geräuchert, ja so zu sagen, gar ausgebrandt, denn dieser gantze Hügel bestehet aus einem vortreflichen Sand-Steine.
So bald wir demnach alles in recht gute Ord- nung gebracht hatten, wurde Concordia hinein geführet, welche sich ungemein darüber erfreuete, und so gleich ohne die geringste Furcht darinnen Hauß zu halten versprach. Wolte also der wun- derliche Lemelie nicht oben alleine schlaffen, muste er sich halb gezwungener weise nach uns richten.
Jndessen, da er noch immer kranck war, schaff- ten Mons. van Leuven und ich alltäglich noch sehr viele auf der Sand-Banck liegende nützliche Sa- chen auf die Jnsul, und kamen öffters nicht eher als mit sinckenden Tage nach Hause. Da im- mittelst Lemelie sich kränck er stellet, als er ist, doch aber so viel Kräffte hat, der Concordia einmahl über das andere so viel vorzuschwatzen, um sie da- hin zu bewegen, seiner Wollust ein Genüge zu lei- sten, und an ihrem Eh-Manne untreu zu werden.
Concordia weiset ihn anfänglich mit GOttes Wort und andern tugendhafften Regeln zurücke, da er aber eins so wenig als das andere annehmen, und fast gar Gewalt brauchen will, sie auch kaum Gelegenheit, sich seiner zu erwehren, gefunden, und in grösten Eiffer gesagt, daß sie ehe ihren Ehren- schänder oder sich selbst ermorden, als an ihren Manne untreu werden, und so lange dieser lebte, sich mit einem andern vermischen wolte; wirfft er sich zu ihren Füssen, und bittet seiner hefftigen Lie- be [w]egen um Verzeihung, verspricht auch, ihr der- gleichen nimmermehr wieder zuzumuthen, woferne
sie
geraͤuchert, ja ſo zu ſagen, gar ausgebrandt, denn dieſer gantze Huͤgel beſtehet aus einem vortreflichen Sand-Steine.
So bald wir demnach alles in recht gute Ord- nung gebracht hatten, wurde Concordia hinein gefuͤhret, welche ſich ungemein daruͤber erfreuete, und ſo gleich ohne die geringſte Furcht darinnen Hauß zu halten verſprach. Wolte alſo der wun- derliche Lemelie nicht oben alleine ſchlaffen, muſte er ſich halb gezwungener weiſe nach uns richten.
Jndeſſen, da er noch immer kranck war, ſchaff- ten Monſ. van Leuven und ich alltaͤglich noch ſehr viele auf der Sand-Banck liegende nuͤtzliche Sa- chen auf die Jnſul, und kamen oͤffters nicht eher als mit ſinckenden Tage nach Hauſe. Da im- mittelſt Lemelie ſich kraͤnck er ſtellet, als er iſt, doch aber ſo viel Kraͤffte hat, der Concordia einmahl uͤber das andere ſo viel vorzuſchwatzen, um ſie da- hin zu bewegen, ſeiner Wolluſt ein Genuͤge zu lei- ſten, und an ihrem Eh-Manne untreu zu werden.
Concordia weiſet ihn anfaͤnglich mit GOttes Wort und andern tugendhafften Regeln zuruͤcke, da er aber eins ſo wenig als das andere annehmen, und faſt gar Gewalt brauchen will, ſie auch kaum Gelegenheit, ſich ſeiner zu erwehren, gefunden, und in groͤſten Eiffer geſagt, daß ſie ehe ihren Ehren- ſchaͤnder oder ſich ſelbſt ermorden, als an ihren Manne untreu werden, und ſo lange dieſer lebte, ſich mit einem andern vermiſchen wolte; wirfft er ſich zu ihren Fuͤſſen, und bittet ſeiner hefftigen Lie- be [w]egen um Verzeihung, verſpricht auch, ihr der- gleichen nimmermehr wieder zuzumuthen, woferne
ſie
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0206"n="192"/>
geraͤuchert, ja ſo zu ſagen, gar ausgebrandt, denn<lb/>
dieſer gantze Huͤgel beſtehet aus einem vortreflichen<lb/>
Sand-Steine.</p><lb/><p>So bald wir demnach alles in recht gute Ord-<lb/>
nung gebracht hatten, wurde <hirendition="#aq">Concordia</hi> hinein<lb/>
gefuͤhret, welche ſich ungemein daruͤber erfreuete,<lb/>
und ſo gleich ohne die geringſte Furcht darinnen<lb/>
Hauß zu halten verſprach. Wolte alſo der wun-<lb/>
derliche <hirendition="#aq">Lemelie</hi> nicht oben alleine ſchlaffen, muſte<lb/>
er ſich halb gezwungener weiſe nach uns richten.</p><lb/><p>Jndeſſen, da er noch immer kranck war, ſchaff-<lb/>
ten <hirendition="#aq">Monſ. van Leuven</hi> und ich alltaͤglich noch ſehr<lb/>
viele auf der Sand-Banck liegende nuͤtzliche Sa-<lb/>
chen auf die Jnſul, und kamen oͤffters nicht eher<lb/>
als mit ſinckenden Tage nach Hauſe. Da im-<lb/>
mittelſt <hirendition="#aq">Lemelie</hi>ſich kraͤnck er ſtellet, als er iſt, doch<lb/>
aber ſo viel Kraͤffte hat, der <hirendition="#aq">Concordia</hi> einmahl<lb/>
uͤber das andere ſo viel vorzuſchwatzen, um ſie da-<lb/>
hin zu bewegen, ſeiner Wolluſt ein Genuͤge zu lei-<lb/>ſten, und an ihrem Eh-Manne untreu zu werden.</p><lb/><p><hirendition="#aq">Concordia</hi> weiſet ihn anfaͤnglich mit GOttes<lb/>
Wort und andern tugendhafften Regeln zuruͤcke,<lb/>
da er aber eins ſo wenig als das andere annehmen,<lb/>
und faſt gar Gewalt brauchen will, ſie auch kaum<lb/>
Gelegenheit, ſich ſeiner zu erwehren, gefunden, und<lb/>
in groͤſten Eiffer geſagt, daß ſie ehe ihren Ehren-<lb/>ſchaͤnder oder ſich ſelbſt ermorden, als an ihren<lb/>
Manne untreu werden, und ſo lange dieſer lebte,<lb/>ſich mit einem andern vermiſchen wolte; wirfft er<lb/>ſich zu ihren Fuͤſſen, und bittet ſeiner hefftigen Lie-<lb/>
be <supplied>w</supplied>egen um Verzeihung, verſpricht auch, ihr der-<lb/>
gleichen nimmermehr wieder zuzumuthen, woferne<lb/><fwplace="bottom"type="catch">ſie</fw><lb/></p></div></body></text></TEI>
[192/0206]
geraͤuchert, ja ſo zu ſagen, gar ausgebrandt, denn
dieſer gantze Huͤgel beſtehet aus einem vortreflichen
Sand-Steine.
So bald wir demnach alles in recht gute Ord-
nung gebracht hatten, wurde Concordia hinein
gefuͤhret, welche ſich ungemein daruͤber erfreuete,
und ſo gleich ohne die geringſte Furcht darinnen
Hauß zu halten verſprach. Wolte alſo der wun-
derliche Lemelie nicht oben alleine ſchlaffen, muſte
er ſich halb gezwungener weiſe nach uns richten.
Jndeſſen, da er noch immer kranck war, ſchaff-
ten Monſ. van Leuven und ich alltaͤglich noch ſehr
viele auf der Sand-Banck liegende nuͤtzliche Sa-
chen auf die Jnſul, und kamen oͤffters nicht eher
als mit ſinckenden Tage nach Hauſe. Da im-
mittelſt Lemelie ſich kraͤnck er ſtellet, als er iſt, doch
aber ſo viel Kraͤffte hat, der Concordia einmahl
uͤber das andere ſo viel vorzuſchwatzen, um ſie da-
hin zu bewegen, ſeiner Wolluſt ein Genuͤge zu lei-
ſten, und an ihrem Eh-Manne untreu zu werden.
Concordia weiſet ihn anfaͤnglich mit GOttes
Wort und andern tugendhafften Regeln zuruͤcke,
da er aber eins ſo wenig als das andere annehmen,
und faſt gar Gewalt brauchen will, ſie auch kaum
Gelegenheit, ſich ſeiner zu erwehren, gefunden, und
in groͤſten Eiffer geſagt, daß ſie ehe ihren Ehren-
ſchaͤnder oder ſich ſelbſt ermorden, als an ihren
Manne untreu werden, und ſo lange dieſer lebte,
ſich mit einem andern vermiſchen wolte; wirfft er
ſich zu ihren Fuͤſſen, und bittet ſeiner hefftigen Lie-
be wegen um Verzeihung, verſpricht auch, ihr der-
gleichen nimmermehr wieder zuzumuthen, woferne
ſie
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
1731 erschien die Erstausgabe. Die zweite Auflage… [mehr]
1731 erschien die Erstausgabe. Die zweite Auflage folgte schon 1732. Zum Zeitpunkt der Digitalisierung stand nur die dritte Auflage von 1740 zur Verfügung. (Link zur Erstausgabe: http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:gbv:3:1-459276)
Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. 3. Aufl. Bd. 1. Nordhausen, 1740, S. 192. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata01_1740/206>, abgerufen am 23.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.