in ihren Schooß nimmt, und so lange sitzen bleibt, biß ich darzu kam, und die gantze Begebenheit ver- nahm. Wir trugen also denselben in unser Wohn- Hauß, verbunden sein Bein mit Pflastern, Schin- deln und Binden, und legten ihn hin auf ein beque- mes Lager, deckten auch eins von unsern Haupt- Küssen über seinen Cörper, und giengen wieder an unsere Arbeit. Gegen Mittag aber, da wir zu- rück kamen, erschrack ich anfänglich einiger massen, da sich 2. alte Affen, welche ohne Zweiffel des Pa- tienten Eltern seyn mochten, bey demselben aufhiel- ten. Jch wuste aufänglich nicht, ob ich trauen durffte oder nicht? Doch da sie sich ungemein be- trübt und demüthig stelleten, nahete ich|mich hinzu, strich den Patienten sanfft auf das Haupt, sahe nach seinem Beine, und befand, daß er unverrückt liegen geblieben war, weßwegen er noch ferner von mir gestreichelt und mit etlichen guten Früchten ge- speiset wurde. Die 2. Alten so wohl als der Pa- tient selbst, liessen mich hierauf ihre Danckbarkeit mit Leckung meiner Hände spüren, streichelten auch mit ihren Vorder-Pfoten meine Kleider und Füsse sehr sanffte, und bezeugten sich im übrigen dermassen unterthänig und klug, daß ich fast nichts als den Mangel der Sprache bey ihnen auszusetzen hatte. Concordia kam auch darzu, und hatte nunmehro ein besonderes Vergnügen an der Treuhertzigkeit dieser unvernünfftigen Thiere, der Krancke streckte seine Pfote gegen dieselbe aus, so, daß es das An- sehen hatte, als ob er sie willkommen heissen wolte, und da sie sich zu ihm nahete, schmeichelte er ihr mit Leckung der Hände und andern Liebkosungen auf
solche
in ihren Schooß nimmt, und ſo lange ſitzen bleibt, biß ich darzu kam, und die gantze Begebenheit ver- nahm. Wir trugen alſo denſelben in unſer Wohn- Hauß, verbunden ſein Bein mit Pflaſtern, Schin- deln und Binden, und legten ihn hin auf ein beque- mes Lager, deckten auch eins von unſern Haupt- Kuͤſſen uͤber ſeinen Coͤrper, und giengen wieder an unſere Arbeit. Gegen Mittag aber, da wir zu- ruͤck kamen, erſchrack ich anfaͤnglich einiger maſſen, da ſich 2. alte Affen, welche ohne Zweiffel des Pa- tienten Eltern ſeyn mochten, bey demſelben aufhiel- ten. Jch wuſte aufaͤnglich nicht, ob ich trauen durffte oder nicht? Doch da ſie ſich ungemein be- truͤbt und demuͤthig ſtelleten, nahete ich|mich hinzu, ſtrich den Patienten ſanfft auf das Haupt, ſahe nach ſeinem Beine, und befand, daß er unverruͤckt liegen geblieben war, weßwegen er noch ferner von mir geſtreichelt und mit etlichen guten Fruͤchten ge- ſpeiſet wurde. Die 2. Alten ſo wohl als der Pa- tient ſelbſt, lieſſen mich hierauf ihre Danckbarkeit mit Leckung meiner Haͤnde ſpuͤren, ſtreichelten auch mit ihren Vorder-Pfoten meine Kleider und Fuͤſſe ſehr ſanffte, und bezeugten ſich im uͤbrigen dermaſſen unterthaͤnig und klug, daß ich faſt nichts als den Mangel der Sprache bey ihnen auszuſetzen hatte. Concordia kam auch darzu, und hatte nunmehro ein beſonderes Vergnuͤgen an der Treuhertzigkeit dieſer unvernuͤnfftigen Thiere, der Krancke ſtreckte ſeine Pfote gegen dieſelbe aus, ſo, daß es das An- ſehen hatte, als ob er ſie willkommen heiſſen wolte, und da ſie ſich zu ihm nahete, ſchmeichelte er ihr mit Leckung der Haͤnde und andern Liebkoſungen auf
ſolche
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in ihren Schooß nimmt, und ſo lange ſitzen bleibt,
biß ich darzu kam, und die gantze Begebenheit ver-
nahm. Wir trugen alſo denſelben in unſer Wohn-
Hauß, verbunden ſein Bein mit Pflaſtern, Schin-
deln und Binden, und legten ihn hin auf ein beque-
mes Lager, deckten auch eins von unſern Haupt-
Kuͤſſen uͤber ſeinen Coͤrper, und giengen wieder an
unſere Arbeit. Gegen Mittag aber, da wir zu-
ruͤck kamen, erſchrack ich anfaͤnglich einiger maſſen,
da ſich 2. alte Affen, welche ohne Zweiffel des Pa-
tienten Eltern ſeyn mochten, bey demſelben aufhiel-
ten. Jch wuſte aufaͤnglich nicht, ob ich trauen
durffte oder nicht? Doch da ſie ſich ungemein be-
truͤbt und demuͤthig ſtelleten, nahete ich|mich hinzu,
ſtrich den Patienten ſanfft auf das Haupt, ſahe
nach ſeinem Beine, und befand, daß er unverruͤckt
liegen geblieben war, weßwegen er noch ferner von
mir geſtreichelt und mit etlichen guten Fruͤchten ge-
ſpeiſet wurde. Die 2. Alten ſo wohl als der Pa-
tient ſelbſt, lieſſen mich hierauf ihre Danckbarkeit
mit Leckung meiner Haͤnde ſpuͤren, ſtreichelten auch
mit ihren Vorder-Pfoten meine Kleider und Fuͤſſe
ſehr ſanffte, und bezeugten ſich im uͤbrigen dermaſſen
unterthaͤnig und klug, daß ich faſt nichts als den
Mangel der Sprache bey ihnen auszuſetzen hatte.
Concordia kam auch darzu, und hatte nunmehro
ein beſonderes Vergnuͤgen an der Treuhertzigkeit
dieſer unvernuͤnfftigen Thiere, der Krancke ſtreckte
ſeine Pfote gegen dieſelbe aus, ſo, daß es das An-
ſehen hatte, als ob er ſie willkommen heiſſen wolte,
und da ſie ſich zu ihm nahete, ſchmeichelte er ihr mit
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
1731 erschien die Erstausgabe. Die zweite Auflage… [mehr]
1731 erschien die Erstausgabe. Die zweite Auflage folgte schon 1732. Zum Zeitpunkt der Digitalisierung stand nur die dritte Auflage von 1740 zur Verfügung. (Link zur Erstausgabe: http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:gbv:3:1-459276)
Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. 3. Aufl. Bd. 1. Nordhausen, 1740, S. 238. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata01_1740/252>, abgerufen am 24.11.2024.
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