Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. 3. Aufl. Bd. 1. Nordhausen, 1740.

Bild:
<< vorherige Seite

seten aus dem einen irrdenen Topffe auch mit, und
wusten fast vor Freuden nicht was wir thun solten,
da wir die halb tod gewesene Concordia nunmehro
wiederum ausser Gefahr halten, und bey vollkomme-
nen Verstande sehen konten.

Lemelie hatte sich binnen der Zeit durch das
Wasser auf das zerbrochene Schiff gemacht, wir
hofften zwar er würde vor Abends wiederum zurück
kommen, sahen und höreten aber nichts von ihm,
weßwegen Mons. van Leuven willens war hin zu
baden, nach demselben zu sehen, und etwas Holtz
mit zu bringen, da ich aber versicherten, daß wir auf
diese Nacht noch Holtz zur gnüge hätte, ließ ers blei-
ben, und wartete seine Concordia mit den treflichsten
Liebkosungen ab, biß sie abermahls einschlieff, wor-
auf wir uns beredeten, wechsels-weise bey derselben
zu wachen.

Selbige Nacht wurde schon weit vergnügter als
die vorige hingebracht, mit aufgehender Sonne a-
ber wurde ich gewahr, daß die See allerhand Packen
und Küsten auf die nah gelegenen Sand-Bäncke,
und an das grosse Felsen-Ufer, auch an unsere Sand-
Banck ebenfalls, nebst verschiedenen Waaren, ei-
nen mittelmäßigen Nachen gespielet hatte. Dieses
kleine Fahr-Zeug hieß wohl recht ein vom Himmel
zugeschicktes Glücks-Schiff, denn mit selbigen kon-
ten wir doch, wie ich so gleich bedachte, an den nah
gelegenen Felsen fahren, aus welchen wir einen gan-
tzen Strohm des schönsten klaren Wassers schiessen
sahen.

So bald demnach Mons. van Leuven aufge-
wacht, zeigt ich ihme die Merckmahle der wunder-

baren

ſeten aus dem einen irrdenen Topffe auch mit, und
wuſten faſt vor Freuden nicht was wir thun ſolten,
da wir die halb tod geweſene Concordia nunmehro
wiederum auſſer Gefahr halten, und bey vollkomme-
nen Verſtande ſehen konten.

Lemelie hatte ſich binnen der Zeit durch das
Waſſer auf das zerbrochene Schiff gemacht, wir
hofften zwar er wuͤrde vor Abends wiederum zuruͤck
kommen, ſahen und hoͤreten aber nichts von ihm,
weßwegen Monſ. van Leuven willens war hin zu
baden, nach demſelben zu ſehen, und etwas Holtz
mit zu bringen, da ich aber verſicherten, daß wir auf
dieſe Nacht noch Holtz zur gnuͤge haͤtte, ließ ers blei-
ben, und wartete ſeine Concordia mit den treflichſten
Liebkoſungen ab, biß ſie abermahls einſchlieff, wor-
auf wir uns beredeten, wechſels-weiſe bey derſelben
zu wachen.

Selbige Nacht wurde ſchon weit vergnuͤgter als
die vorige hingebracht, mit aufgehender Sonne a-
ber wurde ich gewahr, daß die See allerhand Packen
und Kuͤſten auf die nah gelegenen Sand-Baͤncke,
und an das groſſe Felſen-Ufer, auch an unſere Sand-
Banck ebenfalls, nebſt verſchiedenen Waaren, ei-
nen mittelmaͤßigen Nachen geſpielet hatte. Dieſes
kleine Fahr-Zeug hieß wohl recht ein vom Himmel
zugeſchicktes Gluͤcks-Schiff, denn mit ſelbigen kon-
ten wir doch, wie ich ſo gleich bedachte, an den nah
gelegenen Felſen fahren, aus welchen wir einen gan-
tzen Strohm des ſchoͤnſten klaren Waſſers ſchieſſen
ſahen.

So bald demnach Monſ. van Leuven aufge-
wacht, zeigt ich ihme die Merckmahle der wunder-

baren
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0160" n="146"/>
&#x017F;eten aus dem einen irrdenen Topffe auch mit, und<lb/>
wu&#x017F;ten fa&#x017F;t vor Freuden nicht was wir thun &#x017F;olten,<lb/>
da wir die halb tod gewe&#x017F;ene <hi rendition="#aq">Concordia</hi> nunmehro<lb/>
wiederum au&#x017F;&#x017F;er Gefahr halten, und bey vollkomme-<lb/>
nen Ver&#x017F;tande &#x017F;ehen konten.</p><lb/>
        <p><hi rendition="#aq">Lemelie</hi> hatte &#x017F;ich binnen der Zeit durch das<lb/>
Wa&#x017F;&#x017F;er auf das zerbrochene Schiff gemacht, wir<lb/>
hofften zwar er wu&#x0364;rde vor Abends wiederum zuru&#x0364;ck<lb/>
kommen, &#x017F;ahen und ho&#x0364;reten aber nichts von ihm,<lb/>
weßwegen <hi rendition="#aq">Mon&#x017F;. van Leuven</hi> willens war hin zu<lb/>
baden, nach dem&#x017F;elben zu &#x017F;ehen, und etwas Holtz<lb/>
mit zu bringen, da ich aber ver&#x017F;icherten, daß wir auf<lb/>
die&#x017F;e Nacht noch Holtz zur gnu&#x0364;ge ha&#x0364;tte, ließ ers blei-<lb/>
ben, und wartete &#x017F;eine <hi rendition="#aq">Concordia</hi> mit den treflich&#x017F;ten<lb/>
Liebko&#x017F;ungen ab, biß &#x017F;ie abermahls ein&#x017F;chlieff, wor-<lb/>
auf wir uns beredeten, wech&#x017F;els-wei&#x017F;e bey der&#x017F;elben<lb/>
zu wachen.</p><lb/>
        <p>Selbige Nacht wurde &#x017F;chon weit vergnu&#x0364;gter als<lb/>
die vorige hingebracht, mit aufgehender Sonne a-<lb/>
ber wurde ich gewahr, daß die See allerhand Packen<lb/>
und Ku&#x0364;&#x017F;ten auf die nah gelegenen Sand-Ba&#x0364;ncke,<lb/>
und an das gro&#x017F;&#x017F;e Fel&#x017F;en-Ufer, auch an un&#x017F;ere Sand-<lb/>
Banck ebenfalls, neb&#x017F;t ver&#x017F;chiedenen Waaren, ei-<lb/>
nen mittelma&#x0364;ßigen Nachen ge&#x017F;pielet hatte. Die&#x017F;es<lb/>
kleine Fahr-Zeug hieß wohl recht ein vom Himmel<lb/>
zuge&#x017F;chicktes Glu&#x0364;cks-Schiff, denn mit &#x017F;elbigen kon-<lb/>
ten wir doch, wie ich &#x017F;o gleich bedachte, an den nah<lb/>
gelegenen Fel&#x017F;en fahren, aus welchen wir einen gan-<lb/>
tzen Strohm des &#x017F;cho&#x0364;n&#x017F;ten klaren Wa&#x017F;&#x017F;ers &#x017F;chie&#x017F;&#x017F;en<lb/>
&#x017F;ahen.</p><lb/>
        <p>So bald demnach <hi rendition="#aq">Mon&#x017F;. van Leuven</hi> aufge-<lb/>
wacht, zeigt ich ihme die Merckmahle der wunder-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">baren</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[146/0160] ſeten aus dem einen irrdenen Topffe auch mit, und wuſten faſt vor Freuden nicht was wir thun ſolten, da wir die halb tod geweſene Concordia nunmehro wiederum auſſer Gefahr halten, und bey vollkomme- nen Verſtande ſehen konten. Lemelie hatte ſich binnen der Zeit durch das Waſſer auf das zerbrochene Schiff gemacht, wir hofften zwar er wuͤrde vor Abends wiederum zuruͤck kommen, ſahen und hoͤreten aber nichts von ihm, weßwegen Monſ. van Leuven willens war hin zu baden, nach demſelben zu ſehen, und etwas Holtz mit zu bringen, da ich aber verſicherten, daß wir auf dieſe Nacht noch Holtz zur gnuͤge haͤtte, ließ ers blei- ben, und wartete ſeine Concordia mit den treflichſten Liebkoſungen ab, biß ſie abermahls einſchlieff, wor- auf wir uns beredeten, wechſels-weiſe bey derſelben zu wachen. Selbige Nacht wurde ſchon weit vergnuͤgter als die vorige hingebracht, mit aufgehender Sonne a- ber wurde ich gewahr, daß die See allerhand Packen und Kuͤſten auf die nah gelegenen Sand-Baͤncke, und an das groſſe Felſen-Ufer, auch an unſere Sand- Banck ebenfalls, nebſt verſchiedenen Waaren, ei- nen mittelmaͤßigen Nachen geſpielet hatte. Dieſes kleine Fahr-Zeug hieß wohl recht ein vom Himmel zugeſchicktes Gluͤcks-Schiff, denn mit ſelbigen kon- ten wir doch, wie ich ſo gleich bedachte, an den nah gelegenen Felſen fahren, aus welchen wir einen gan- tzen Strohm des ſchoͤnſten klaren Waſſers ſchieſſen ſahen. So bald demnach Monſ. van Leuven aufge- wacht, zeigt ich ihme die Merckmahle der wunder- baren

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

1731 erschien die Erstausgabe. Die zweite Auflage… [mehr]

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata01_1740
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata01_1740/160
Zitationshilfe: Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. 3. Aufl. Bd. 1. Nordhausen, 1740, S. 146. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata01_1740/160>, abgerufen am 24.05.2024.