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Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. 3. Aufl. Bd. 1. Nordhausen, 1740.

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annoch am Leben, und allhier gegenwärtig sind, als
nemlich dieser mein lieber Schwieger-Sohn David,
und denn meine beyden lieben Schwieger-Töchter
des Alberti und Stephani Gemahlinnen, so habe
vor annehmlicher erachtet, in eurer Gegenwart sel-
bige zu bitten, daß sie uns ihre Lebens-Geschichte
selbst erzehlen möchten. Jch weiß, meine fromme
Tochter, sagte er hierauf zu des Alberti jun. Ge-
mahlin, wie die Kräffte eures vortrefflichen Ver-
standes, Gedächtnisses und der Wohlredenheit an-
noch so vollkommen bey euch anzutreffen sind, als
alle andere Tugenden, ohngeacht die Zeit uns alle
auf dieser Jnsul ziemlich verändert hat. Derowe-
gen habt die Güte, diesem meinem Vettern und an-
dern wertien Freunden, einen eigen-mündlichen
Bericht von den Begebenheiten eurer Jugend abzu-
statten, damit sie desto mehr Ursach haben, sich über
die Wunder-Hand des Himmels zu verwundern.

Demnach stund die bey nahe 80. jährige Matro-
ne,
deren Gesichts-und Leibes-Gestalt auch in so ho-
hen Aller noch viele Annehmlichkeiten zeigete, von
ihrem Stuhle auf, küssete erstlich unsern Alt-Vater,
setzte sich, nachdem sie sich gegen die übrigen höflich
verneiget, wiederum nieder, und fing ihre Erzehlung
folgender massen an.

Es ist etwas schweres, meine Lieben, daß eine
Frau von solchen Jahren, als ich bin, annoch von
ihrer Jugend reden soll, weil gemeiniglich darbey
viel Thorheiten vorzukommen pflegen, die einem
reiffern Verstande verächtlich sind, doch da das
menschliche Leben überhaupt ein Zusammenhang

vieler

annoch am Leben, und allhier gegenwaͤrtig ſind, als
nemlich dieſer mein lieber Schwieger-Sohn David,
und denn meine beyden lieben Schwieger-Toͤchter
des Alberti und Stephani Gemahlinnen, ſo habe
vor annehmlicher erachtet, in eurer Gegenwart ſel-
bige zu bitten, daß ſie uns ihre Lebens-Geſchichte
ſelbſt erzehlen moͤchten. Jch weiß, meine fromme
Tochter, ſagte er hierauf zu des Alberti jun. Ge-
mahlin, wie die Kraͤffte eures vortrefflichen Ver-
ſtandes, Gedaͤchtniſſes und der Wohlredenheit an-
noch ſo vollkommen bey euch anzutreffen ſind, als
alle andere Tugenden, ohngeacht die Zeit uns alle
auf dieſer Jnſul ziemlich veraͤndert hat. Derowe-
gen habt die Guͤte, dieſem meinem Vettern und an-
dern wertien Freunden, einen eigen-muͤndlichen
Bericht von den Begebenheiten eurer Jugend abzu-
ſtatten, damit ſie deſto mehr Urſach haben, ſich uͤber
die Wunder-Hand des Himmels zu verwundern.

Demnach ſtund die bey nahe 80. jaͤhrige Matro-
ne,
deren Geſichts-und Leibes-Geſtalt auch in ſo ho-
hen Aller noch viele Annehmlichkeiten zeigete, von
ihrem Stuhle auf, kuͤſſete erſtlich unſern Alt-Vater,
ſetzte ſich, nachdem ſie ſich gegen die uͤbrigen hoͤflich
verneiget, wiederum nieder, und fing ihre Erzehlung
folgender maſſen an.

Es iſt etwas ſchweres, meine Lieben, daß eine
Frau von ſolchen Jahren, als ich bin, annoch von
ihrer Jugend reden ſoll, weil gemeiniglich darbey
viel Thorheiten vorzukommen pflegen, die einem
reiffern Verſtande veraͤchtlich ſind, doch da das
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vieler
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[306/0320] annoch am Leben, und allhier gegenwaͤrtig ſind, als nemlich dieſer mein lieber Schwieger-Sohn David, und denn meine beyden lieben Schwieger-Toͤchter des Alberti und Stephani Gemahlinnen, ſo habe vor annehmlicher erachtet, in eurer Gegenwart ſel- bige zu bitten, daß ſie uns ihre Lebens-Geſchichte ſelbſt erzehlen moͤchten. Jch weiß, meine fromme Tochter, ſagte er hierauf zu des Alberti jun. Ge- mahlin, wie die Kraͤffte eures vortrefflichen Ver- ſtandes, Gedaͤchtniſſes und der Wohlredenheit an- noch ſo vollkommen bey euch anzutreffen ſind, als alle andere Tugenden, ohngeacht die Zeit uns alle auf dieſer Jnſul ziemlich veraͤndert hat. Derowe- gen habt die Guͤte, dieſem meinem Vettern und an- dern wertien Freunden, einen eigen-muͤndlichen Bericht von den Begebenheiten eurer Jugend abzu- ſtatten, damit ſie deſto mehr Urſach haben, ſich uͤber die Wunder-Hand des Himmels zu verwundern. Demnach ſtund die bey nahe 80. jaͤhrige Matro- ne, deren Geſichts-und Leibes-Geſtalt auch in ſo ho- hen Aller noch viele Annehmlichkeiten zeigete, von ihrem Stuhle auf, kuͤſſete erſtlich unſern Alt-Vater, ſetzte ſich, nachdem ſie ſich gegen die uͤbrigen hoͤflich verneiget, wiederum nieder, und fing ihre Erzehlung folgender maſſen an. Es iſt etwas ſchweres, meine Lieben, daß eine Frau von ſolchen Jahren, als ich bin, annoch von ihrer Jugend reden ſoll, weil gemeiniglich darbey viel Thorheiten vorzukommen pflegen, die einem reiffern Verſtande veraͤchtlich ſind, doch da das menſchliche Leben uͤberhaupt ein Zuſammenhang vieler

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Zitationshilfe: Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. 3. Aufl. Bd. 1. Nordhausen, 1740, S. 306. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata01_1740/320>, abgerufen am 26.11.2024.