Meinigen unnützlichen Schätze zuzuwenden. Dem HerrnLeonhard Wolffgangkönnet ihr sicher trauen weil er seine lincke Hand auf meine al- te Brust gelegt, die Rechte aber gegen GOtt dem Allmächtigen in die Höhe gereckt, und mir also einen cörperlichen Eyd geschworen, diejenigen Forderungen, so ich an ihn gethan, nach Möglichkeit zu erfüllen. Er wird alles, was ich an euch zu schreiben Bedencken trage, besser mündlich ausrichten, und eine ziemli- che Beschreibung von meinem Zustande ma- chen. Folget ihm in allen, was er euch befieh- let, seyd gesund, und kommet mit ihm bald zu mir.Dat.Felsenburg, den 29. Sept. Anno Chri- sti 1724. Meiner Regierung im 78. und mei- nes Alters im 97. Jahre.
(L. S.) Albertus Julius.
Jch überlaß den Brief wohl 5. biß 6. mahl, kon- te mir aber dennoch in meinen Gedancken keinen völligen und richtigen Begriff von der gantzen Sa- che machen, welches der Capitain Wolffgang leicht- lich merckte, und derowegen zu mir sprach: Mein Sohn! alles euer Nachsinnen wird vergebens seyn, ehe ihr die Auflösung dieses Rätzels von mir, in Erzählung der wunderbaren Geschicht eures Vet- tern, Albert Julius, vernehmet, setzet euch demnach nieder und höret mir zu.
Hiermit fing er an, eine, meines Erachtens/ der wunderbarsten Begebenheiten von der Welt zu er- [ze]hlen, die ich dem geneigten Leser, als die Haupt-
Sache
Meinigen unnuͤtzlichen Schaͤtze zuzuwenden. Dem HerrnLeonhard Wolffgangkoͤnnet ihr ſicher trauen weil er ſeine lincke Hand auf meine al- te Bruſt gelegt, die Rechte aber gegen GOtt dem Allmaͤchtigen in die Hoͤhe gereckt, und mir alſo einen coͤrperlichen Eyd geſchworen, diejenigen Forderungen, ſo ich an ihn gethan, nach Moͤglichkeit zu erfuͤllen. Er wird alles, was ich an euch zu ſchreiben Bedencken trage, beſſer muͤndlich ausrichten, und eine ziemli- che Beſchreibung von meinem Zuſtande ma- chen. Folget ihm in allen, was er euch befieh- let, ſeyd geſund, und kommet mit ihm bald zu mir.Dat.Felſenburg, den 29. Sept. Anno Chri- ſti 1724. Meiner Regierung im 78. und mei- nes Alters im 97. Jahre.
(L. S.) Albertus Julius.
Jch uͤberlaß den Brief wohl 5. biß 6. mahl, kon- te mir aber dennoch in meinen Gedancken keinen voͤlligen und richtigen Begriff von der gantzen Sa- che machen, welches der Capitain Wolffgang leicht- lich merckte, und derowegen zu mir ſprach: Mein Sohn! alles euer Nachſinnen wird vergebens ſeyn, ehe ihr die Aufloͤſung dieſes Raͤtzels von mir, in Erzaͤhlung der wunderbaren Geſchicht eures Vet- tern, Albert Julius, vernehmet, ſetzet euch demnach nieder und hoͤret mir zu.
Hiermit fing er an, eine, meines Erachtens/ der wunderbarſten Begebenheiten von der Welt zu er- [ze]hlen, die ich dem geneigten Leſer, als die Haupt-
Sache
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Meinigen unnuͤtzlichen Schaͤtze zuzuwenden.
Dem Herrn Leonhard Wolffgang koͤnnet ihr ſicher
trauen weil er ſeine lincke Hand auf meine al-
te Bruſt gelegt, die Rechte aber gegen GOtt
dem Allmaͤchtigen in die Hoͤhe gereckt, und
mir alſo einen coͤrperlichen Eyd geſchworen,
diejenigen Forderungen, ſo ich an ihn gethan,
nach Moͤglichkeit zu erfuͤllen. Er wird alles,
was ich an euch zu ſchreiben Bedencken trage,
beſſer muͤndlich ausrichten, und eine ziemli-
che Beſchreibung von meinem Zuſtande ma-
chen. Folget ihm in allen, was er euch befieh-
let, ſeyd geſund, und kommet mit ihm bald zu
mir. Dat. Felſenburg, den 29. Sept. Anno Chri-
ſti 1724. Meiner Regierung im 78. und mei-
nes Alters im 97. Jahre.
(L. S.)
Albertus Julius.
Jch uͤberlaß den Brief wohl 5. biß 6. mahl, kon-
te mir aber dennoch in meinen Gedancken keinen
voͤlligen und richtigen Begriff von der gantzen Sa-
che machen, welches der Capitain Wolffgang leicht-
lich merckte, und derowegen zu mir ſprach: Mein
Sohn! alles euer Nachſinnen wird vergebens
ſeyn, ehe ihr die Aufloͤſung dieſes Raͤtzels von mir, in
Erzaͤhlung der wunderbaren Geſchicht eures Vet-
tern, Albert Julius, vernehmet, ſetzet euch demnach
nieder und hoͤret mir zu.
Hiermit fing er an, eine, meines Erachtens/ der
wunderbarſten Begebenheiten von der Welt zu er-
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
1731 erschien die Erstausgabe. Die zweite Auflage… [mehr]
1731 erschien die Erstausgabe. Die zweite Auflage folgte schon 1732. Zum Zeitpunkt der Digitalisierung stand nur die dritte Auflage von 1740 zur Verfügung. (Link zur Erstausgabe: http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:gbv:3:1-459276)
Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. 3. Aufl. Bd. 1. Nordhausen, 1740, S. 24. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata01_1740/36>, abgerufen am 23.11.2024.
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