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Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. 3. Aufl. Bd. 1. Nordhausen, 1740.

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Jch theilete alle nützliche Waaren unter dieselben zu
gleichen Theilen aus, biß auf das Gold, Silber, Per-
len, Edelgesteine und Geld, welches von mir, um ih-
nen alle Gelegenheit zum Hoffart, Geitz, Wucher,
und andern daraus folgenden Lastern zu benehmen,
in meinem Keller zu des Don Cyrillo und andern
vorhero erbeuteten Schätzen legte, auch dieserwegen
von ihnen nicht die geringste scheele Mine empfieng.

Der erste Jan. im Jahr Christi 1700. wurde nicht
allein als der Neue-Jahrs-Tag und Fest der Be-
schneidung Christi/ sondern über dieses als ein sol-
cher Tag, an welchen wir ein neues Jahr hundert,
und zwar das 18te nach Christi Gebuhrt antraten,
recht besonders frölich von uns gefeyert, indem wir
nicht allein alle unsere Canonen löseten, deren wir
auf dem letztern Spanischen Schiffe noch 12. Stück
nebst einem starcken Vorrath an Schieß-Pulver
überkommen hatten, sondern auch nach zweymahli-
gen verrichteten Gottesdienste, unsere Jugend mit
Blumen-Kräntzen ausziereten, und selbige in Rey-
hen herum singen und tantzen liessen. Folgendes
Tages ließ ich, vor die junge Mannschafft von 16.
Jahren und drüber, die annoch gegenwärtige Vo-
gel-Stange aufrichten, einen höltzernen Vogel dar-
an hencken, wornach sie schiessen musten, da denn
diejenigen, welche sich wohl hielten, nebst einem Blu-
men-Crantze verschiedene neue Kleidungs-Stücke,
Aexte, Sägen und dergleichen, derjenige aber, so das
letzte Stück herab schoß, von meiner Concordia ein
gantz neues Kleid, und von mir eine kostbare Flinte
zum Lohne bekam. Diese Lust ist nachhero all-

jährlich

Jch theilete alle nuͤtzliche Waaren unter dieſelben zu
gleichen Theilen aus, biß auf das Gold, Silber, Per-
len, Edelgeſteine und Geld, welches von mir, um ih-
nen alle Gelegenheit zum Hoffart, Geitz, Wucher,
und andern daraus folgenden Laſtern zu benehmen,
in meinem Keller zu des Don Cyrillo und andern
vorhero erbeuteten Schaͤtzen legte, auch dieſerwegen
von ihnen nicht die geringſte ſcheele Mine empfieng.

Der erſte Jan. im Jahr Chriſti 1700. wurde nicht
allein als der Neue-Jahrs-Tag und Feſt der Be-
ſchneidung Chriſti/ ſondern uͤber dieſes als ein ſol-
cher Tag, an welchen wir ein neues Jahr hundert,
und zwar das 18te nach Chriſti Gebuhrt antraten,
recht beſonders froͤlich von uns gefeyert, indem wir
nicht allein alle unſere Canonen loͤſeten, deren wir
auf dem letztern Spaniſchen Schiffe noch 12. Stuͤck
nebſt einem ſtarcken Vorrath an Schieß-Pulver
uͤberkommen hatten, ſondern auch nach zweymahli-
gen verrichteten Gottesdienſte, unſere Jugend mit
Blumen-Kraͤntzen ausziereten, und ſelbige in Rey-
hen herum ſingen und tantzen lieſſen. Folgendes
Tages ließ ich, vor die junge Mannſchafft von 16.
Jahren und druͤber, die annoch gegenwaͤrtige Vo-
gel-Stange aufrichten, einen hoͤltzernen Vogel dar-
an hencken, wornach ſie ſchieſſen muſten, da denn
diejenigen, welche ſich wohl hielten, nebſt einem Blu-
men-Crantze verſchiedene neue Kleidungs-Stuͤcke,
Aexte, Saͤgen und dergleichen, derjenige aber, ſo das
letzte Stuͤck herab ſchoß, von meiner Concordia ein
gantz neues Kleid, und von mir eine koſtbare Flinte
zum Lohne bekam. Dieſe Luſt iſt nachhero all-

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[429/0443] Jch theilete alle nuͤtzliche Waaren unter dieſelben zu gleichen Theilen aus, biß auf das Gold, Silber, Per- len, Edelgeſteine und Geld, welches von mir, um ih- nen alle Gelegenheit zum Hoffart, Geitz, Wucher, und andern daraus folgenden Laſtern zu benehmen, in meinem Keller zu des Don Cyrillo und andern vorhero erbeuteten Schaͤtzen legte, auch dieſerwegen von ihnen nicht die geringſte ſcheele Mine empfieng. Der erſte Jan. im Jahr Chriſti 1700. wurde nicht allein als der Neue-Jahrs-Tag und Feſt der Be- ſchneidung Chriſti/ ſondern uͤber dieſes als ein ſol- cher Tag, an welchen wir ein neues Jahr hundert, und zwar das 18te nach Chriſti Gebuhrt antraten, recht beſonders froͤlich von uns gefeyert, indem wir nicht allein alle unſere Canonen loͤſeten, deren wir auf dem letztern Spaniſchen Schiffe noch 12. Stuͤck nebſt einem ſtarcken Vorrath an Schieß-Pulver uͤberkommen hatten, ſondern auch nach zweymahli- gen verrichteten Gottesdienſte, unſere Jugend mit Blumen-Kraͤntzen ausziereten, und ſelbige in Rey- hen herum ſingen und tantzen lieſſen. Folgendes Tages ließ ich, vor die junge Mannſchafft von 16. Jahren und druͤber, die annoch gegenwaͤrtige Vo- gel-Stange aufrichten, einen hoͤltzernen Vogel dar- an hencken, wornach ſie ſchieſſen muſten, da denn diejenigen, welche ſich wohl hielten, nebſt einem Blu- men-Crantze verſchiedene neue Kleidungs-Stuͤcke, Aexte, Saͤgen und dergleichen, derjenige aber, ſo das letzte Stuͤck herab ſchoß, von meiner Concordia ein gantz neues Kleid, und von mir eine koſtbare Flinte zum Lohne bekam. Dieſe Luſt iſt nachhero all- jaͤhrlich

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Zitationshilfe: Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. 3. Aufl. Bd. 1. Nordhausen, 1740, S. 429. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata01_1740/443>, abgerufen am 24.11.2024.