erwehnet haben, welches ich nebst meiner lieben Ehe- Gattin über unsere erstgebohrnen Zwillinge em- pfand, und muß nochmahls wiederholen, daß sel- biges unvergleichlich war, zumahl da meine Liebste, nach redlich ausgehaltenen 6 Wochen, ihre gewöhn- liche Hauß-Arbeit frisch und gesund vornehmen kon- te. Wir lebten also in dem allerglückseeligsten Zu- stande von der Welt, indem unsere Gemüther nach nichts anders sich sehneten, als nach dem, was wir täglich erlangen und haben konten/ das Verlangen nach unserm Vaterlande aber schien bey uns allen beyden gantz erstorben zu seyn, so gar, daß ich mir nicht die allergeringste Mühe mehr gab, nach vorbey fahrenden Schiffen zu sehen. Kam uns gleich die Tages-Arbeit öffters etwas sauer an, so konten wir doch Abends und des Nachts desto angenehmer aus- ruhen, wie sich denn öffters viele Tage und Wochen ereigneten, in welchen wir nicht aus dringender Noth, sondern bloß zur Lust arbeiten durfften.
Die kleine Concordia fieng nunmehro an, da sie vollkommen deutlich, und zwar so wohl Teutsch als Englisch reden gelernet, das angenehmste und schmei- chelhaffteste Kind, als eines in der gantzen Welt seyn mag, zu werden, weßwegen wir täglich viele Stunden zubrachten, mit selbiger zu schertzen, und ihren artigen Kinder-Streichen zuzufehen, ja zum öfftern uns selbsten als Kinder mit anzustellen genö- thiget waren.
Allein, meine lieben Freunde! (sagte hier unser Alt-Vater, indem er ein grosses geschriebenes Buch aus einem Behältniß hervor langete) es kommt
mir
S 5
erwehnet haben, welches ich nebſt meiner lieben Ehe- Gattin uͤber unſere erſtgebohrnen Zwillinge em- pfand, und muß nochmahls wiederholen, daß ſel- biges unvergleichlich war, zumahl da meine Liebſte, nach redlich ausgehaltenen 6 Wochen, ihre gewoͤhn- liche Hauß-Arbeit friſch und geſund vornehmen kon- te. Wir lebten alſo in dem allergluͤckſeeligſten Zu- ſtande von der Welt, indem unſere Gemuͤther nach nichts anders ſich ſehneten, als nach dem, was wir taͤglich erlangen und haben konten/ das Verlangen nach unſerm Vaterlande aber ſchien bey uns allen beyden gantz erſtorben zu ſeyn, ſo gar, daß ich mir nicht die allergeringſte Muͤhe mehr gab, nach vorbey fahrenden Schiffen zu ſehen. Kam uns gleich die Tages-Arbeit oͤffters etwas ſauer an, ſo konten wir doch Abends und des Nachts deſto angenehmer aus- ruhen, wie ſich denn oͤffters viele Tage und Wochen ereigneten, in welchen wir nicht aus dringender Noth, ſondern bloß zur Luſt arbeiten durfften.
Die kleine Concordia fieng nunmehro an, da ſie vollkommen deutlich, und zwar ſo wohl Teutſch als Engliſch reden gelernet, das angenehmſte und ſchmei- chelhaffteſte Kind, als eines in der gantzen Welt ſeyn mag, zu werden, weßwegen wir taͤglich viele Stunden zubrachten, mit ſelbiger zu ſchertzen, und ihren artigen Kinder-Streichen zuzufehen, ja zum oͤfftern uns ſelbſten als Kinder mit anzuſtellen genoͤ- thiget waren.
Allein, meine lieben Freunde! (ſagte hier unſer Alt-Vater, indem er ein groſſes geſchriebenes Buch aus einem Behaͤltniß hervor langete) es kommt
mir
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erwehnet haben, welches ich nebſt meiner lieben Ehe-
Gattin uͤber unſere erſtgebohrnen Zwillinge em-
pfand, und muß nochmahls wiederholen, daß ſel-
biges unvergleichlich war, zumahl da meine Liebſte,
nach redlich ausgehaltenen 6 Wochen, ihre gewoͤhn-
liche Hauß-Arbeit friſch und geſund vornehmen kon-
te. Wir lebten alſo in dem allergluͤckſeeligſten Zu-
ſtande von der Welt, indem unſere Gemuͤther nach
nichts anders ſich ſehneten, als nach dem, was wir
taͤglich erlangen und haben konten/ das Verlangen
nach unſerm Vaterlande aber ſchien bey uns allen
beyden gantz erſtorben zu ſeyn, ſo gar, daß ich mir
nicht die allergeringſte Muͤhe mehr gab, nach vorbey
fahrenden Schiffen zu ſehen. Kam uns gleich die
Tages-Arbeit oͤffters etwas ſauer an, ſo konten wir
doch Abends und des Nachts deſto angenehmer aus-
ruhen, wie ſich denn oͤffters viele Tage und Wochen
ereigneten, in welchen wir nicht aus dringender
Noth, ſondern bloß zur Luſt arbeiten durfften.
Die kleine Concordia fieng nunmehro an, da ſie
vollkommen deutlich, und zwar ſo wohl Teutſch als
Engliſch reden gelernet, das angenehmſte und ſchmei-
chelhaffteſte Kind, als eines in der gantzen Welt
ſeyn mag, zu werden, weßwegen wir taͤglich viele
Stunden zubrachten, mit ſelbiger zu ſchertzen, und
ihren artigen Kinder-Streichen zuzufehen, ja zum
oͤfftern uns ſelbſten als Kinder mit anzuſtellen genoͤ-
thiget waren.
Allein, meine lieben Freunde! (ſagte hier unſer
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
1731 erschien die Erstausgabe. Die zweite Auflage… [mehr]
1731 erschien die Erstausgabe. Die zweite Auflage folgte schon 1732. Zum Zeitpunkt der Digitalisierung stand nur die dritte Auflage von 1740 zur Verfügung. (Link zur Erstausgabe: http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:gbv:3:1-459276)
Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. 3. Aufl. Bd. 1. Nordhausen, 1740, S. 281. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata01_1740/295>, abgerufen am 24.11.2024.
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