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Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. 3. Aufl. Bd. 1. Nordhausen, 1740.

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Wir hatten aber von den 3. erwachsenen weder
Verdruß noch Schaden, denn alles was wir tha-
ten, afften sie nach, wurden uns auch nach und
nach ungemein nützlich, indem von ihnen eine un-
gemeine Menge der vortrefflichsten Früchte einge-
tragen wurden, so offt wir ihnen nur ordentlich dar-
zu gemachte Säcke anhingen, ausser dem trugen
sie das von mir klein gespaltete Holtz öffters von
weiten Orden her zur Küche, wiegten eins um das
andere unser Kind, langeten die angehängten Ge-
fässe voll Wasser, in Summa, sie thaten ohne den
geringsten Verdruß fast alle Arbeit mit, die wir
verrichteten, und ihnen zu verrichten lehreten, so,
daß uns dieses unser Hauß-Gesinde, welches sich
zumahlen selbst beköstigte, nicht allein viele Erleich-
terung in der Arbeit, sondern auch ausser derselben
mit ihren poßirlichen Streichen manche vergnügte
Stunde machten. Nur die 2. jüngsten richteten
zuweilen aus Frevel mancherley Schaden und Un-
heil an, da wir aber mit der allergrösten Verwun-
derung merckten, daß sie dieserwegen von den 2.
Alten recht ordentlicher weise mit Gebärden und
Schreyen gestrafft, ja öffters so gar geschlagen wur-
den, vergriffen wir uns sehr selten an ihnen, wenn
es aber ja geschahe, demüthigten sich die jungen
wie die zahmen Hunde, bey den Alten aber war
dieserwegen nicht der geringste Eiffer zu spüren.

Dem allen ohngeacht war doch bey mir immer
ein geheimes Mißtrauen gegen dieses sich so getreu
anstellende halb vernünfftige Gesinde, derowegen
bauete ich vor dieselben einen geraumlich festen
Stall mit einer starcken Thiere, machte vor jedwe-

den

Wir hatten aber von den 3. erwachſenen weder
Verdruß noch Schaden, denn alles was wir tha-
ten, afften ſie nach, wurden uns auch nach und
nach ungemein nuͤtzlich, indem von ihnen eine un-
gemeine Menge der vortrefflichſten Fruͤchte einge-
tragen wurden, ſo offt wir ihnen nur ordentlich dar-
zu gemachte Saͤcke anhingen, auſſer dem trugen
ſie das von mir klein geſpaltete Holtz oͤffters von
weiten Orden her zur Kuͤche, wiegten eins um das
andere unſer Kind, langeten die angehaͤngten Ge-
faͤſſe voll Waſſer, in Summa, ſie thaten ohne den
geringſten Verdruß faſt alle Arbeit mit, die wir
verrichteten, und ihnen zu verrichten lehreten, ſo,
daß uns dieſes unſer Hauß-Geſinde, welches ſich
zumahlen ſelbſt bekoͤſtigte, nicht allein viele Erleich-
terung in der Arbeit, ſondern auch auſſer derſelben
mit ihren poßirlichen Streichen manche vergnuͤgte
Stunde machten. Nur die 2. juͤngſten richteten
zuweilen aus Frevel mancherley Schaden und Un-
heil an, da wir aber mit der allergroͤſten Verwun-
derung merckten, daß ſie dieſerwegen von den 2.
Alten recht ordentlicher weiſe mit Gebaͤrden und
Schreyen geſtrafft, ja oͤffters ſo gar geſchlagen wur-
den, vergriffen wir uns ſehr ſelten an ihnen, wenn
es aber ja geſchahe, demuͤthigten ſich die jungen
wie die zahmen Hunde, bey den Alten aber war
dieſerwegen nicht der geringſte Eiffer zu ſpuͤren.

Dem allen ohngeacht war doch bey mir immer
ein geheimes Mißtrauen gegen dieſes ſich ſo getreu
anſtellende halb vernuͤnfftige Geſinde, derowegen
bauete ich vor dieſelben einen geraumlich feſten
Stall mit einer ſtarcken Thiere, machte vor jedwe-

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[240/0254] Wir hatten aber von den 3. erwachſenen weder Verdruß noch Schaden, denn alles was wir tha- ten, afften ſie nach, wurden uns auch nach und nach ungemein nuͤtzlich, indem von ihnen eine un- gemeine Menge der vortrefflichſten Fruͤchte einge- tragen wurden, ſo offt wir ihnen nur ordentlich dar- zu gemachte Saͤcke anhingen, auſſer dem trugen ſie das von mir klein geſpaltete Holtz oͤffters von weiten Orden her zur Kuͤche, wiegten eins um das andere unſer Kind, langeten die angehaͤngten Ge- faͤſſe voll Waſſer, in Summa, ſie thaten ohne den geringſten Verdruß faſt alle Arbeit mit, die wir verrichteten, und ihnen zu verrichten lehreten, ſo, daß uns dieſes unſer Hauß-Geſinde, welches ſich zumahlen ſelbſt bekoͤſtigte, nicht allein viele Erleich- terung in der Arbeit, ſondern auch auſſer derſelben mit ihren poßirlichen Streichen manche vergnuͤgte Stunde machten. Nur die 2. juͤngſten richteten zuweilen aus Frevel mancherley Schaden und Un- heil an, da wir aber mit der allergroͤſten Verwun- derung merckten, daß ſie dieſerwegen von den 2. Alten recht ordentlicher weiſe mit Gebaͤrden und Schreyen geſtrafft, ja oͤffters ſo gar geſchlagen wur- den, vergriffen wir uns ſehr ſelten an ihnen, wenn es aber ja geſchahe, demuͤthigten ſich die jungen wie die zahmen Hunde, bey den Alten aber war dieſerwegen nicht der geringſte Eiffer zu ſpuͤren. Dem allen ohngeacht war doch bey mir immer ein geheimes Mißtrauen gegen dieſes ſich ſo getreu anſtellende halb vernuͤnfftige Geſinde, derowegen bauete ich vor dieſelben einen geraumlich feſten Stall mit einer ſtarcken Thiere, machte vor jedwe- den

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Zitationshilfe: Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. 3. Aufl. Bd. 1. Nordhausen, 1740, S. 240. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata01_1740/254>, abgerufen am 24.11.2024.