worauff alles in gantz verkehrten Zustande blieb, in- dem der Fuß-Boden zu einer Seiten-Wand ge- worden, und wir beyden Krancken uns in den Win- ckel der Kammer geworffen, befanden. Weiter weiß ich nicht, wie mir geschehen ist, indem mich ent- weder eine Ohnmacht oder allzustarcker Schlaff überfiel, aus welchem ich mich nicht eher als des an- dern Tages ermuntern konte, da sich mein schwacher Cörper auf einer Sand-Banck an der Sonne lie- gend befand.
Es kam mir als etwas recht ungewöhnliches vor, da ich die Sonne am aufgeklärten Himmel erblick- te, und von deren erwärmenden Strahlen die aller- angenehmste Erquickung in meinen Gliedern em- pfieng. Jch richtete mich auf, sahe mich um, und entsetzte mich gewaltig, da ich sonst keinen Men- schen, als die Concordia, Mons. van Leuven, und den Schiffs-Capitain Lemelie, ohnfern von mir schlaffend, hinterwärts einen grausamen Felsen, seitwärts das Hintertheil vom zerscheiterten Schif- fe, sonsten aber nichts als Sand-Bäncke, Wasser und Himmel sahe. Da aber die Seite, auf wel- cher ich gelegen, nebst den Kleidern, annoch sehr kalt und naß war, drehete ich selbige gegen die Sonne um, und verfiel aufs neue in einen tieffen Schlaff, aus welchem mich gegen Untergang der Sonnen Mons. van Leuven erweckte. Er gab mir einen mäßigen Topf mit Weine, und eine gute Hand voll Confect, welches ich noch halb schläserig annahm, und mit grosser Begierde in den Magen schickte, massen nunmehro fast in 4. Tagen w[e]der gegessen noch getruncken hatte. Hierauff empfieng ich noch
einen
worauff alles in gantz verkehrten Zuſtande blieb, in- dem der Fuß-Boden zu einer Seiten-Wand ge- worden, und wir beyden Krancken uns in den Win- ckel der Kammer geworffen, befanden. Weiter weiß ich nicht, wie mir geſchehen iſt, indem mich ent- weder eine Ohnmacht oder allzuſtarcker Schlaff uͤberfiel, aus welchem ich mich nicht eher als des an- dern Tages ermuntern konte, da ſich mein ſchwacher Coͤrper auf einer Sand-Banck an der Sonne lie- gend befand.
Es kam mir als etwas recht ungewoͤhnliches vor, da ich die Sonne am aufgeklaͤrten Himmel erblick- te, und von deren erwaͤrmenden Strahlen die aller- angenehmſte Erquickung in meinen Gliedern em- pfieng. Jch richtete mich auf, ſahe mich um, und entſetzte mich gewaltig, da ich ſonſt keinen Men- ſchen, als die Concordia, Monſ. van Leuven, und den Schiffs-Capitain Lemelie, ohnfern von mir ſchlaffend, hinterwaͤrts einen grauſamen Felſen, ſeitwaͤrts das Hintertheil vom zerſcheiterten Schif- fe, ſonſten aber nichts als Sand-Baͤncke, Waſſer und Himmel ſahe. Da aber die Seite, auf wel- cher ich gelegen, nebſt den Kleidern, annoch ſehr kalt und naß war, drehete ich ſelbige gegen die Sonne um, und verfiel aufs neue in einen tieffen Schlaff, aus welchem mich gegen Untergang der Sonnen Monſ. van Leuven erweckte. Er gab mir einen maͤßigen Topf mit Weine, und eine gute Hand voll Confect, welches ich noch halb ſchlaͤſerig annahm, und mit groſſer Begierde in den Magen ſchickte, maſſen nunmehro faſt in 4. Tagen w[e]der gegeſſen noch getruncken hatte. Hierauff empfieng ich noch
einen
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0153"n="139"/>
worauff alles in gantz verkehrten Zuſtande blieb, in-<lb/>
dem der Fuß-Boden zu einer Seiten-Wand ge-<lb/>
worden, und wir beyden Krancken uns in den Win-<lb/>
ckel der Kammer geworffen, befanden. Weiter<lb/>
weiß ich nicht, wie mir geſchehen iſt, indem mich ent-<lb/>
weder eine Ohnmacht oder allzuſtarcker Schlaff<lb/>
uͤberfiel, aus welchem ich mich nicht eher als des an-<lb/>
dern Tages ermuntern konte, da ſich mein ſchwacher<lb/>
Coͤrper auf einer Sand-Banck an der Sonne lie-<lb/>
gend befand.</p><lb/><p>Es kam mir als etwas recht ungewoͤhnliches vor,<lb/>
da ich die Sonne am aufgeklaͤrten Himmel erblick-<lb/>
te, und von deren erwaͤrmenden Strahlen die aller-<lb/>
angenehmſte Erquickung in meinen Gliedern em-<lb/>
pfieng. Jch richtete mich auf, ſahe mich um, und<lb/>
entſetzte mich gewaltig, da ich ſonſt keinen Men-<lb/>ſchen, als die <hirendition="#aq">Concordia, Monſ. van Leuven,</hi> und<lb/>
den Schiffs-<hirendition="#aq">Capitain Lemelie,</hi> ohnfern von mir<lb/>ſchlaffend, hinterwaͤrts einen grauſamen Felſen,<lb/>ſeitwaͤrts das Hintertheil vom zerſcheiterten Schif-<lb/>
fe, ſonſten aber nichts als Sand-Baͤncke, Waſſer<lb/>
und Himmel ſahe. Da aber die Seite, auf wel-<lb/>
cher ich gelegen, nebſt den Kleidern, annoch ſehr kalt<lb/>
und naß war, drehete ich ſelbige gegen die Sonne<lb/>
um, und verfiel aufs neue in einen tieffen Schlaff,<lb/>
aus welchem mich gegen Untergang der Sonnen<lb/><hirendition="#aq">Monſ. van Leuven</hi> erweckte. Er gab mir einen<lb/>
maͤßigen Topf mit Weine, und eine gute Hand voll<lb/><hirendition="#aq">Confect,</hi> welches ich noch halb ſchlaͤſerig annahm,<lb/>
und mit groſſer Begierde in den Magen ſchickte,<lb/>
maſſen nunmehro faſt in 4. Tagen w<supplied>e</supplied>der gegeſſen<lb/>
noch getruncken hatte. Hierauff empfieng ich noch<lb/><fwplace="bottom"type="catch">einen</fw><lb/></p></div></body></text></TEI>
[139/0153]
worauff alles in gantz verkehrten Zuſtande blieb, in-
dem der Fuß-Boden zu einer Seiten-Wand ge-
worden, und wir beyden Krancken uns in den Win-
ckel der Kammer geworffen, befanden. Weiter
weiß ich nicht, wie mir geſchehen iſt, indem mich ent-
weder eine Ohnmacht oder allzuſtarcker Schlaff
uͤberfiel, aus welchem ich mich nicht eher als des an-
dern Tages ermuntern konte, da ſich mein ſchwacher
Coͤrper auf einer Sand-Banck an der Sonne lie-
gend befand.
Es kam mir als etwas recht ungewoͤhnliches vor,
da ich die Sonne am aufgeklaͤrten Himmel erblick-
te, und von deren erwaͤrmenden Strahlen die aller-
angenehmſte Erquickung in meinen Gliedern em-
pfieng. Jch richtete mich auf, ſahe mich um, und
entſetzte mich gewaltig, da ich ſonſt keinen Men-
ſchen, als die Concordia, Monſ. van Leuven, und
den Schiffs-Capitain Lemelie, ohnfern von mir
ſchlaffend, hinterwaͤrts einen grauſamen Felſen,
ſeitwaͤrts das Hintertheil vom zerſcheiterten Schif-
fe, ſonſten aber nichts als Sand-Baͤncke, Waſſer
und Himmel ſahe. Da aber die Seite, auf wel-
cher ich gelegen, nebſt den Kleidern, annoch ſehr kalt
und naß war, drehete ich ſelbige gegen die Sonne
um, und verfiel aufs neue in einen tieffen Schlaff,
aus welchem mich gegen Untergang der Sonnen
Monſ. van Leuven erweckte. Er gab mir einen
maͤßigen Topf mit Weine, und eine gute Hand voll
Confect, welches ich noch halb ſchlaͤſerig annahm,
und mit groſſer Begierde in den Magen ſchickte,
maſſen nunmehro faſt in 4. Tagen weder gegeſſen
noch getruncken hatte. Hierauff empfieng ich noch
einen
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
1731 erschien die Erstausgabe. Die zweite Auflage… [mehr]
1731 erschien die Erstausgabe. Die zweite Auflage folgte schon 1732. Zum Zeitpunkt der Digitalisierung stand nur die dritte Auflage von 1740 zur Verfügung. (Link zur Erstausgabe: http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:gbv:3:1-459276)
Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. 3. Aufl. Bd. 1. Nordhausen, 1740, S. 139. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata01_1740/153>, abgerufen am 24.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.