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Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. 3. Aufl. Bd. 1. Nordhausen, 1740.

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sahen bald hernach unsere noch übrigen 4. Bedten-
ten gantz betrübt in ihren Stall gehen, worinnen sie
bey nahe zweymahl 24. Stunden ohne Essen und
Trincken stille liegen blieben, nachhero aber gantz
freudig wieder heraus kamen, und nachdem sie
tapffer geftessen und gesoffen, ihre vorige Arbeit
verrichteten. Mich ärgerte diese Begebenheit der-
massen, daß ich alle frembden Affen täglich mit
Feuer und Schwerdt verfolgte, und dieselben bin-
nen Monats-Frist in die Waldung hinter der gros-
sen See vertrieb, so, daß sich gar kein eintziger mehr
in unserer Geaend sehen ließ, mithin konten wir
nebst unsern Hauß-Dienern in guter Ruh leben,
wiewohl der alte Wittber sich in wenig Tagen ver-
lohr, doch aber nebst einer jungen Gemahlin nach
6. Wochen wiederum bey uns einkehrete, und den
lächerlichsten Fleiß anwandte, biß er dieselbe nach
und nach in unsere Haußhaltung ordentlich gewöh-
nete, so, daß wir sie mit der Zeit so aufrichtig als
die verstorbene erkandten, und ihr das besondere
Gnaden-Zeichen eines rothen Halß-Bandes um-
zulegen, kein Bedencken trugen.

Mittlerzeit war nunmehro ein gantzes Jahr ver-
flossen, welches wir auf dieser Jnsul zugebracht,
derowegen auch der erste Fest-Bet-und Fast-Tag
gefeyret wurde, der andere, als unser besonderer
Trauer-Tag, lieff ebenfalls vorbey, und ich muß
gestehen, daß, da wir wenig oder nichts zu arbeiten
hatten, unsere Sinnen wegen des erneuerten Be-
trüdniß gantz niedergeschlagen waren. Dieselben,
um wiederum in etwas aufzumuntern, gieng ich
fast täglich mit der Concordia, die ihr Kind im

Man-
Q 4

ſahen bald hernach unſere noch uͤbrigen 4. Bedten-
ten gantz betruͤbt in ihren Stall gehen, worinnen ſie
bey nahe zweymahl 24. Stunden ohne Eſſen und
Trincken ſtille liegen blieben, nachhero aber gantz
freudig wieder heraus kamen, und nachdem ſie
tapffer gefteſſen und geſoffen, ihre vorige Arbeit
verrichteten. Mich aͤrgerte dieſe Begebenheit der-
maſſen, daß ich alle frembden Affen taͤglich mit
Feuer und Schwerdt verfolgte, und dieſelben bin-
nen Monats-Friſt in die Waldung hinter der groſ-
ſen See vertrieb, ſo, daß ſich gar kein eintziger mehr
in unſerer Geaend ſehen ließ, mithin konten wir
nebſt unſern Hauß-Dienern in guter Ruh leben,
wiewohl der alte Wittber ſich in wenig Tagen ver-
lohr, doch aber nebſt einer jungen Gemahlin nach
6. Wochen wiederum bey uns einkehrete, und den
laͤcherlichſten Fleiß anwandte, biß er dieſelbe nach
und nach in unſere Haußhaltung ordentlich gewoͤh-
nete, ſo, daß wir ſie mit der Zeit ſo aufrichtig als
die verſtorbene erkandten, und ihr das beſondere
Gnaden-Zeichen eines rothen Halß-Bandes um-
zulegen, kein Bedencken trugen.

Mittlerzeit war nunmehro ein gantzes Jahr ver-
floſſen, welches wir auf dieſer Jnſul zugebracht,
derowegen auch der erſte Feſt-Bet-und Faſt-Tag
gefeyret wurde, der andere, als unſer beſonderer
Trauer-Tag, lieff ebenfalls vorbey, und ich muß
geſtehen, daß, da wir wenig oder nichts zu arbeiten
hatten, unſere Sinnen wegen des erneuerten Be-
truͤdniß gantz niedergeſchlagen waren. Dieſelben,
um wiederum in etwas aufzumuntern, gieng ich
faſt taͤglich mit der Concordia, die ihr Kind im

Man-
Q 4
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[247/0261] ſahen bald hernach unſere noch uͤbrigen 4. Bedten- ten gantz betruͤbt in ihren Stall gehen, worinnen ſie bey nahe zweymahl 24. Stunden ohne Eſſen und Trincken ſtille liegen blieben, nachhero aber gantz freudig wieder heraus kamen, und nachdem ſie tapffer gefteſſen und geſoffen, ihre vorige Arbeit verrichteten. Mich aͤrgerte dieſe Begebenheit der- maſſen, daß ich alle frembden Affen taͤglich mit Feuer und Schwerdt verfolgte, und dieſelben bin- nen Monats-Friſt in die Waldung hinter der groſ- ſen See vertrieb, ſo, daß ſich gar kein eintziger mehr in unſerer Geaend ſehen ließ, mithin konten wir nebſt unſern Hauß-Dienern in guter Ruh leben, wiewohl der alte Wittber ſich in wenig Tagen ver- lohr, doch aber nebſt einer jungen Gemahlin nach 6. Wochen wiederum bey uns einkehrete, und den laͤcherlichſten Fleiß anwandte, biß er dieſelbe nach und nach in unſere Haußhaltung ordentlich gewoͤh- nete, ſo, daß wir ſie mit der Zeit ſo aufrichtig als die verſtorbene erkandten, und ihr das beſondere Gnaden-Zeichen eines rothen Halß-Bandes um- zulegen, kein Bedencken trugen. Mittlerzeit war nunmehro ein gantzes Jahr ver- floſſen, welches wir auf dieſer Jnſul zugebracht, derowegen auch der erſte Feſt-Bet-und Faſt-Tag gefeyret wurde, der andere, als unſer beſonderer Trauer-Tag, lieff ebenfalls vorbey, und ich muß geſtehen, daß, da wir wenig oder nichts zu arbeiten hatten, unſere Sinnen wegen des erneuerten Be- truͤdniß gantz niedergeſchlagen waren. Dieſelben, um wiederum in etwas aufzumuntern, gieng ich faſt taͤglich mit der Concordia, die ihr Kind im Man- Q 4

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Zitationshilfe: Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. 3. Aufl. Bd. 1. Nordhausen, 1740, S. 247. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata01_1740/261>, abgerufen am 24.11.2024.