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Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. 3. Aufl. Bd. 1. Nordhausen, 1740.

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der an, und hoffe, ihr werdet mich nicht verschmähen,
wir wollen gleich itzo ein gut Praeservativ vor die
bösen Dünste einnehmen, und die Höle in GOttes
Nahmen durchsuchen, denn das Zeichen auf eurer
Hand hat mich erstaunend und glaubend gemacht,
daß der Verzug nunmehro schädlich sey. Aber Le-
melie! Lemelie,
sagte er weiter, macht mir das
Hertze schwer, so offt ich an seine übeln Gemüths-
Regungen gedencke, wir haben gewiß nicht Ursach
uns seiner Gesellschafft zu erfreuen, GOTT steure
seiner Boßheit, wir wollen ihn zwar mit zu diesem
Wercke ziehen; Allein mein Bruder! verschweiget
ihm ja euer nächtliches Gesichte, und saget: ihr hät-
tet einen schweren Traum gehabt, welcher euch schon
wieder entfallen sey.

Dieser genommenen Abrede kamen wir in allem
genau nach, beredeten Concordien, an den Fluß
fischen zu gehen, eröffneten dem Lemelie von un-
serm Vorhaben, so viel als er wissen solte, und gien-
gen alle 3. gerades Wegs nach der unterirrdischen
Höle zu, nachdem ich in eine mit ausgelassenen
Seekalbs-Fett angefüllte eiserne Pfanne, etliche
angebrannte Tochte gelegt, und dieselbe an statt einer
Fackel mitgenommen hatte.

Jch gieng voran, Lemelie folgte mir, und Mons.
van Leuven
ihm nach, so bald wir demnach in die
fürchterliche Höle, welche von meiner starck bren-
nenden Lampe überall erleuchtet wurde, eingetreten
waren, erschien ein starcker Vorrath allerhand
Haußgeräths von Kupffer, Zinn und Eisenwerck,
nebst vielen Pack-Fässern, und zusammen gebunde-
nen Ballen, welches alles aber ich nur oben hin be-

trach-
M

der an, und hoffe, ihr werdet mich nicht verſchmaͤhen,
wir wollen gleich itzo ein gut Præſervativ vor die
boͤſen Duͤnſte einnehmen, und die Hoͤle in GOttes
Nahmen durchſuchen, denn das Zeichen auf eurer
Hand hat mich erſtaunend und glaubend gemacht,
daß der Verzug nunmehro ſchaͤdlich ſey. Aber Le-
melie! Lemelie,
ſagte er weiter, macht mir das
Hertze ſchwer, ſo offt ich an ſeine uͤbeln Gemuͤths-
Regungen gedencke, wir haben gewiß nicht Urſach
uns ſeiner Geſellſchafft zu erfreuen, GOTT ſteure
ſeiner Boßheit, wir wollen ihn zwar mit zu dieſem
Wercke ziehen; Allein mein Bruder! verſchweiget
ihm ja euer naͤchtliches Geſichte, und ſaget: ihr haͤt-
tet einen ſchweren Traum gehabt, welcher euch ſchon
wieder entfallen ſey.

Dieſer genommenen Abrede kamen wir in allem
genau nach, beredeten Concordien, an den Fluß
fiſchen zu gehen, eroͤffneten dem Lemelie von un-
ſerm Vorhaben, ſo viel als er wiſſen ſolte, und gien-
gen alle 3. gerades Wegs nach der unterirrdiſchen
Hoͤle zu, nachdem ich in eine mit ausgelaſſenen
Seekalbs-Fett angefuͤllte eiſerne Pfanne, etliche
angebrannte Tochte gelegt, und dieſelbe an ſtatt einer
Fackel mitgenommen hatte.

Jch gieng voran, Lemelie folgte mir, und Monſ.
van Leuven
ihm nach, ſo bald wir demnach in die
fuͤrchterliche Hoͤle, welche von meiner ſtarck bren-
nenden Lampe uͤberall erleuchtet wurde, eingetreten
waren, erſchien ein ſtarcker Vorrath allerhand
Haußgeraͤths von Kupffer, Zinn und Eiſenwerck,
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nen Ballen, welches alles aber ich nur oben hin be-

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[177/0191] der an, und hoffe, ihr werdet mich nicht verſchmaͤhen, wir wollen gleich itzo ein gut Præſervativ vor die boͤſen Duͤnſte einnehmen, und die Hoͤle in GOttes Nahmen durchſuchen, denn das Zeichen auf eurer Hand hat mich erſtaunend und glaubend gemacht, daß der Verzug nunmehro ſchaͤdlich ſey. Aber Le- melie! Lemelie, ſagte er weiter, macht mir das Hertze ſchwer, ſo offt ich an ſeine uͤbeln Gemuͤths- Regungen gedencke, wir haben gewiß nicht Urſach uns ſeiner Geſellſchafft zu erfreuen, GOTT ſteure ſeiner Boßheit, wir wollen ihn zwar mit zu dieſem Wercke ziehen; Allein mein Bruder! verſchweiget ihm ja euer naͤchtliches Geſichte, und ſaget: ihr haͤt- tet einen ſchweren Traum gehabt, welcher euch ſchon wieder entfallen ſey. Dieſer genommenen Abrede kamen wir in allem genau nach, beredeten Concordien, an den Fluß fiſchen zu gehen, eroͤffneten dem Lemelie von un- ſerm Vorhaben, ſo viel als er wiſſen ſolte, und gien- gen alle 3. gerades Wegs nach der unterirrdiſchen Hoͤle zu, nachdem ich in eine mit ausgelaſſenen Seekalbs-Fett angefuͤllte eiſerne Pfanne, etliche angebrannte Tochte gelegt, und dieſelbe an ſtatt einer Fackel mitgenommen hatte. Jch gieng voran, Lemelie folgte mir, und Monſ. van Leuven ihm nach, ſo bald wir demnach in die fuͤrchterliche Hoͤle, welche von meiner ſtarck bren- nenden Lampe uͤberall erleuchtet wurde, eingetreten waren, erſchien ein ſtarcker Vorrath allerhand Haußgeraͤths von Kupffer, Zinn und Eiſenwerck, nebſt vielen Pack-Faͤſſern, und zuſammen gebunde- nen Ballen, welches alles aber ich nur oben hin be- trach- M

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Zitationshilfe: Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. 3. Aufl. Bd. 1. Nordhausen, 1740, S. 177. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata01_1740/191>, abgerufen am 18.05.2024.