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Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. 3. Aufl. Bd. 1. Nordhausen, 1740.

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hero so wol als Henry nur ein armer Schlucker ge-
wesen; hat alle Eigenschafften an sich, Philippinen
zu vergnügen, und vor die gute Sabina wird sich auch
bald ein braver Kerl finden. Derowegen lieben
Seelen, schicket euch in die Zeit. Nach Mittelburg
wiederum zu kommen, ist unmöglich, alles aber, was
ihr nöthig habt, ist auf diesem Schiff vorräthig an-
zutreffen. Auf der Jnsul Amboina werden wir
unsere zukünfftige Lebens-Zeit ingesammt in grö-
sten Vergnügen zubringen können, wenn ihr nur
erstlich eure eigensinnige Köpffe in Ordnung ge-
bracht, und nach unserer Lebens-Art eingerichtet
habt.

Nunmehro war mir und meiner Schwester fer-
ner unmöglich, uns einer Ohnmacht zu erwehren,
also sancken wir zu Boden, und kamen erstlich etli-
che Stunden hernach wieder in den Stand, unsere
Vernunfft zu gebrauchen, da wir uns denn in einer
besondern Schiffs. Kammer allein, unter den Hän-
den unserer getreuen Sabina befanden. Diese hat-
te mittlerweile von den beyden schändlichen Dirnen
das gantze Geheimniß, und zwar folgenden Um-
ständen nach, erfahren:

Gallus van Witt, als der Haupt-Uhrheber unsers
Unglücks, hat gleich nach seinem, bey beyden Schwe-
stern umgeschlagenen Liebes-Glücke, die allerver-
trauteste Freundschafft mit unserm Bruder Willi-
am
gemacht, und demselben vorgestellet: Daß er
ohnmöglich leben könne, er müsse denn eine von
dessen Schwestern zur Frau haben, und solte er auch
sein gantzes Vermögen, welches bey nahe in 2. Ton-
nen Goldes bestünde, dran setzen. William ver-

sichert
X 2

hero ſo wol als Henry nur ein armer Schlucker ge-
weſen; hat alle Eigenſchafften an ſich, Philippinen
zu vergnuͤgen, und vor die gute Sabina wird ſich auch
bald ein braver Kerl finden. Derowegen lieben
Seelen, ſchicket euch in die Zeit. Nach Mittelburg
wiederum zu kommen, iſt unmoͤglich, alles aber, was
ihr noͤthig habt, iſt auf dieſem Schiff vorraͤthig an-
zutreffen. Auf der Jnſul Amboina werden wir
unſere zukuͤnfftige Lebens-Zeit ingeſammt in groͤ-
ſten Vergnuͤgen zubringen koͤnnen, wenn ihr nur
erſtlich eure eigenſinnige Koͤpffe in Ordnung ge-
bracht, und nach unſerer Lebens-Art eingerichtet
habt.

Nunmehro war mir und meiner Schweſter fer-
ner unmoͤglich, uns einer Ohnmacht zu erwehren,
alſo ſancken wir zu Boden, und kamen erſtlich etli-
che Stunden hernach wieder in den Stand, unſere
Vernunfft zu gebrauchen, da wir uns denn in einer
beſondern Schiffs. Kammer allein, unter den Haͤn-
den unſerer getreuen Sabina befanden. Dieſe hat-
te mittlerweile von den beyden ſchaͤndlichen Dirnen
das gantze Geheimniß, und zwar folgenden Um-
ſtaͤnden nach, erfahren:

Gallus van Witt, als der Haupt-Uhrheber unſers
Ungluͤcks, hat gleich nach ſeinem, bey beyden Schwe-
ſtern umgeſchlagenen Liebes-Gluͤcke, die allerver-
trauteſte Freundſchafft mit unſerm Bruder Willi-
am
gemacht, und demſelben vorgeſtellet: Daß er
ohnmoͤglich leben koͤnne, er muͤſſe denn eine von
deſſen Schweſtern zur Frau haben, und ſolte er auch
ſein gantzes Vermoͤgen, welches bey nahe in 2. Ton-
nen Goldes beſtuͤnde, dran ſetzen. William ver-

ſichert
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[323/0337] hero ſo wol als Henry nur ein armer Schlucker ge- weſen; hat alle Eigenſchafften an ſich, Philippinen zu vergnuͤgen, und vor die gute Sabina wird ſich auch bald ein braver Kerl finden. Derowegen lieben Seelen, ſchicket euch in die Zeit. Nach Mittelburg wiederum zu kommen, iſt unmoͤglich, alles aber, was ihr noͤthig habt, iſt auf dieſem Schiff vorraͤthig an- zutreffen. Auf der Jnſul Amboina werden wir unſere zukuͤnfftige Lebens-Zeit ingeſammt in groͤ- ſten Vergnuͤgen zubringen koͤnnen, wenn ihr nur erſtlich eure eigenſinnige Koͤpffe in Ordnung ge- bracht, und nach unſerer Lebens-Art eingerichtet habt. Nunmehro war mir und meiner Schweſter fer- ner unmoͤglich, uns einer Ohnmacht zu erwehren, alſo ſancken wir zu Boden, und kamen erſtlich etli- che Stunden hernach wieder in den Stand, unſere Vernunfft zu gebrauchen, da wir uns denn in einer beſondern Schiffs. Kammer allein, unter den Haͤn- den unſerer getreuen Sabina befanden. Dieſe hat- te mittlerweile von den beyden ſchaͤndlichen Dirnen das gantze Geheimniß, und zwar folgenden Um- ſtaͤnden nach, erfahren: Gallus van Witt, als der Haupt-Uhrheber unſers Ungluͤcks, hat gleich nach ſeinem, bey beyden Schwe- ſtern umgeſchlagenen Liebes-Gluͤcke, die allerver- trauteſte Freundſchafft mit unſerm Bruder Willi- am gemacht, und demſelben vorgeſtellet: Daß er ohnmoͤglich leben koͤnne, er muͤſſe denn eine von deſſen Schweſtern zur Frau haben, und ſolte er auch ſein gantzes Vermoͤgen, welches bey nahe in 2. Ton- nen Goldes beſtuͤnde, dran ſetzen. William ver- ſichert X 2

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Zitationshilfe: Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. 3. Aufl. Bd. 1. Nordhausen, 1740, S. 323. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata01_1740/337>, abgerufen am 27.11.2024.