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Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. 3. Aufl. Bd. 1. Nordhausen, 1740.

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4.
Concordia du Wunder-Bild,
Man lernt an dir die Eintracht kennen,
Doch was in meinem Hertzen quillt
Muß ich in Wahrheit Zwietracht nennen,
Ach! liesse mich das Glück mit dir vereinigt leben,
Wir würden nimmermehr in Haß und Zwietracht
schweben.
5.
Doch bleib in deiner stillen Ruh,
Jch suche solche nicht zu stöhren;
Mein eintzigs Wohl und Weh bist du,
Allein ich will der Sehnsucht wehren,
Weil deiner Schönheit Pracht vor mich zu kostbar
scheinet,
Und weil des Schicksaals Schluß mein Wünschen
glatt verneinet.
6.
Jch gönne dir ein beßres Glück,
Verknüpfft mit noch viel höhern Stande.
Führt uns der Himmel nur zurück
Nach unserm werthen Vater-Lande,
So wirst du letztlich noch dis harte Schicksal loben,
Jst gleich vor deinen Freund was schlechters aufge-
hoben.

Nachdem aber meine kleine Pflege-Tochter auf-
gewacht, und von mir mit etwas Palm-Safft und
Kuchen gestärckt war, bezeigte dieselbe ein unschul-
diges Belieben den Klang meiner Zitter ferner zu
hören, derowegen nahm ich dieselbe wieder auf, stu-
dirte
eine Melodey auf mein gemachtes Lied aus,

und
4.
Concordia du Wunder-Bild,
Man lernt an dir die Eintracht kennen,
Doch was in meinem Hertzen quillt
Muß ich in Wahrheit Zwietracht nennen,
Ach! lieſſe mich das Gluͤck mit dir vereinigt leben,
Wir wuͤrden nimmermehr in Haß und Zwietracht
ſchweben.
5.
Doch bleib in deiner ſtillen Ruh,
Jch ſuche ſolche nicht zu ſtoͤhren;
Mein eintzigs Wohl und Weh biſt du,
Allein ich will der Sehnſucht wehren,
Weil deiner Schoͤnheit Pracht vor mich zu koſtbar
ſcheinet,
Und weil des Schickſaals Schluß mein Wuͤnſchen
glatt verneinet.
6.
Jch goͤnne dir ein beßres Gluͤck,
Verknuͤpfft mit noch viel hoͤhern Stande.
Fuͤhrt uns der Himmel nur zuruͤck
Nach unſerm werthen Vater-Lande,
So wirſt du letztlich noch dis harte Schickſal loben,
Jſt gleich vor deinen Freund was ſchlechters aufge-
hoben.

Nachdem aber meine kleine Pflege-Tochter auf-
gewacht, und von mir mit etwas Palm-Safft und
Kuchen geſtaͤrckt war, bezeigte dieſelbe ein unſchul-
diges Belieben den Klang meiner Zitter ferner zu
hoͤren, derowegen nahm ich dieſelbe wieder auf, ſtu-
dirte
eine Melodey auf mein gemachtes Lied aus,

und
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[256/0270] 4. Concordia du Wunder-Bild, Man lernt an dir die Eintracht kennen, Doch was in meinem Hertzen quillt Muß ich in Wahrheit Zwietracht nennen, Ach! lieſſe mich das Gluͤck mit dir vereinigt leben, Wir wuͤrden nimmermehr in Haß und Zwietracht ſchweben. 5. Doch bleib in deiner ſtillen Ruh, Jch ſuche ſolche nicht zu ſtoͤhren; Mein eintzigs Wohl und Weh biſt du, Allein ich will der Sehnſucht wehren, Weil deiner Schoͤnheit Pracht vor mich zu koſtbar ſcheinet, Und weil des Schickſaals Schluß mein Wuͤnſchen glatt verneinet. 6. Jch goͤnne dir ein beßres Gluͤck, Verknuͤpfft mit noch viel hoͤhern Stande. Fuͤhrt uns der Himmel nur zuruͤck Nach unſerm werthen Vater-Lande, So wirſt du letztlich noch dis harte Schickſal loben, Jſt gleich vor deinen Freund was ſchlechters aufge- hoben. Nachdem aber meine kleine Pflege-Tochter auf- gewacht, und von mir mit etwas Palm-Safft und Kuchen geſtaͤrckt war, bezeigte dieſelbe ein unſchul- diges Belieben den Klang meiner Zitter ferner zu hoͤren, derowegen nahm ich dieſelbe wieder auf, ſtu- dirte eine Melodey auf mein gemachtes Lied aus, und

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Zitationshilfe: Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. 3. Aufl. Bd. 1. Nordhausen, 1740, S. 256. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata01_1740/270>, abgerufen am 24.11.2024.