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Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. 3. Aufl. Bd. 1. Nordhausen, 1740.

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sichert ihn seines geneigten Willens hierüber, ver-
spricht sich in allen zu seinen Diensten, und beklagt
nur, daß er kein Mittel zu erfinden wisse, seines Her-
tzens-Freundes Verlangen zu stillen. Gallus aber
der seit der Zeit beständig, so wohl auf einen gewalt-
samen, als listigen Anschlag gesonnen, führet den
William zu dem liederlichen Commoedianten-Vol-
cke, nemlich: Alexandern, Henry, Antonien und
Margarithen, da sich denn derselbe sogleich aufs
allerhefftigste in die Letztere verliebt, ja sich ihr und
den übrigen schändlichen Verräthern gantz zu eigen
ergiebt. Alexander wird demnach, als der An-
sehnlichste, auf des Gallus Unkosten, in solchen
Stand gesetzt, sich als einer der vornehmsten Cava-
liers
aufzuführen, und um Philippinen zu werben,
mittlerweile kleiden sie einen alten verunglückten
See-Räuber/ vor einen erfahrnen Ost-Jndien-
Fahrer an, der unsere Eltern und uns betrügen
helffen, ja uns armen einfältigen Kinder in das ver-
fluchte Schiff locken muß, welches Gallus und mein
Bruder zu unserm Raube, so fälschlich mit grossen
Kosten ausgerüstet hatten, um damit eine Farth
nach den Moluccischen Jnsuln vorzunehmen. Der
letztere, nemlich mein Bruder, hatte nicht allein den
Eltern eine erstaunliche Summe Geldes auf listige
Art entwendet, sondern auch Philippinens, und
meine Kleinodien und Baarschafften mit auf das
Schiff gebracht, damit aber doch ja unsere Eltern
ihrer Kinder nicht alle auf einmal beraubt würden,
giebt der verteuffelte Mensch dem jüngern Bruder,
abends vorhero, unvermerckt ein starckes Brech-
Pulver ein, damit er künfftigen Tages bey der

Schiffs-

ſichert ihn ſeines geneigten Willens hieruͤber, ver-
ſpricht ſich in allen zu ſeinen Dienſten, und beklagt
nur, daß er kein Mittel zu erfinden wiſſe, ſeines Her-
tzens-Freundes Verlangen zu ſtillen. Gallus aber
der ſeit der Zeit beſtaͤndig, ſo wohl auf einen gewalt-
ſamen, als liſtigen Anſchlag geſonnen, fuͤhret den
William zu dem liederlichen Commœdianten-Vol-
cke, nemlich: Alexandern, Henry, Antonien und
Margarithen, da ſich denn derſelbe ſogleich aufs
allerhefftigſte in die Letztere verliebt, ja ſich ihr und
den uͤbrigen ſchaͤndlichen Verraͤthern gantz zu eigen
ergiebt. Alexander wird demnach, als der An-
ſehnlichſte, auf des Gallus Unkoſten, in ſolchen
Stand geſetzt, ſich als einer der vornehmſten Cava-
liers
aufzufuͤhren, und um Philippinen zu werben,
mittlerweile kleiden ſie einen alten verungluͤckten
See-Raͤuber/ vor einen erfahrnen Oſt-Jndien-
Fahrer an, der unſere Eltern und uns betruͤgen
helffen, ja uns armen einfaͤltigen Kinder in das ver-
fluchte Schiff locken muß, welches Gallus und mein
Bruder zu unſerm Raube, ſo faͤlſchlich mit groſſen
Koſten ausgeruͤſtet hatten, um damit eine Farth
nach den Molucciſchen Jnſuln vorzunehmen. Der
letztere, nemlich mein Bruder, hatte nicht allein den
Eltern eine erſtaunliche Summe Geldes auf liſtige
Art entwendet, ſondern auch Philippinens, und
meine Kleinodien und Baarſchafften mit auf das
Schiff gebracht, damit aber doch ja unſere Eltern
ihrer Kinder nicht alle auf einmal beraubt wuͤrden,
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[324/0338] ſichert ihn ſeines geneigten Willens hieruͤber, ver- ſpricht ſich in allen zu ſeinen Dienſten, und beklagt nur, daß er kein Mittel zu erfinden wiſſe, ſeines Her- tzens-Freundes Verlangen zu ſtillen. Gallus aber der ſeit der Zeit beſtaͤndig, ſo wohl auf einen gewalt- ſamen, als liſtigen Anſchlag geſonnen, fuͤhret den William zu dem liederlichen Commœdianten-Vol- cke, nemlich: Alexandern, Henry, Antonien und Margarithen, da ſich denn derſelbe ſogleich aufs allerhefftigſte in die Letztere verliebt, ja ſich ihr und den uͤbrigen ſchaͤndlichen Verraͤthern gantz zu eigen ergiebt. Alexander wird demnach, als der An- ſehnlichſte, auf des Gallus Unkoſten, in ſolchen Stand geſetzt, ſich als einer der vornehmſten Cava- liers aufzufuͤhren, und um Philippinen zu werben, mittlerweile kleiden ſie einen alten verungluͤckten See-Raͤuber/ vor einen erfahrnen Oſt-Jndien- Fahrer an, der unſere Eltern und uns betruͤgen helffen, ja uns armen einfaͤltigen Kinder in das ver- fluchte Schiff locken muß, welches Gallus und mein Bruder zu unſerm Raube, ſo faͤlſchlich mit groſſen Koſten ausgeruͤſtet hatten, um damit eine Farth nach den Molucciſchen Jnſuln vorzunehmen. Der letztere, nemlich mein Bruder, hatte nicht allein den Eltern eine erſtaunliche Summe Geldes auf liſtige Art entwendet, ſondern auch Philippinens, und meine Kleinodien und Baarſchafften mit auf das Schiff gebracht, damit aber doch ja unſere Eltern ihrer Kinder nicht alle auf einmal beraubt wuͤrden, giebt der verteuffelte Menſch dem juͤngern Bruder, abends vorhero, unvermerckt ein ſtarckes Brech- Pulver ein, damit er kuͤnfftigen Tages bey der Schiffs-

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Zitationshilfe: Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. 3. Aufl. Bd. 1. Nordhausen, 1740, S. 324. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata01_1740/338>, abgerufen am 28.11.2024.