Jch war hierzu so gleich willig, und vermerckte, daß bey Erwehnung meiner Kinderjährigen Un- glücks-Fälle Concordien zum öfftern die Augen voller Thränen stunden, doch da ich nachhero die Geschichten von der Ammtmans-Frau, der ver- wechselten Hosen, und den mir gespielten Spitzbu- ben-Streich, mit offt untermengten Schertz-Re- den erzehlete, konte sie sich fast nicht satt lachen. Nachdem ich aber aufs Ende kommen, sagte sie: Glaubet mir ficher Mons. Albert, weil eure Jugend- Jahre sehr kläglich gewesen, so wird euch GOtt in künfftiger Zeit um so viel desto mehr erfreuen, wo ihr anders fortfahret ihm zu dienen, euren Beruff flei- ßig abzuwarten, geduldig zu seyn und euch der unnö- thigen und verbothenen Sorgen zu entschlagen. Jch versprach ihrer löblichen Vermahnung eiffrigst nach- zuleben, wünschte anbey, daß ihre gute Prophezey- ung eintreffen möchte, worauf wir unsere Abend- Beth-Stunde hielten, und uns zur Ruhe legten.
Weiln mir nun Concordiens vergangnes Ta- ges geführten Reden so christlich als vernünfftig vorkamen, beschloß ich, so viel möglich, alle Unge- dult zu verbannen, und mit aller Gelassenheit die fernere Hülffe des Himmels zu erwarten. Fol- gendes Tages arbeitete ich solchergestalt mehr, als seit etlichen Tagen geschehen war, und legte mich von Aushauung etlicher höltzerner Gefässe, ziemlich ermüdet, abermals zur Ruhe, da ich aber am drauf folgenden Morgen, nemlich den 8. Jan. 1648. aus
Jch war hierzu ſo gleich willig, und vermerckte, daß bey Erwehnung meiner Kinderjaͤhrigen Un- gluͤcks-Faͤlle Concordien zum oͤfftern die Augen voller Thraͤnen ſtunden, doch da ich nachhero die Geſchichten von der Ammtmans-Frau, der ver- wechſelten Hoſen, und den mir geſpielten Spitzbu- ben-Streich, mit offt untermengten Schertz-Re- den erzehlete, konte ſie ſich faſt nicht ſatt lachen. Nachdem ich aber aufs Ende kommen, ſagte ſie: Glaubet mir ficher Monſ. Albert, weil eure Jugend- Jahre ſehr klaͤglich geweſen, ſo wird euch GOtt in kuͤnfftiger Zeit um ſo viel deſto mehr erfreuen, wo ihr anders fortfahret ihm zu dienen, euren Beruff flei- ßig abzuwarten, geduldig zu ſeyn und euch der unnoͤ- thigen und verbothenen Sorgen zu entſchlagen. Jch verſprach ihrer loͤblichen Vermahnung eiffrigſt nach- zuleben, wuͤnſchte anbey, daß ihre gute Prophezey- ung eintreffen moͤchte, worauf wir unſere Abend- Beth-Stunde hielten, und uns zur Ruhe legten.
Weiln mir nun Concordiens vergangnes Ta- ges gefuͤhrten Reden ſo chriſtlich als vernuͤnfftig vorkamen, beſchloß ich, ſo viel moͤglich, alle Unge- dult zu verbannen, und mit aller Gelaſſenheit die fernere Huͤlffe des Himmels zu erwarten. Fol- gendes Tages arbeitete ich ſolchergeſtalt mehr, als ſeit etlichen Tagen geſchehen war, und legte mich von Aushauung etlicher hoͤltzerner Gefaͤſſe, ziemlich ermuͤdet, abermals zur Ruhe, da ich aber am drauf folgenden Morgen, nemlich den 8. Jan. 1648. aus
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geſagt, daß derſelbige theils klaͤglich, theils luſtig an-
zuhoͤren ſey.
Jch war hierzu ſo gleich willig, und vermerckte,
daß bey Erwehnung meiner Kinderjaͤhrigen Un-
gluͤcks-Faͤlle Concordien zum oͤfftern die Augen
voller Thraͤnen ſtunden, doch da ich nachhero die
Geſchichten von der Ammtmans-Frau, der ver-
wechſelten Hoſen, und den mir geſpielten Spitzbu-
ben-Streich, mit offt untermengten Schertz-Re-
den erzehlete, konte ſie ſich faſt nicht ſatt lachen.
Nachdem ich aber aufs Ende kommen, ſagte ſie:
Glaubet mir ficher Monſ. Albert, weil eure Jugend-
Jahre ſehr klaͤglich geweſen, ſo wird euch GOtt in
kuͤnfftiger Zeit um ſo viel deſto mehr erfreuen, wo ihr
anders fortfahret ihm zu dienen, euren Beruff flei-
ßig abzuwarten, geduldig zu ſeyn und euch der unnoͤ-
thigen und verbothenen Sorgen zu entſchlagen. Jch
verſprach ihrer loͤblichen Vermahnung eiffrigſt nach-
zuleben, wuͤnſchte anbey, daß ihre gute Prophezey-
ung eintreffen moͤchte, worauf wir unſere Abend-
Beth-Stunde hielten, und uns zur Ruhe legten.
Weiln mir nun Concordiens vergangnes Ta-
ges gefuͤhrten Reden ſo chriſtlich als vernuͤnfftig
vorkamen, beſchloß ich, ſo viel moͤglich, alle Unge-
dult zu verbannen, und mit aller Gelaſſenheit die
fernere Huͤlffe des Himmels zu erwarten. Fol-
gendes Tages arbeitete ich ſolchergeſtalt mehr, als
ſeit etlichen Tagen geſchehen war, und legte mich
von Aushauung etlicher hoͤltzerner Gefaͤſſe, ziemlich
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
1731 erschien die Erstausgabe. Die zweite Auflage… [mehr]
1731 erschien die Erstausgabe. Die zweite Auflage folgte schon 1732. Zum Zeitpunkt der Digitalisierung stand nur die dritte Auflage von 1740 zur Verfügung. (Link zur Erstausgabe: http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:gbv:3:1-459276)
Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. 3. Aufl. Bd. 1. Nordhausen, 1740, S. 260. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata01_1740/274>, abgerufen am 24.11.2024.
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