und meine Hauß-Frau diese Sachen sehr gering, das Vergnügen aber, auf dieser Jnsul in Ruhe, oh- ne Verfolgung, Kummer und Sorgen zu leben, de- sto höher schätzten, und bäten GOtt weiter um keine mehrere Glückseeligkeit, als daß er unsern Kindern fromme christliche Ehegatten anhero schicken möchte, die da Lust hätten auf dieser Jnsul mit ihnen in Ruhe und Friede zu leben, weil dieselbe im Stande sey, ih- re Einwohner fast mit allem, was zur Leibes-Nah- rung und Nothdurfft gehörig, reichlich und überflü- ßig zu versorgen.
Jch vermerckte unter diesen meinen Reden, daß dem iungen Hülter das Geblüte ziemlich ins Ange- sichte trat, da er zugleich seine Augen recht sehnlich auf meine schöne und tugend-volle Stieff-Tochter warff, jedoch nicht eher als nach etlichen Tagen durch seinen Vetter Amias bey mir und meiner Frauen um selbige anhalten ließ. Da nun ich und dieselbe schon desfalls mit einander geheime Abre- de genommen, liessen wir uns die Werbung dieses wohlgebildeten und frommen jungen Mannes ge- fallen, versprachen ihm binnen 4. Wochen unsere Tochter ehelich zuzuführen, doch mit der Bedin- gung, wenn er mit guten Gewissen schweren könte und wolte, daß er (1) noch unverheyrathet sey. (2) Unserm Gottesdienste und Glauben sich gleichför- mig erzeigen. (3.) Friedlich mit seiner Frau und uns leben, und (4.) Sie wieder ihren Willen niemals verlassen, oder von dieser Jnsul, auser der dringen- den Noth, hinweg führen, sondern Zeit Lebens all- hier bleiben wolle, Der gute Robert schwur und versprach alles zu erfüllen, was wir von ihm begeh-
reten
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und meine Hauß-Frau dieſe Sachen ſehr gering, das Vergnuͤgen aber, auf dieſer Jnſul in Ruhe, oh- ne Verfolgung, Kummer und Sorgen zu leben, de- ſto hoͤher ſchaͤtzten, und baͤten GOtt weiter um keine mehrere Gluͤckſeeligkeit, als daß er unſern Kindern fromme chriſtliche Ehegatten anhero ſchicken moͤchte, die da Luſt haͤtten auf dieſer Jnſul mit ihnen in Ruhe und Friede zu leben, weil dieſelbe im Stande ſey, ih- re Einwohner faſt mit allem, was zur Leibes-Nah- rung und Nothdurfft gehoͤrig, reichlich und uͤberfluͤ- ßig zu verſorgen.
Jch vermerckte unter dieſen meinen Reden, daß dem iungen Hülter das Gebluͤte ziemlich ins Ange- ſichte trat, da er zugleich ſeine Augen recht ſehnlich auf meine ſchoͤne und tugend-volle Stieff-Tochter warff, jedoch nicht eher als nach etlichen Tagen durch ſeinen Vetter Amias bey mir und meiner Frauen um ſelbige anhalten ließ. Da nun ich und dieſelbe ſchon desfalls mit einander geheime Abre- de genommen, lieſſen wir uns die Werbung dieſes wohlgebildeten und frommen jungen Mannes ge- fallen, verſprachen ihm binnen 4. Wochen unſere Tochter ehelich zuzufuͤhren, doch mit der Bedin- gung, wenn er mit guten Gewiſſen ſchweren koͤnte und wolte, daß er (1) noch unverheyrathet ſey. (2) Unſerm Gottesdienſte und Glauben ſich gleichfoͤr- mig erzeigen. (3.) Friedlich mit ſeiner Frau und uns leben, und (4.) Sie wieder ihren Willen niemals verlaſſen, oder von dieſer Jnſul, auſer der dringen- den Noth, hinweg fuͤhren, ſondern Zeit Lebens all- hier bleiben wolle, Der gute Robert ſchwur und verſprach alles zu erfuͤllen, was wir von ihm begeh-
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und meine Hauß-Frau dieſe Sachen ſehr gering,
das Vergnuͤgen aber, auf dieſer Jnſul in Ruhe, oh-
ne Verfolgung, Kummer und Sorgen zu leben, de-
ſto hoͤher ſchaͤtzten, und baͤten GOtt weiter um keine
mehrere Gluͤckſeeligkeit, als daß er unſern Kindern
fromme chriſtliche Ehegatten anhero ſchicken moͤchte,
die da Luſt haͤtten auf dieſer Jnſul mit ihnen in Ruhe
und Friede zu leben, weil dieſelbe im Stande ſey, ih-
re Einwohner faſt mit allem, was zur Leibes-Nah-
rung und Nothdurfft gehoͤrig, reichlich und uͤberfluͤ-
ßig zu verſorgen.
Jch vermerckte unter dieſen meinen Reden, daß
dem iungen Hülter das Gebluͤte ziemlich ins Ange-
ſichte trat, da er zugleich ſeine Augen recht ſehnlich
auf meine ſchoͤne und tugend-volle Stieff-Tochter
warff, jedoch nicht eher als nach etlichen Tagen
durch ſeinen Vetter Amias bey mir und meiner
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de genommen, lieſſen wir uns die Werbung dieſes
wohlgebildeten und frommen jungen Mannes ge-
fallen, verſprachen ihm binnen 4. Wochen unſere
Tochter ehelich zuzufuͤhren, doch mit der Bedin-
gung, wenn er mit guten Gewiſſen ſchweren koͤnte
und wolte, daß er (1) noch unverheyrathet ſey. (2)
Unſerm Gottesdienſte und Glauben ſich gleichfoͤr-
mig erzeigen. (3.) Friedlich mit ſeiner Frau und
uns leben, und (4.) Sie wieder ihren Willen niemals
verlaſſen, oder von dieſer Jnſul, auſer der dringen-
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
1731 erschien die Erstausgabe. Die zweite Auflage… [mehr]
1731 erschien die Erstausgabe. Die zweite Auflage folgte schon 1732. Zum Zeitpunkt der Digitalisierung stand nur die dritte Auflage von 1740 zur Verfügung. (Link zur Erstausgabe: http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:gbv:3:1-459276)
Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. 3. Aufl. Bd. 1. Nordhausen, 1740, S. 297. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata01_1740/311>, abgerufen am 25.11.2024.
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