Sohn, ihr habt eure Erzehlung voritzo zwar kurtz, doch sehr gut gethan, jedennoch seyd ihr denen zuletzt angekommenen lieben Freunden den Bericht von euren zweyen Ost-Jndischen Reisen annoch schul- dig blieben, und weil selbiger viel merckwürdiges in sich fasset, mögen sie euch zur andern Zeit darum er- suchen. Was den Jacob Larson anbelanget, so will ich mit wenigen dieses von ihm melden: Er war ein gebohrner Schwede, und also ebenfalls Lutheri- scher Religion, seines Handwercks ein Schlösser, der in allerhand Eisen-und Stahl-Arbeit ungemei- ne Erfahrenheit und Kunst zeigete. Jn seinem 24. Jahre hatte ihn die gantz besondere Lust zum Reisen aufs Schiff getrieben, und durch verschiedene Zu- fälle zum fertigen See-Manne gemacht. Ost- und West-Jndien hatte derselbe ziemlich durch- krochen, und dabey öff[te]rs grossen Reichthum er- worben, welchen er aber jederzeit gar plötzlich und zwar öffters aufs gefährlichste, nicht selten auch auf lächerliche Art wiederum verlohren. Dennoch ist er einmal so standhafft als das andere, auf Bese- hung frembder Länder und Völcker geblieben, und ich glaube, daß er nimmermehr auf dieser Jnsul Stand gehalten, wenn ihm nicht meine Tochter, die er als seine Frau sehr hefftig liebte, sonderlich aber die bald auf einander folgenden Leibes-Erben, eine ruhigere Lebens-Art eingeflösset hätten. Es ist nicht auszusprechen, wie nützlich dieser treffliche Mann mir und allen meinen Kindern gewesen, denn er hat nicht allein Eisen-und Metall-Steine allhier erfunden, sondern auch selbiges ausgeschmeltzt und auf viele Jahre hinaus nützliche Instrumenten dar-
aus
Sohn, ihr habt eure Erzehlung voritzo zwar kurtz, doch ſehr gut gethan, jedennoch ſeyd ihr denen zuletzt angekommenen lieben Freunden den Bericht von euren zweyen Oſt-Jndiſchen Reiſen annoch ſchul- dig blieben, und weil ſelbiger viel merckwuͤrdiges in ſich faſſet, moͤgen ſie euch zur andern Zeit darum er- ſuchen. Was den Jacob Larſon anbelanget, ſo will ich mit wenigen dieſes von ihm melden: Er war ein gebohrner Schwede, und alſo ebenfalls Lutheri- ſcher Religion, ſeines Handwercks ein Schloͤſſer, der in allerhand Eiſen-und Stahl-Arbeit ungemei- ne Erfahrenheit und Kunſt zeigete. Jn ſeinem 24. Jahre hatte ihn die gantz beſondere Luſt zum Reiſen aufs Schiff getrieben, und durch verſchiedene Zu- faͤlle zum fertigen See-Manne gemacht. Oſt- und Weſt-Jndien hatte derſelbe ziemlich durch- krochen, und dabey oͤff[te]rs groſſen Reichthum er- worben, welchen er aber jederzeit gar ploͤtzlich und zwar oͤffters aufs gefaͤhrlichſte, nicht ſelten auch auf laͤcherliche Art wiederum verlohren. Dennoch iſt er einmal ſo ſtandhafft als das andere, auf Beſe- hung frembder Laͤnder und Voͤlcker geblieben, und ich glaube, daß er nimmermehr auf dieſer Jnſul Stand gehalten, wenn ihm nicht meine Tochter, die er als ſeine Frau ſehr hefftig liebte, ſonderlich aber die bald auf einander folgenden Leibes-Erben, eine ruhigere Lebens-Art eingefloͤſſet haͤtten. Es iſt nicht auszuſprechen, wie nuͤtzlich dieſer treffliche Mann mir und allen meinen Kindern geweſen, denn er hat nicht allein Eiſen-und Metall-Steine allhier erfunden, ſondern auch ſelbiges ausgeſchmeltzt und auf viele Jahre hinaus nuͤtzliche Inſtrumenten dar-
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Sohn, ihr habt eure Erzehlung voritzo zwar kurtz,
doch ſehr gut gethan, jedennoch ſeyd ihr denen zuletzt
angekommenen lieben Freunden den Bericht von
euren zweyen Oſt-Jndiſchen Reiſen annoch ſchul-
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ſich faſſet, moͤgen ſie euch zur andern Zeit darum er-
ſuchen. Was den Jacob Larſon anbelanget, ſo
will ich mit wenigen dieſes von ihm melden: Er war
ein gebohrner Schwede, und alſo ebenfalls Lutheri-
ſcher Religion, ſeines Handwercks ein Schloͤſſer,
der in allerhand Eiſen-und Stahl-Arbeit ungemei-
ne Erfahrenheit und Kunſt zeigete. Jn ſeinem 24.
Jahre hatte ihn die gantz beſondere Luſt zum Reiſen
aufs Schiff getrieben, und durch verſchiedene Zu-
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zwar oͤffters aufs gefaͤhrlichſte, nicht ſelten auch auf
laͤcherliche Art wiederum verlohren. Dennoch iſt
er einmal ſo ſtandhafft als das andere, auf Beſe-
hung frembder Laͤnder und Voͤlcker geblieben, und
ich glaube, daß er nimmermehr auf dieſer Jnſul
Stand gehalten, wenn ihm nicht meine Tochter, die
er als ſeine Frau ſehr hefftig liebte, ſonderlich aber
die bald auf einander folgenden Leibes-Erben, eine
ruhigere Lebens-Art eingefloͤſſet haͤtten. Es iſt
nicht auszuſprechen, wie nuͤtzlich dieſer treffliche
Mann mir und allen meinen Kindern geweſen, denn
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
1731 erschien die Erstausgabe. Die zweite Auflage… [mehr]
1731 erschien die Erstausgabe. Die zweite Auflage folgte schon 1732. Zum Zeitpunkt der Digitalisierung stand nur die dritte Auflage von 1740 zur Verfügung. (Link zur Erstausgabe: http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:gbv:3:1-459276)
Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. 3. Aufl. Bd. 1. Nordhausen, 1740, S. 367. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata01_1740/381>, abgerufen am 21.11.2024.
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