahrer Freund, der Himmel wird euch ſchon mit einer weit ſchoͤnern und reichern Gemahlin zu ver- ſorgen wiſſen. Monſ. Leuven hatte hierauf zur Antwort gegeben: Mein wertheſter Herr Plürs, gedencket an nichts von allen vergangenen, ich bin ein getreuer Freund und Diener von euch, vor eure Tochter, die ſchoͤne Concordia, habe ich zwar an-
noch
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maͤhlung ſo wenig als meines Herrn eigener Vater
und ich, da ich mich doch, ſein vertrauteſter Bedien-
ter zu ſeyn, ruͤhmen konte.
Jm̃ittelſt hatte ſich zwar Monſieur van Leuven
gantz nicht heimlich in Londen aufgehalten, ſondern
ſo wohl auf der Bourſe als andern oͤffentlichen Or-
ten faſt taͤglich ſehen laſſen, jedoch alle Gelegenheit
vermieden, mit dem Kauffmanne Plürs ins Geſpraͤ-
che zu kommen.
Demnach beginnet es dieſem eigenſinnigem
Kopffe nahe zu gehen, daß ihm ein ſo guter Bekand-
ter, von deſſen Vater er ſo manchen Vortheil ge-
zogen, gaͤntzlich aus dem Garne gehen ſolte. Gehet
ihm derowegen einsmals gantz hurtig zu Leibe,
und redet ihn alſo an: Mein Herr von Leuven!
Jch bin ungluͤcklich, daß auf ſo unvermuthete Art
an euch einen meiner beſten Herrn | und Freunde
verlieren muͤſſen, aber bedencket doch ſelbſt: meine
Tochter hatte ich allbereit verſprochen, da ihr um
ſie anhieltet, da ich nun allezeit lieber ſterben, als
mein Wort brechen will, ſo ſaget mir doch nur, wie
ich euch, meiner Tochter und mir haͤtte helffen ſol-
len? Zumahlen, da euer Herr Vater ſelbſten nicht
in ſolche Heyrath willigen wollen. Laſſet doch das
vergangene vergeſſen ſeyn, und verbleibet mein
wahrer Freund, der Himmel wird euch ſchon mit
einer weit ſchoͤnern und reichern Gemahlin zu ver-
ſorgen wiſſen. Monſ. Leuven hatte hierauf zur
Antwort gegeben: Mein wertheſter Herr Plürs,
gedencket an nichts von allen vergangenen, ich bin
ein getreuer Freund und Diener von euch, vor eure
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
1731 erschien die Erstausgabe. Die zweite Auflage… [mehr]
1731 erschien die Erstausgabe. Die zweite Auflage folgte schon 1732. Zum Zeitpunkt der Digitalisierung stand nur die dritte Auflage von 1740 zur Verfügung. (Link zur Erstausgabe: http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:gbv:3:1-459276)
Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. 3. Aufl. Bd. 1. Nordhausen, 1740, S. 130. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata01_1740/144>, abgerufen am 25.11.2024.
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