Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. 3. Aufl. Bd. 1. Nordhausen, 1740.

Bild:
<< vorherige Seite

Jedoch, was will ich hiervon viel reden, die
Kostbarkeiten kan ich euch, meine Freunde, ja noch
alle unverletzt zeigen. Worzu aber die übrigen
nützlichen Sachen angewendet worden, davon kan
meine und meiner Kinder Haußhaltung und nicht
vergeblich gethane Arbeit ein sattsames Zeugniß
abstatten. Jch muß demnach nur eilen, euch,
meinen Lieben! den fernern Verlauff der damahli-
gen Zeiten noch kürtzlich zu erzehlen, ehe ich auf mei-
ne einseitige Geschicht, und die anfänglich betrübte,
nachhero aber unter GOttes Fügung wohl ausge-
schlagene Haußhaltung komme.

Mittlerweile, da Lemelie kranck lage, räume-
ten Mons. van Leuven und ich alle Sachen aus
dem unterirrdischen Gewölbe herauf ans Tages-
Licht und an die Lufft, damit wir sehen möchten,
was annoch zu gebrauchen wäre oder nicht; Nach
diesen reinigten wir die unterirrdische Höle, die aus-
ser der kleinen Schatz-Kammer aus 3. geraumli-
chen Kammern bestund, von aller Unsauberkeit.
Ermeldte Schatz-Kammer aber, die wir dem Le-
melie
nicht wolten wissen lassen, wurde von un-
sern Händen wohl vermauret, auswendig mit Lei-
men beschlagen, und so zugerichtet, daß niemand
vermuthen konte, als ob etwas verborgenes dar-
hinter steckte. Mons. van Leuven erwehlte das
Vorgemach derselben, worinnen auch der ver-
storbene Don Cyrillo sein Lebens-Ziel erwartet,
zu seinem Schlaff-Gemach, ich nahm vor mich
die Kammer darneben, und vor Lemelie wurde
die dritte zugerichtet, alle aber mit Pulver und
Schiff-Pech etliche Tage nach einander wohl aus-

geräu-

Jedoch, was will ich hiervon viel reden, die
Koſtbarkeiten kan ich euch, meine Freunde, ja noch
alle unverletzt zeigen. Worzu aber die uͤbrigen
nuͤtzlichen Sachen angewendet worden, davon kan
meine und meiner Kinder Haußhaltung und nicht
vergeblich gethane Arbeit ein ſattſames Zeugniß
abſtatten. Jch muß demnach nur eilen, euch,
meinen Lieben! den fernern Verlauff der damahli-
gen Zeiten noch kuͤrtzlich zu erzehlen, ehe ich auf mei-
ne einſeitige Geſchicht, und die anfaͤnglich betruͤbte,
nachhero aber unter GOttes Fuͤgung wohl ausge-
ſchlagene Haußhaltung komme.

Mittlerweile, da Lemelie kranck lage, raͤume-
ten Monſ. van Leuven und ich alle Sachen aus
dem unterirrdiſchen Gewoͤlbe herauf ans Tages-
Licht und an die Lufft, damit wir ſehen moͤchten,
was annoch zu gebrauchen waͤre oder nicht; Nach
dieſen reinigten wir die unterirrdiſche Hoͤle, die auſ-
ſer der kleinen Schatz-Kammer aus 3. geraumli-
chen Kammern beſtund, von aller Unſauberkeit.
Ermeldte Schatz-Kammer aber, die wir dem Le-
melie
nicht wolten wiſſen laſſen, wurde von un-
ſern Haͤnden wohl vermauret, auswendig mit Lei-
men beſchlagen, und ſo zugerichtet, daß niemand
vermuthen konte, als ob etwas verborgenes dar-
hinter ſteckte. Monſ. van Leuven erwehlte das
Vorgemach derſelben, worinnen auch der ver-
ſtorbene Don Cyrillo ſein Lebens-Ziel erwartet,
zu ſeinem Schlaff-Gemach, ich nahm vor mich
die Kammer darneben, und vor Lemelie wurde
die dritte zugerichtet, alle aber mit Pulver und
Schiff-Pech etliche Tage nach einander wohl aus-

geraͤu-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0205" n="191"/>
        <p>Jedoch, was will ich hiervon viel reden, die<lb/>
Ko&#x017F;tbarkeiten kan ich euch, meine Freunde, ja noch<lb/>
alle unverletzt zeigen. Worzu aber die u&#x0364;brigen<lb/>
nu&#x0364;tzlichen Sachen angewendet worden, davon kan<lb/>
meine und meiner Kinder Haußhaltung und nicht<lb/>
vergeblich gethane Arbeit ein &#x017F;att&#x017F;ames Zeugniß<lb/>
ab&#x017F;tatten. Jch muß demnach nur eilen, euch,<lb/>
meinen Lieben! den fernern Verlauff der damahli-<lb/>
gen Zeiten noch ku&#x0364;rtzlich zu erzehlen, ehe ich auf mei-<lb/>
ne ein&#x017F;eitige Ge&#x017F;chicht, und die anfa&#x0364;nglich betru&#x0364;bte,<lb/>
nachhero aber unter GOttes Fu&#x0364;gung wohl ausge-<lb/>
&#x017F;chlagene Haußhaltung komme.</p><lb/>
        <p>Mittlerweile, da <hi rendition="#aq">Lemelie</hi> kranck lage, ra&#x0364;ume-<lb/>
ten <hi rendition="#aq">Mon&#x017F;. van Leuven</hi> und ich alle Sachen aus<lb/>
dem unterirrdi&#x017F;chen Gewo&#x0364;lbe herauf ans Tages-<lb/>
Licht und an die Lufft, damit wir &#x017F;ehen mo&#x0364;chten,<lb/>
was annoch zu gebrauchen wa&#x0364;re oder nicht; Nach<lb/>
die&#x017F;en reinigten wir die unterirrdi&#x017F;che Ho&#x0364;le, die au&#x017F;-<lb/>
&#x017F;er der kleinen Schatz-Kammer aus 3. geraumli-<lb/>
chen Kammern be&#x017F;tund, von aller Un&#x017F;auberkeit.<lb/>
Ermeldte Schatz-Kammer aber, die wir dem <hi rendition="#aq">Le-<lb/>
melie</hi> nicht wolten wi&#x017F;&#x017F;en la&#x017F;&#x017F;en, wurde von un-<lb/>
&#x017F;ern Ha&#x0364;nden wohl vermauret, auswendig mit Lei-<lb/>
men be&#x017F;chlagen, und &#x017F;o zugerichtet, daß niemand<lb/>
vermuthen konte, als ob etwas verborgenes dar-<lb/>
hinter &#x017F;teckte. <hi rendition="#aq">Mon&#x017F;. van Leuven</hi> erwehlte das<lb/>
Vorgemach der&#x017F;elben, worinnen auch der ver-<lb/>
&#x017F;torbene <hi rendition="#aq">Don Cyrillo</hi> &#x017F;ein Lebens-Ziel erwartet,<lb/>
zu &#x017F;einem Schlaff-Gemach, ich nahm vor mich<lb/>
die Kammer darneben, und vor <hi rendition="#aq">Lemelie</hi> wurde<lb/>
die dritte zugerichtet, alle aber mit Pulver und<lb/>
Schiff-Pech etliche Tage nach einander wohl aus-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">gera&#x0364;u-</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[191/0205] Jedoch, was will ich hiervon viel reden, die Koſtbarkeiten kan ich euch, meine Freunde, ja noch alle unverletzt zeigen. Worzu aber die uͤbrigen nuͤtzlichen Sachen angewendet worden, davon kan meine und meiner Kinder Haußhaltung und nicht vergeblich gethane Arbeit ein ſattſames Zeugniß abſtatten. Jch muß demnach nur eilen, euch, meinen Lieben! den fernern Verlauff der damahli- gen Zeiten noch kuͤrtzlich zu erzehlen, ehe ich auf mei- ne einſeitige Geſchicht, und die anfaͤnglich betruͤbte, nachhero aber unter GOttes Fuͤgung wohl ausge- ſchlagene Haußhaltung komme. Mittlerweile, da Lemelie kranck lage, raͤume- ten Monſ. van Leuven und ich alle Sachen aus dem unterirrdiſchen Gewoͤlbe herauf ans Tages- Licht und an die Lufft, damit wir ſehen moͤchten, was annoch zu gebrauchen waͤre oder nicht; Nach dieſen reinigten wir die unterirrdiſche Hoͤle, die auſ- ſer der kleinen Schatz-Kammer aus 3. geraumli- chen Kammern beſtund, von aller Unſauberkeit. Ermeldte Schatz-Kammer aber, die wir dem Le- melie nicht wolten wiſſen laſſen, wurde von un- ſern Haͤnden wohl vermauret, auswendig mit Lei- men beſchlagen, und ſo zugerichtet, daß niemand vermuthen konte, als ob etwas verborgenes dar- hinter ſteckte. Monſ. van Leuven erwehlte das Vorgemach derſelben, worinnen auch der ver- ſtorbene Don Cyrillo ſein Lebens-Ziel erwartet, zu ſeinem Schlaff-Gemach, ich nahm vor mich die Kammer darneben, und vor Lemelie wurde die dritte zugerichtet, alle aber mit Pulver und Schiff-Pech etliche Tage nach einander wohl aus- geraͤu-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

1731 erschien die Erstausgabe. Die zweite Auflage… [mehr]

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata01_1740
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata01_1740/205
Zitationshilfe: Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. 3. Aufl. Bd. 1. Nordhausen, 1740, S. 191. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata01_1740/205>, abgerufen am 22.11.2024.