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Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. 3. Aufl. Bd. 1. Nordhausen, 1740.

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ten derowegen in ihre Hände, und fiengen ein Freu-
den-Geschrey an, gaben sich auch gleich mit dem
jungen Manne ins Gespräche, welcher alle beyde
umarmete und küssete, auch ihnen auf ihre einfälti-
gen Fragen liebreiche Antwort gab. Doch da ich
merckte, daß die beyden Verunglückten vor Mat-
tigkeit kaum die Zunge heben und die Augen aus-
thun konten, liessen wir dieselben ungestöhrt, und
brachten sie halb schlaffend an unsere Felsen-
Jnsul.

Meine Concordia hatte binnen der Zeit bestän-
dig mit den übrigen Kindern auf den Knien gele-
gen, und GOTT um unsere glückliche Zurückkunst
angeruffen, weil sie den sehr alten und geflickten
Boot wenig zugetrauet, derowegen war alles de-
sto frölicher, da wir in Gesellschafft zweyer andern
Menschen bey ihnen ankamen. Sie hatte etwas
Vorrath von Speisen und Geträncke vor unsere
Kinder bey sich, welches den armen Frembdlingen
gereicht wurde. So bald nun selbiges mit gröster
Begierde in ihren Magen geschickt war, merckte
man wohl, daß sie hertzlich gern weiter mit uns re-
den wolten, allein da sie bereits so viel zu verstehen
gegeben, wie sie nunmehro 3. Nächte und 4. Tage
ohne Schlaff und Ruhe in den Meeres-Wellen zu-
gebracht hätten, konten wir ihnen nicht verargen,
daß sie uns fast unter den Händen einschlieffen,
brachten aber doch beyde, wiewohl mit grosser Mü-
he, durch den holen Weg hinauf in die Jnsul.

Daselbst suncken sie als recht ohnmächtige Men-
schen ins Graß nieder, und verfielen in den tieffsten
Schlaff. Meine beyden ältesten Söhne musten bey-

ihnen
T 2

ten derowegen in ihre Haͤnde, und fiengen ein Freu-
den-Geſchrey an, gaben ſich auch gleich mit dem
jungen Manne ins Geſpraͤche, welcher alle beyde
umarmete und kuͤſſete, auch ihnen auf ihre einfaͤlti-
gen Fragen liebreiche Antwort gab. Doch da ich
merckte, daß die beyden Verungluͤckten vor Mat-
tigkeit kaum die Zunge heben und die Augen auſ-
thun konten, lieſſen wir dieſelben ungeſtoͤhrt, und
brachten ſie halb ſchlaffend an unſere Felſen-
Jnſul.

Meine Concordia hatte binnen der Zeit beſtaͤn-
dig mit den uͤbrigen Kindern auf den Knien gele-
gen, und GOTT um unſere gluͤckliche Zuruͤckkunſt
angeruffen, weil ſie den ſehr alten und geflickten
Boot wenig zugetrauet, derowegen war alles de-
ſto froͤlicher, da wir in Geſellſchafft zweyer andern
Menſchen bey ihnen ankamen. Sie hatte etwas
Vorrath von Speiſen und Getraͤncke vor unſere
Kinder bey ſich, welches den armen Frembdlingen
gereicht wurde. So bald nun ſelbiges mit groͤſter
Begierde in ihren Magen geſchickt war, merckte
man wohl, daß ſie hertzlich gern weiter mit uns re-
den wolten, allein da ſie bereits ſo viel zu verſtehen
gegeben, wie ſie nunmehro 3. Naͤchte und 4. Tage
ohne Schlaff und Ruhe in den Meeres-Wellen zu-
gebracht haͤtten, konten wir ihnen nicht verargen,
daß ſie uns faſt unter den Haͤnden einſchlieffen,
brachten aber doch beyde, wiewohl mit groſſer Muͤ-
he, durch den holen Weg hinauf in die Jnſul.

Daſelbſt ſuncken ſie als recht ohnmaͤchtige Men-
ſchen ins Graß nieder, und verfielen in den tieffſten
Schlaff. Meine beyden aͤlteſten Soͤhne muſten bey-

ihnen
T 2
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[291/0305] ten derowegen in ihre Haͤnde, und fiengen ein Freu- den-Geſchrey an, gaben ſich auch gleich mit dem jungen Manne ins Geſpraͤche, welcher alle beyde umarmete und kuͤſſete, auch ihnen auf ihre einfaͤlti- gen Fragen liebreiche Antwort gab. Doch da ich merckte, daß die beyden Verungluͤckten vor Mat- tigkeit kaum die Zunge heben und die Augen auſ- thun konten, lieſſen wir dieſelben ungeſtoͤhrt, und brachten ſie halb ſchlaffend an unſere Felſen- Jnſul. Meine Concordia hatte binnen der Zeit beſtaͤn- dig mit den uͤbrigen Kindern auf den Knien gele- gen, und GOTT um unſere gluͤckliche Zuruͤckkunſt angeruffen, weil ſie den ſehr alten und geflickten Boot wenig zugetrauet, derowegen war alles de- ſto froͤlicher, da wir in Geſellſchafft zweyer andern Menſchen bey ihnen ankamen. Sie hatte etwas Vorrath von Speiſen und Getraͤncke vor unſere Kinder bey ſich, welches den armen Frembdlingen gereicht wurde. So bald nun ſelbiges mit groͤſter Begierde in ihren Magen geſchickt war, merckte man wohl, daß ſie hertzlich gern weiter mit uns re- den wolten, allein da ſie bereits ſo viel zu verſtehen gegeben, wie ſie nunmehro 3. Naͤchte und 4. Tage ohne Schlaff und Ruhe in den Meeres-Wellen zu- gebracht haͤtten, konten wir ihnen nicht verargen, daß ſie uns faſt unter den Haͤnden einſchlieffen, brachten aber doch beyde, wiewohl mit groſſer Muͤ- he, durch den holen Weg hinauf in die Jnſul. Daſelbſt ſuncken ſie als recht ohnmaͤchtige Men- ſchen ins Graß nieder, und verfielen in den tieffſten Schlaff. Meine beyden aͤlteſten Soͤhne muſten bey- ihnen T 2

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Zitationshilfe: Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. 3. Aufl. Bd. 1. Nordhausen, 1740, S. 291. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata01_1740/305>, abgerufen am 24.11.2024.