ein, bezahlete alle diejenigen, so mir Dienste gelei- stet hatten, nach meinen wenigen Vermögen reich- lich, verdung mich mit meiner Equippage auf die Casselisehe oder Holländische Post, und fuhr in GOttes Nahmen, mit besondern Gemüths-Ver- gnügen von Leipzig ab.
Auf dieser Reise begegnete mir nichts ausseror- dentliches, ausser dem, daß ich mich resolvirte, theils Mattigkeit, theils Neugierigkeit wegen, die be- rühmten Seltenheiten in und bey der Land-Gräfl. Hessen-Casselischen Refidentz-Stadt Cassel zu be- trachten, einen Post-Tag zu verpassen. Nach- dem ich aber ziemlich ausgeruhet, und das magnifi- que Wesen zu admiriren vlelfältige Gelegenheit ge- habt, verfolgte ich meine vorhabende Reise, und ge- langete, noch vor dem mir angesetzten Termine glücklich in Amsterdam an.
Mein Logis nahm ich auf Recommendation des Coffre-Trägers in der Wermuths-Strasse im Wapen von Ober-Yssel, und fand daselbst vor einen ermüdeten Passagier sehr gute Gelegenheit. Dem ohngeacht vergönnete mir das hefftige Ver- langen, den Capitain Wolffgang zu sehen, und aus- führlich mit ihm zu sprechen, kaum 7. Stunden Zeit zum Schlaffe, weil es an sich selbst kräfftig genug war, alle Mattigkeit aus meinen Gliedern zu ver- treiben. Folgendes Tages ließ ich mich von müs- sigen Purschen vor ein gutes Trinck-Geld in ein und anderes Schenck-Hauß, wohin gemeiniglich See- Fahrer zu kommen pflegten, begleiten. Jch machte mich mit guter Manier bald an diesen und jenen, um einen Vorbericht von des Capitain Wolffgangs
Person
ein, bezahlete alle diejenigen, ſo mir Dienſte gelei- ſtet hatten, nach meinen wenigen Vermoͤgen reich- lich, verdung mich mit meiner Equippage auf die Caſſeliſehe oder Hollaͤndiſche Poſt, und fuhr in GOttes Nahmen, mit beſondern Gemuͤths-Ver- gnuͤgen von Leipzig ab.
Auf dieſer Reiſe begegnete mir nichts auſſeror- dentliches, auſſer dem, daß ich mich reſolvirte, theils Mattigkeit, theils Neugierigkeit wegen, die be- ruͤhmten Seltenheiten in und bey der Land-Graͤfl. Heſſen-Caſſeliſchen Refidentz-Stadt Caſſel zu be- trachten, einen Poſt-Tag zu verpaſſen. Nach- dem ich aber ziemlich ausgeruhet, und das magnifi- que Weſen zu admiriren vlelfaͤltige Gelegenheit ge- habt, verfolgte ich meine vorhabende Reiſe, und ge- langete, noch vor dem mir angeſetzten Termine gluͤcklich in Amſterdam an.
Mein Logis nahm ich auf Recommendation des Coffre-Traͤgers in der Wermuths-Straſſe im Wapen von Ober-Yſſel, und fand daſelbſt vor einen ermuͤdeten Paſſagier ſehr gute Gelegenheit. Dem ohngeacht vergoͤnnete mir das hefftige Ver- langen, den Capitain Wolffgang zu ſehen, und aus- fuͤhrlich mit ihm zu ſprechen, kaum 7. Stunden Zeit zum Schlaffe, weil es an ſich ſelbſt kraͤfftig genug war, alle Mattigkeit aus meinen Gliedern zu ver- treiben. Folgendes Tages ließ ich mich von muͤſ- ſigen Purſchen vor ein gutes Trinck-Geld in ein und anderes Schenck-Hauß, wohin gemeiniglich See- Fahrer zu kommen pflegten, begleiten. Jch machte mich mit guter Manier bald an dieſen und jenen, um einen Vorbericht von des Capitain Wolffgangs
Perſon
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[12/0024]
ein, bezahlete alle diejenigen, ſo mir Dienſte gelei-
ſtet hatten, nach meinen wenigen Vermoͤgen reich-
lich, verdung mich mit meiner Equippage auf die
Caſſeliſehe oder Hollaͤndiſche Poſt, und fuhr in
GOttes Nahmen, mit beſondern Gemuͤths-Ver-
gnuͤgen von Leipzig ab.
Auf dieſer Reiſe begegnete mir nichts auſſeror-
dentliches, auſſer dem, daß ich mich reſolvirte, theils
Mattigkeit, theils Neugierigkeit wegen, die be-
ruͤhmten Seltenheiten in und bey der Land-Graͤfl.
Heſſen-Caſſeliſchen Refidentz-Stadt Caſſel zu be-
trachten, einen Poſt-Tag zu verpaſſen. Nach-
dem ich aber ziemlich ausgeruhet, und das magnifi-
que Weſen zu admiriren vlelfaͤltige Gelegenheit ge-
habt, verfolgte ich meine vorhabende Reiſe, und ge-
langete, noch vor dem mir angeſetzten Termine
gluͤcklich in Amſterdam an.
Mein Logis nahm ich auf Recommendation
des Coffre-Traͤgers in der Wermuths-Straſſe
im Wapen von Ober-Yſſel, und fand daſelbſt vor
einen ermuͤdeten Paſſagier ſehr gute Gelegenheit.
Dem ohngeacht vergoͤnnete mir das hefftige Ver-
langen, den Capitain Wolffgang zu ſehen, und aus-
fuͤhrlich mit ihm zu ſprechen, kaum 7. Stunden Zeit
zum Schlaffe, weil es an ſich ſelbſt kraͤfftig genug
war, alle Mattigkeit aus meinen Gliedern zu ver-
treiben. Folgendes Tages ließ ich mich von muͤſ-
ſigen Purſchen vor ein gutes Trinck-Geld in ein und
anderes Schenck-Hauß, wohin gemeiniglich See-
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mich mit guter Manier bald an dieſen und jenen, um
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
1731 erschien die Erstausgabe. Die zweite Auflage… [mehr]
1731 erschien die Erstausgabe. Die zweite Auflage folgte schon 1732. Zum Zeitpunkt der Digitalisierung stand nur die dritte Auflage von 1740 zur Verfügung. (Link zur Erstausgabe: http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:gbv:3:1-459276)
Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. 3. Aufl. Bd. 1. Nordhausen, 1740, S. 12. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata01_1740/24>, abgerufen am 23.11.2024.
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