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Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. 3. Aufl. Bd. 1. Nordhausen, 1740.

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nen Söhnen, weil es noch hoch am Tage war, auf
die Spitzen des Nord-Felsens, schossen unsere Ge-
wehre loß, schrien wie thörichte Leute, machten Feu-
er und Rauch auf der Höhe, und trieben solches die
gantze Nacht hindurch, allein ausser etlichen Stück-
schüssen höreten wir weiter nichts, sahen auch bey
aufgehender Sonne keines von Schiffen mehr,
wohl aber eine stürmische düstere See, woraus ich
schloß, daß die Schiffe wegen wiederwärtigen Win-
des unmöglich anländen können, wie gerne sie viel-
leicht auch gewolt hätten.

Jch konte mich deßwegen in etlichen Tagen nicht
zufrieden geben, doch meine Ehe-Frau sprach mich
endlich mit diesen Worten zufrieden: Bekümmert
euch nicht allzusehr, mein werther Albert, der H[E]r[r]
wirds versehen und unsere Sorgen stillen, ehe wirs
vielleicht am wenigsten vermuthen.

Und gewiß, der Himmel ließ auch in diesem
Stücke ihre Hoffnung und festes Vertrauen nicht
zu schanden werden, denn etwan ein Jahr hernach
da ich am Tage der Reinigung Mariä 1664. mit
meiner gantzen Familie Nachmittags am Meer
Ufer spatzieren gieng, ersahen wir mit mäßiger Ver-
wunderung: daß nach einem daherigen hefftigen
Sturm, die schäumenden Wellen, nachdem sie sich
gegen andere unbarmhertzig erzeiget, uns abermals
einige vermuthlich gute Waaren zugeführet hatten.
Zugleich aber fielen uns von ferne zwey Menschen
in die Augen, welche auf einen grossen Schiffs-Bal-
cken sitzend, sich an statt der Ruder mit ihren blossen
Händen äusserst bemüheten, eine bon den, vor uns
liegenden Sand-Bäncken zu erreichen, und ihr Le-

ben
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nen Soͤhnen, weil es noch hoch am Tage war, auf
die Spitzen des Nord-Felſens, ſchoſſen unſere Ge-
wehre loß, ſchrien wie thoͤrichte Leute, machten Feu-
er und Rauch auf der Hoͤhe, und trieben ſolches die
gantze Nacht hindurch, allein auſſer etlichen Stuͤck-
ſchuͤſſen hoͤreten wir weiter nichts, ſahen auch bey
aufgehender Sonne keines von Schiffen mehr,
wohl aber eine ſtuͤrmiſche duͤſtere See, woraus ich
ſchloß, daß die Schiffe wegen wiederwaͤrtigen Win-
des unmoͤglich anlaͤnden koͤnnen, wie gerne ſie viel-
leicht auch gewolt haͤtten.

Jch konte mich deßwegen in etlichen Tagen nicht
zufrieden geben, doch meine Ehe-Frau ſprach mich
endlich mit dieſen Worten zufrieden: Bekuͤmmert
euch nicht allzuſehr, mein werther Albert, der H[E]r[r]
wirds verſehen und unſere Sorgen ſtillen, ehe wirs
vielleicht am wenigſten vermuthen.

Und gewiß, der Himmel ließ auch in dieſem
Stuͤcke ihre Hoffnung und feſtes Vertrauen nicht
zu ſchanden werden, denn etwan ein Jahr hernach
da ich am Tage der Reinigung Mariaͤ 1664. mit
meiner gantzen Familie Nachmittags am Meer
Ufer ſpatzieren gieng, erſahen wir mit maͤßiger Ver-
wunderung: daß nach einem daherigen hefftigen
Sturm, die ſchaͤumenden Wellen, nachdem ſie ſich
gegen andere unbarmhertzig erzeiget, uns abermals
einige vermuthlich gute Waaren zugefuͤhret hatten.
Zugleich aber fielen uns von ferne zwey Menſchen
in die Augen, welche auf einen groſſen Schiffs-Bal-
cken ſitzend, ſich an ſtatt der Ruder mit ihren bloſſen
Haͤnden aͤuſſerſt bemuͤheten, eine bon den, vor uns
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[289/0303] nen Soͤhnen, weil es noch hoch am Tage war, auf die Spitzen des Nord-Felſens, ſchoſſen unſere Ge- wehre loß, ſchrien wie thoͤrichte Leute, machten Feu- er und Rauch auf der Hoͤhe, und trieben ſolches die gantze Nacht hindurch, allein auſſer etlichen Stuͤck- ſchuͤſſen hoͤreten wir weiter nichts, ſahen auch bey aufgehender Sonne keines von Schiffen mehr, wohl aber eine ſtuͤrmiſche duͤſtere See, woraus ich ſchloß, daß die Schiffe wegen wiederwaͤrtigen Win- des unmoͤglich anlaͤnden koͤnnen, wie gerne ſie viel- leicht auch gewolt haͤtten. Jch konte mich deßwegen in etlichen Tagen nicht zufrieden geben, doch meine Ehe-Frau ſprach mich endlich mit dieſen Worten zufrieden: Bekuͤmmert euch nicht allzuſehr, mein werther Albert, der HErr wirds verſehen und unſere Sorgen ſtillen, ehe wirs vielleicht am wenigſten vermuthen. Und gewiß, der Himmel ließ auch in dieſem Stuͤcke ihre Hoffnung und feſtes Vertrauen nicht zu ſchanden werden, denn etwan ein Jahr hernach da ich am Tage der Reinigung Mariaͤ 1664. mit meiner gantzen Familie Nachmittags am Meer Ufer ſpatzieren gieng, erſahen wir mit maͤßiger Ver- wunderung: daß nach einem daherigen hefftigen Sturm, die ſchaͤumenden Wellen, nachdem ſie ſich gegen andere unbarmhertzig erzeiget, uns abermals einige vermuthlich gute Waaren zugefuͤhret hatten. Zugleich aber fielen uns von ferne zwey Menſchen in die Augen, welche auf einen groſſen Schiffs-Bal- cken ſitzend, ſich an ſtatt der Ruder mit ihren bloſſen Haͤnden aͤuſſerſt bemuͤheten, eine bon den, vor uns liegenden Sand-Baͤncken zu erreichen, und ihr Le- ben T

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Zitationshilfe: Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. 3. Aufl. Bd. 1. Nordhausen, 1740, S. 289. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata01_1740/303>, abgerufen am 24.11.2024.