sondern Eckel veruhrsachte, fieng meine Haut an zu schauern, und die Haare begonten Berg auf zu ste- hen, weßwegen ich eiligst umwandte, und mit flie- genden Schritten den Rückweg suchte, auch gar bald wiederum bey Mons. van Leuven und Con- cordien ankam. Beyde hatten sogleich meine blasse Farbe und hefftige Veränderung ange- merckt, weßwegen ich auf ihr Befragen alles er- zehlte, was mir begegnet war. Doch Mons. van Leuven sagte: Mein Freund, ihr seyd zuweilen ein wenig allzu neugierig, wir haben nunmehro, GOtt sey Lob, genung gefunden, unser Leben so lange zu er- halten, biß uns der Himmel Gelegenheit zuschickt an unsern erwehlten Ort zu kommen, derowegen lasset das unnütze Forschen unterwegen, denn wer weiß ob sich nicht in dieser Höle die gifftigen Thiere aufhalten, welche euch augenblicklich ums Leben bringen könten. Jhr habt recht, mein Herr, gab ich zur Antwort, doch dieses mal ist mein Vorwitz nicht so viel schuld, als das unverhoffte Hinunter- fallen, damit auch dergleichen hinführo niemanden mehr begegnen möge, will ich die Sträucher rund herum abhauen, und alltäglich eine gute Menge Er- de abarbeiten, biß diese eckle Grufft vollkommen zu- gefüllet ist. Mons. van Leuven versprach zu helf- fen, Concordia reichte mir ein Gläßlein von dem noch sehr wenigem Vorrathe des Weins, nebst 2. Stücklein hertzstärckenden Confects, welches bey- des mich gar bald wiederum erquickte, so daß ich selbigen Abend noch eine starcke Mahlzeit halten, und nach verrichteten Abend- Gebet, mich gantz
auf-
ſondern Eckel veruhrſachte, fieng meine Haut an zu ſchauern, und die Haare begonten Berg auf zu ſte- hen, weßwegen ich eiligſt umwandte, und mit flie- genden Schritten den Ruͤckweg ſuchte, auch gar bald wiederum bey Monſ. van Leuven und Con- cordien ankam. Beyde hatten ſogleich meine blaſſe Farbe und hefftige Veraͤnderung ange- merckt, weßwegen ich auf ihr Befragen alles er- zehlte, was mir begegnet war. Doch Monſ. van Leuven ſagte: Mein Freund, ihr ſeyd zuweilen ein wenig allzu neugierig, wir haben nunmehro, GOtt ſey Lob, genung gefunden, unſer Leben ſo lange zu er- halten, biß uns der Himmel Gelegenheit zuſchickt an unſern erwehlten Ort zu kommen, derowegen laſſet das unnuͤtze Forſchen unterwegen, denn wer weiß ob ſich nicht in dieſer Hoͤle die gifftigen Thiere aufhalten, welche euch augenblicklich ums Leben bringen koͤnten. Jhr habt recht, mein Herr, gab ich zur Antwort, doch dieſes mal iſt mein Vorwitz nicht ſo viel ſchuld, als das unverhoffte Hinunter- fallen, damit auch dergleichen hinfuͤhro niemanden mehr begegnen moͤge, will ich die Straͤucher rund herum abhauen, und alltaͤglich eine gute Menge Er- de abarbeiten, biß dieſe eckle Grufft vollkommen zu- gefuͤllet iſt. Monſ. van Leuven verſprach zu helf- fen, Concordia reichte mir ein Glaͤßlein von dem noch ſehr wenigem Vorrathe des Weins, nebſt 2. Stuͤcklein hertzſtaͤrckenden Confects, welches bey- des mich gar bald wiederum erquickte, ſo daß ich ſelbigen Abend noch eine ſtarcke Mahlzeit halten, und nach verrichteten Abend- Gebet, mich gantz
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ſondern Eckel veruhrſachte, fieng meine Haut an zu
ſchauern, und die Haare begonten Berg auf zu ſte-
hen, weßwegen ich eiligſt umwandte, und mit flie-
genden Schritten den Ruͤckweg ſuchte, auch gar
bald wiederum bey Monſ. van Leuven und Con-
cordien ankam. Beyde hatten ſogleich meine
blaſſe Farbe und hefftige Veraͤnderung ange-
merckt, weßwegen ich auf ihr Befragen alles er-
zehlte, was mir begegnet war. Doch Monſ. van
Leuven ſagte: Mein Freund, ihr ſeyd zuweilen ein
wenig allzu neugierig, wir haben nunmehro, GOtt
ſey Lob, genung gefunden, unſer Leben ſo lange zu er-
halten, biß uns der Himmel Gelegenheit zuſchickt
an unſern erwehlten Ort zu kommen, derowegen
laſſet das unnuͤtze Forſchen unterwegen, denn wer
weiß ob ſich nicht in dieſer Hoͤle die gifftigen Thiere
aufhalten, welche euch augenblicklich ums Leben
bringen koͤnten. Jhr habt recht, mein Herr, gab
ich zur Antwort, doch dieſes mal iſt mein Vorwitz
nicht ſo viel ſchuld, als das unverhoffte Hinunter-
fallen, damit auch dergleichen hinfuͤhro niemanden
mehr begegnen moͤge, will ich die Straͤucher rund
herum abhauen, und alltaͤglich eine gute Menge Er-
de abarbeiten, biß dieſe eckle Grufft vollkommen zu-
gefuͤllet iſt. Monſ. van Leuven verſprach zu helf-
fen, Concordia reichte mir ein Glaͤßlein von dem
noch ſehr wenigem Vorrathe des Weins, nebſt 2.
Stuͤcklein hertzſtaͤrckenden Confects, welches bey-
des mich gar bald wiederum erquickte, ſo daß ich
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
1731 erschien die Erstausgabe. Die zweite Auflage… [mehr]
1731 erschien die Erstausgabe. Die zweite Auflage folgte schon 1732. Zum Zeitpunkt der Digitalisierung stand nur die dritte Auflage von 1740 zur Verfügung. (Link zur Erstausgabe: http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:gbv:3:1-459276)
Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. 3. Aufl. Bd. 1. Nordhausen, 1740, S. 174. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata01_1740/188>, abgerufen am 24.11.2024.
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