P.S. Damit Monsieur Julius in meine Citation kein Mißtrauen zu setzen Ursach habe, folget hierbey ein Wechselbrief a 150. spec. Ducaten an Herrn S. in Leipzig gestellet, welche zu Reise-Kosten aufzu- nehmen sind.
Es wird vielleicht wenig Mühe kosten, jemanden zu überreden, daß ich nach Durchlesung dieses Briefes eine gute Zeit nicht anders als ein Träu- mender auf meinem Stuhle sitzen geblieben. Ja! es ist zu versichern, daß diese neue und vor mich so profitable Zeitung fast eben dergleichen Zerrüttung in meinem Gemüthe stifftete: als die vorige von dem Unglücke meines Vaters. Doch konte mich hier- bey etwas eher fassen, und mit meinem Verstande ordentlicher zu Rathe gehen, derwegen der Schluß in wenig Stunden dahinaus fiel: mit ehester Post die Reise nach Amsterdam anzutreten. Hierbey fiel mir so gleich der tröstliche Vers ein: Es sind ja GOtt sehr schlechte Sachen etc. welcher mich an- reitzete, GOtt hertzlich anzuflehen, daß er meine Jugend in dieser bedencklichen Sache doch ja vor des Satans und der bösen Welt gefährlichen Stri- cken, List und Tücken gnädiglich bewahren, und lieber in gröstes Armuth, als Gefahr der Seelen ge- rathen lassen wolle.
Nachdem ich mich solchergestalt mit GOtt und meinem Gewissen wohl berathen, blieb es bey dem gefassten Schlusse, nach Amsterdam zu reisen. Fing derowegen an, alles aufs eiligste darzu zu veranstal- ten. Bey Herrn S. ließ ich mir die 150. Duc. spec. noch selbigen Tages zahlen, packte meine Sachen
ein
P.S. Damit Monſieur Julius in meine Citation kein Mißtrauen zu ſetzen Urſach habe, folget hierbey ein Wechſelbrief a 150. ſpec. Ducaten an Herrn S. in Leipzig geſtellet, welche zu Reiſe-Koſten aufzu- nehmen ſind.
Es wird vielleicht wenig Muͤhe koſten, jemanden zu uͤberreden, daß ich nach Durchleſung dieſes Briefes eine gute Zeit nicht anders als ein Traͤu- mender auf meinem Stuhle ſitzen geblieben. Ja! es iſt zu verſichern, daß dieſe neue und vor mich ſo profitable Zeitung faſt eben dergleichen Zerruͤttung in meinem Gemuͤthe ſtifftete: als die vorige von dem Ungluͤcke meines Vaters. Doch konte mich hier- bey etwas eher faſſen, und mit meinem Verſtande ordentlicher zu Rathe gehen, derwegen der Schluß in wenig Stunden dahinaus fiel: mit eheſter Poſt die Reiſe nach Amſterdam anzutreten. Hierbey fiel mir ſo gleich der troͤſtliche Vers ein: Es ſind ja GOtt ſehr ſchlechte Sachen ꝛc. welcher mich an- reitzete, GOtt hertzlich anzuflehen, daß er meine Jugend in dieſer bedencklichen Sache doch ja vor des Satans und der boͤſen Welt gefaͤhrlichen Stri- cken, Liſt und Tuͤcken gnaͤdiglich bewahren, und lieber in groͤſtes Armuth, als Gefahr der Seelen ge- rathen laſſen wolle.
Nachdem ich mich ſolchergeſtalt mit GOtt und meinem Gewiſſen wohl berathen, blieb es bey dem gefaſſten Schluſſe, nach Amſterdam zu reiſen. Fing derowegen an, alles aufs eiligſte darzu zu veranſtal- ten. Bey Herrn S. ließ ich mir die 150. Duc. ſpec. noch ſelbigen Tages zahlen, packte meine Sachen
ein
<TEI><text><body><divn="1"><pbfacs="#f0023"n="11"/><p><hirendition="#et"><hirendition="#aq">P.S.</hi></hi><lb/>
Damit <hirendition="#aq">Monſieur Julius</hi> in meine <hirendition="#aq">Citation</hi> kein<lb/>
Mißtrauen zu ſetzen Urſach habe, folget hierbey ein<lb/>
Wechſelbrief <hirendition="#aq">a 150. ſpec. Ducat</hi>en an Herrn <hirendition="#aq">S.</hi><lb/>
in Leipzig geſtellet, welche zu Reiſe-Koſten aufzu-<lb/>
nehmen ſind.</p><lb/><p>Es wird vielleicht wenig Muͤhe koſten, jemanden<lb/>
zu uͤberreden, daß ich nach Durchleſung dieſes<lb/>
Briefes eine gute Zeit nicht anders als ein Traͤu-<lb/>
mender auf meinem Stuhle ſitzen geblieben. Ja!<lb/>
es iſt zu verſichern, daß dieſe neue und vor mich ſo<lb/><hirendition="#aq">profitable</hi> Zeitung faſt eben dergleichen Zerruͤttung<lb/>
in meinem Gemuͤthe ſtifftete: als die vorige von dem<lb/>
Ungluͤcke meines Vaters. Doch konte mich hier-<lb/>
bey etwas eher faſſen, und mit meinem Verſtande<lb/>
ordentlicher zu Rathe gehen, derwegen der Schluß<lb/>
in wenig Stunden dahinaus fiel: mit eheſter Poſt<lb/>
die Reiſe nach Amſterdam anzutreten. Hierbey<lb/>
fiel mir ſo gleich der troͤſtliche Vers ein: Es ſind ja<lb/>
GOtt ſehr ſchlechte Sachen ꝛc. welcher mich an-<lb/>
reitzete, GOtt hertzlich anzuflehen, daß er meine<lb/>
Jugend in dieſer bedencklichen Sache doch ja vor<lb/>
des Satans und der boͤſen Welt gefaͤhrlichen Stri-<lb/>
cken, Liſt und Tuͤcken gnaͤdiglich bewahren, und<lb/>
lieber in groͤſtes Armuth, als Gefahr der Seelen ge-<lb/>
rathen laſſen wolle.</p><lb/><p>Nachdem ich mich ſolchergeſtalt mit GOtt und<lb/>
meinem Gewiſſen wohl berathen, blieb es bey dem<lb/>
gefaſſten Schluſſe, nach Amſterdam zu reiſen. Fing<lb/>
derowegen an, alles aufs eiligſte darzu zu veranſtal-<lb/>
ten. Bey Herrn <hirendition="#aq">S.</hi> ließ ich mir die 150. <hirendition="#aq">Duc. ſpec.</hi><lb/>
noch ſelbigen Tages zahlen, packte meine Sachen<lb/><fwplace="bottom"type="catch">ein</fw><lb/></p></div></body></text></TEI>
[11/0023]
P.S.
Damit Monſieur Julius in meine Citation kein
Mißtrauen zu ſetzen Urſach habe, folget hierbey ein
Wechſelbrief a 150. ſpec. Ducaten an Herrn S.
in Leipzig geſtellet, welche zu Reiſe-Koſten aufzu-
nehmen ſind.
Es wird vielleicht wenig Muͤhe koſten, jemanden
zu uͤberreden, daß ich nach Durchleſung dieſes
Briefes eine gute Zeit nicht anders als ein Traͤu-
mender auf meinem Stuhle ſitzen geblieben. Ja!
es iſt zu verſichern, daß dieſe neue und vor mich ſo
profitable Zeitung faſt eben dergleichen Zerruͤttung
in meinem Gemuͤthe ſtifftete: als die vorige von dem
Ungluͤcke meines Vaters. Doch konte mich hier-
bey etwas eher faſſen, und mit meinem Verſtande
ordentlicher zu Rathe gehen, derwegen der Schluß
in wenig Stunden dahinaus fiel: mit eheſter Poſt
die Reiſe nach Amſterdam anzutreten. Hierbey
fiel mir ſo gleich der troͤſtliche Vers ein: Es ſind ja
GOtt ſehr ſchlechte Sachen ꝛc. welcher mich an-
reitzete, GOtt hertzlich anzuflehen, daß er meine
Jugend in dieſer bedencklichen Sache doch ja vor
des Satans und der boͤſen Welt gefaͤhrlichen Stri-
cken, Liſt und Tuͤcken gnaͤdiglich bewahren, und
lieber in groͤſtes Armuth, als Gefahr der Seelen ge-
rathen laſſen wolle.
Nachdem ich mich ſolchergeſtalt mit GOtt und
meinem Gewiſſen wohl berathen, blieb es bey dem
gefaſſten Schluſſe, nach Amſterdam zu reiſen. Fing
derowegen an, alles aufs eiligſte darzu zu veranſtal-
ten. Bey Herrn S. ließ ich mir die 150. Duc. ſpec.
noch ſelbigen Tages zahlen, packte meine Sachen
ein
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
1731 erschien die Erstausgabe. Die zweite Auflage… [mehr]
1731 erschien die Erstausgabe. Die zweite Auflage folgte schon 1732. Zum Zeitpunkt der Digitalisierung stand nur die dritte Auflage von 1740 zur Verfügung. (Link zur Erstausgabe: http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:gbv:3:1-459276)
Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. 3. Aufl. Bd. 1. Nordhausen, 1740, S. 11. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata01_1740/23>, abgerufen am 03.12.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.