Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. 3. Aufl. Bd. 1. Nordhausen, 1740.

Bild:
<< vorherige Seite

Kernen und Blumen-Gewächse auszubitten, giebt
anbey zu verstehen, daß er ohnfehlbar des 3ten Ta-
ges aufbrechen, und unter Seegel gehen | wolte;
Allein, der schlaue Fuchs schiffet sich hurtiger ein,
als die Holländer vermeinen, und wartet auf sonst
nichts, als die 3. bestellten Weibs-Personen. Da
sich nun diese in der andern Nacht mit Sack und
Pack einfinden, lichtet er seine Ancker, und läufft
unter guten Winde in die offenbahre See, ohne daß
es ein eintziger von den Holländern gewahr wird.
Mit anbrechenden Tage sehen sie die wüste Jnsul nur
noch in etwas von ferne, weßwegen Amias 2. Ca-
nonen löset, um von den Holländern ehrlichen Ab-
schied zu nehmen, die ihm von Lande mit 4. Schüs-
sen antworten, woraus er schliesset, daß sie ihren
kostbaren Verlust noch nicht empfänden/ derowe-
gen desto freudiger die Seegel aufspannet, und sei-
nen Weg auf Felsenburg richtet.

Die Rück-Reise war dermassen bequem und
geruhig gewesen, daß sie weiter keine Ursach zu kla-
gen gehabt, als über die um solche Zeit gantz unge-
wöhnliche Wind-Stille, welche ihnen, da sie nicht
vermögend gewesen, der starcken Ruder-Arbeit
beständig obzuliegen, eine ziemlich langsame Fahrt
veruhrsachet hatte.

Es begegnet ihnen weder Schiff noch etwas an-
deres merckwürdiges, auch will sich ihren Augen
weder dieses oder jenes Land offenbahren, und da
nachhero vollends ein täglicher hefftiger Regen und
Nebel einfällt, wird ihr Kummer noch grösser, ja
die meisten fangen an zu zweiffeln, die Jhrigen auf
der Felsen-Jnsul jemahls wieder zu sehen zu kriegen.

Doch

Kernen und Blumen-Gewaͤchſe auszubitten, giebt
anbey zu verſtehen, daß er ohnfehlbar des 3ten Ta-
ges aufbrechen, und unter Seegel gehen | wolte;
Allein, der ſchlaue Fuchs ſchiffet ſich hurtiger ein,
als die Hollaͤnder vermeinen, und wartet auf ſonſt
nichts, als die 3. beſtellten Weibs-Perſonen. Da
ſich nun dieſe in der andern Nacht mit Sack und
Pack einfinden, lichtet er ſeine Ancker, und laͤufft
unter guten Winde in die offenbahre See, ohne daß
es ein eintziger von den Hollaͤndern gewahr wird.
Mit anbrechenden Tage ſehen ſie die wuͤſte Jnſul nur
noch in etwas von ferne, weßwegen Amias 2. Ca-
nonen loͤſet, um von den Hollaͤndern ehrlichen Ab-
ſchied zu nehmen, die ihm von Lande mit 4. Schuͤſ-
ſen antworten, woraus er ſchlieſſet, daß ſie ihren
koſtbaren Verluſt noch nicht empfaͤnden/ derowe-
gen deſto freudiger die Seegel aufſpannet, und ſei-
nen Weg auf Felſenburg richtet.

Die Ruͤck-Reiſe war dermaſſen bequem und
geruhig geweſen, daß ſie weiter keine Urſach zu kla-
gen gehabt, als uͤber die um ſolche Zeit gantz unge-
woͤhnliche Wind-Stille, welche ihnen, da ſie nicht
vermoͤgend geweſen, der ſtarcken Ruder-Arbeit
beſtaͤndig obzuliegen, eine ziemlich langſame Fahrt
veruhrſachet hatte.

Es begegnet ihnen weder Schiff noch etwas an-
deres merckwuͤrdiges, auch will ſich ihren Augen
weder dieſes oder jenes Land offenbahren, und da
nachhero vollends ein taͤglicher hefftiger Regen und
Nebel einfaͤllt, wird ihr Kummer noch groͤſſer, ja
die meiſten fangen an zu zweiffeln, die Jhrigen auf
der Felſen-Jnſul jemahls wieder zu ſehen zu kriegen.

Doch
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0402" n="388"/>
Kernen und Blumen-Gewa&#x0364;ch&#x017F;e auszubitten, giebt<lb/>
anbey zu ver&#x017F;tehen, daß er ohnfehlbar des 3ten Ta-<lb/>
ges aufbrechen, und unter Seegel gehen | wolte;<lb/>
Allein, der &#x017F;chlaue Fuchs &#x017F;chiffet &#x017F;ich hurtiger ein,<lb/>
als die Holla&#x0364;nder vermeinen, und wartet auf &#x017F;on&#x017F;t<lb/>
nichts, als die 3. be&#x017F;tellten Weibs-Per&#x017F;onen. Da<lb/>
&#x017F;ich nun die&#x017F;e in der andern Nacht mit Sack und<lb/>
Pack einfinden, lichtet er &#x017F;eine Ancker, und la&#x0364;ufft<lb/>
unter guten Winde in die offenbahre See, ohne daß<lb/>
es ein eintziger von den Holla&#x0364;ndern gewahr wird.<lb/>
Mit anbrechenden Tage &#x017F;ehen &#x017F;ie die wu&#x0364;&#x017F;te Jn&#x017F;ul nur<lb/>
noch in etwas von ferne, weßwegen <hi rendition="#aq">Amias</hi> 2. Ca-<lb/>
nonen lo&#x0364;&#x017F;et, um von den Holla&#x0364;ndern ehrlichen Ab-<lb/>
&#x017F;chied zu nehmen, die ihm von Lande mit 4. Schu&#x0364;&#x017F;-<lb/>
&#x017F;en antworten, woraus er &#x017F;chlie&#x017F;&#x017F;et, daß &#x017F;ie ihren<lb/>
ko&#x017F;tbaren Verlu&#x017F;t noch nicht empfa&#x0364;nden/ derowe-<lb/>
gen de&#x017F;to freudiger die Seegel auf&#x017F;pannet, und &#x017F;ei-<lb/>
nen Weg auf Fel&#x017F;enburg richtet.</p><lb/>
        <p>Die Ru&#x0364;ck-Rei&#x017F;e war derma&#x017F;&#x017F;en bequem und<lb/>
geruhig gewe&#x017F;en, daß &#x017F;ie weiter keine Ur&#x017F;ach zu kla-<lb/>
gen gehabt, als u&#x0364;ber die um &#x017F;olche Zeit gantz unge-<lb/>
wo&#x0364;hnliche Wind-Stille, welche ihnen, da &#x017F;ie nicht<lb/>
vermo&#x0364;gend gewe&#x017F;en, der &#x017F;tarcken Ruder-Arbeit<lb/>
be&#x017F;ta&#x0364;ndig obzuliegen, eine ziemlich lang&#x017F;ame Fahrt<lb/>
veruhr&#x017F;achet hatte.</p><lb/>
        <p>Es begegnet ihnen weder Schiff noch etwas an-<lb/>
deres merckwu&#x0364;rdiges, auch will &#x017F;ich ihren Augen<lb/>
weder die&#x017F;es oder jenes Land offenbahren, und da<lb/>
nachhero vollends ein ta&#x0364;glicher hefftiger Regen und<lb/>
Nebel einfa&#x0364;llt, wird ihr Kummer noch gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;er, ja<lb/>
die mei&#x017F;ten fangen an zu zweiffeln, die Jhrigen auf<lb/>
der Fel&#x017F;en-Jn&#x017F;ul jemahls wieder zu &#x017F;ehen zu kriegen.<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Doch</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[388/0402] Kernen und Blumen-Gewaͤchſe auszubitten, giebt anbey zu verſtehen, daß er ohnfehlbar des 3ten Ta- ges aufbrechen, und unter Seegel gehen | wolte; Allein, der ſchlaue Fuchs ſchiffet ſich hurtiger ein, als die Hollaͤnder vermeinen, und wartet auf ſonſt nichts, als die 3. beſtellten Weibs-Perſonen. Da ſich nun dieſe in der andern Nacht mit Sack und Pack einfinden, lichtet er ſeine Ancker, und laͤufft unter guten Winde in die offenbahre See, ohne daß es ein eintziger von den Hollaͤndern gewahr wird. Mit anbrechenden Tage ſehen ſie die wuͤſte Jnſul nur noch in etwas von ferne, weßwegen Amias 2. Ca- nonen loͤſet, um von den Hollaͤndern ehrlichen Ab- ſchied zu nehmen, die ihm von Lande mit 4. Schuͤſ- ſen antworten, woraus er ſchlieſſet, daß ſie ihren koſtbaren Verluſt noch nicht empfaͤnden/ derowe- gen deſto freudiger die Seegel aufſpannet, und ſei- nen Weg auf Felſenburg richtet. Die Ruͤck-Reiſe war dermaſſen bequem und geruhig geweſen, daß ſie weiter keine Urſach zu kla- gen gehabt, als uͤber die um ſolche Zeit gantz unge- woͤhnliche Wind-Stille, welche ihnen, da ſie nicht vermoͤgend geweſen, der ſtarcken Ruder-Arbeit beſtaͤndig obzuliegen, eine ziemlich langſame Fahrt veruhrſachet hatte. Es begegnet ihnen weder Schiff noch etwas an- deres merckwuͤrdiges, auch will ſich ihren Augen weder dieſes oder jenes Land offenbahren, und da nachhero vollends ein taͤglicher hefftiger Regen und Nebel einfaͤllt, wird ihr Kummer noch groͤſſer, ja die meiſten fangen an zu zweiffeln, die Jhrigen auf der Felſen-Jnſul jemahls wieder zu ſehen zu kriegen. Doch

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

1731 erschien die Erstausgabe. Die zweite Auflage… [mehr]

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata01_1740
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata01_1740/402
Zitationshilfe: Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. 3. Aufl. Bd. 1. Nordhausen, 1740, S. 388. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata01_1740/402>, abgerufen am 16.06.2024.