bertum II. Sabina an Stephanum, Jacob Larson bekam zu seinem Theile, weil er der älteste unter uns war, auch die älteste Tochter unsers theuren Altva- ters, Schimmer nahm mit grösten Vergnügen von dessen Händen die andere, und ich wartete mit in- nigsten Vergnügen auf meine, ihren zweyen Schwe- stern an Schönheit und Tugend gleichförmige Chri- stina bey nahe noch 6. Jahr, weil ihr beständig zarter und kräncklicher Zustand unsere Hochzeit etliche Jahr weiter, biß ins 1674te hinaus verschobe. Wie vergnügt wir unsere Zeit beydersetts biß auf diese Stunde zugebracht, ist nicht auszusprechen. Mein Vaterland, oder nur einen eintzigen Ort von Euro- pa wieder zu sehen, ist niemals mein Wunsch gewe- sen, derowegen habe mein weniges zurück gelassenes Vermögen, so wohl als Schimmer, gern im Stich gelassen und frembden Leuten gegönnet, bin auch ent- schlossen, biß an mein Ende dem Himmel unaushör- lichen Danck abzustatten, daß er mich an einen sol- chen Ort geführet, allwo die Tugenden in ihrer an- gebohrnen Schönheit anzutreffen, hergegen die La- ster des Landes fast gäntzlich verbannet und verwie- sen sind.
Hiermit endigte David Rawkin die Erzehlung seiner und seines Freundes Schimmers Lebens- Geschicht, welche wir nicht weniger als alles Vori- ge mit besondern Vergnügen angehöret hatten/ und uns deßwegen aufs höfflichste gegen diesen 85. jähri- gen Greiß, der seines hohen Alters ohngeacht noch so frisch und munter, als ein Mann von etwa 40. Jahren war/ auffs höfflichste bedanckten. Der Altvater aber sagte zu demselben: Mein werther
Sohn,
bertum II. Sabina an Stephanum, Jacob Larſon bekam zu ſeinem Theile, weil er der aͤlteſte unter uns war, auch die aͤlteſte Tochter unſers theuren Altva- ters, Schimmer nahm mit groͤſten Vergnuͤgen von deſſen Haͤnden die andere, und ich wartete mit in- nigſten Vergnuͤgen auf meine, ihren zweyen Schwe- ſtern an Schoͤnheit und Tugend gleichfoͤrmige Chri- ſtina bey nahe noch 6. Jahr, weil ihr beſtaͤndig zarter und kraͤncklicher Zuſtand unſere Hochzeit etliche Jahr weiter, biß ins 1674te hinaus verſchobe. Wie vergnuͤgt wir unſere Zeit beyderſetts biß auf dieſe Stunde zugebracht, iſt nicht auszuſprechen. Mein Vaterland, oder nur einen eintzigen Ort von Euro- pa wieder zu ſehen, iſt niemals mein Wunſch gewe- ſen, derowegen habe mein weniges zuruͤck gelaſſenes Vermoͤgen, ſo wohl als Schimmer, gern im Stich gelaſſen und frembden Leuten gegoͤnnet, bin auch ent- ſchloſſen, biß an mein Ende dem Himmel unauſhoͤr- lichen Danck abzuſtatten, daß er mich an einen ſol- chen Ort gefuͤhret, allwo die Tugenden in ihrer an- gebohrnen Schoͤnheit anzutreffen, hergegen die La- ſter des Landes faſt gaͤntzlich verbannet und verwie- ſen ſind.
Hiermit endigte David Rawkin die Erzehlung ſeiner und ſeines Freundes Schimmers Lebens- Geſchicht, welche wir nicht weniger als alles Vori- ge mit beſondern Vergnuͤgen angehoͤret hatten/ und uns deßwegen aufs hoͤfflichſte gegen dieſen 85. jaͤhri- gen Greiß, der ſeines hohen Alters ohngeacht noch ſo friſch und munter, als ein Mann von etwa 40. Jahren war/ auffs hoͤfflichſte bedanckten. Der Altvater aber ſagte zu demſelben: Mein werther
Sohn,
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bertum II. Sabina an Stephanum, Jacob Larſon
bekam zu ſeinem Theile, weil er der aͤlteſte unter uns
war, auch die aͤlteſte Tochter unſers theuren Altva-
ters, Schimmer nahm mit groͤſten Vergnuͤgen von
deſſen Haͤnden die andere, und ich wartete mit in-
nigſten Vergnuͤgen auf meine, ihren zweyen Schwe-
ſtern an Schoͤnheit und Tugend gleichfoͤrmige Chri-
ſtina bey nahe noch 6. Jahr, weil ihr beſtaͤndig zarter
und kraͤncklicher Zuſtand unſere Hochzeit etliche
Jahr weiter, biß ins 1674te hinaus verſchobe. Wie
vergnuͤgt wir unſere Zeit beyderſetts biß auf dieſe
Stunde zugebracht, iſt nicht auszuſprechen. Mein
Vaterland, oder nur einen eintzigen Ort von Euro-
pa wieder zu ſehen, iſt niemals mein Wunſch gewe-
ſen, derowegen habe mein weniges zuruͤck gelaſſenes
Vermoͤgen, ſo wohl als Schimmer, gern im Stich
gelaſſen und frembden Leuten gegoͤnnet, bin auch ent-
ſchloſſen, biß an mein Ende dem Himmel unauſhoͤr-
lichen Danck abzuſtatten, daß er mich an einen ſol-
chen Ort gefuͤhret, allwo die Tugenden in ihrer an-
gebohrnen Schoͤnheit anzutreffen, hergegen die La-
ſter des Landes faſt gaͤntzlich verbannet und verwie-
ſen ſind.
Hiermit endigte David Rawkin die Erzehlung
ſeiner und ſeines Freundes Schimmers Lebens-
Geſchicht, welche wir nicht weniger als alles Vori-
ge mit beſondern Vergnuͤgen angehoͤret hatten/ und
uns deßwegen aufs hoͤfflichſte gegen dieſen 85. jaͤhri-
gen Greiß, der ſeines hohen Alters ohngeacht noch
ſo friſch und munter, als ein Mann von etwa 40.
Jahren war/ auffs hoͤfflichſte bedanckten. Der
Altvater aber ſagte zu demſelben: Mein werther
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1731 erschien die Erstausgabe. Die zweite Auflage… [mehr]
1731 erschien die Erstausgabe. Die zweite Auflage folgte schon 1732. Zum Zeitpunkt der Digitalisierung stand nur die dritte Auflage von 1740 zur Verfügung. (Link zur Erstausgabe: http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:gbv:3:1-459276)
Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. 3. Aufl. Bd. 1. Nordhausen, 1740, S. 366. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata01_1740/380>, abgerufen am 21.11.2024.
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