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Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. 3. Aufl. Bd. 1. Nordhausen, 1740.

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jährlich einmahl um diese Zeit vorgenommen wor-
den.

Am 8. Jan. selbigen Jahres/ als an meinen Ge-
burts-und Verehligungs-Tage, beschenckte mich der
ehrliche Simon Schimmer mit einem neugemachten
artigen Wagen, der von zweyen zahmgemachten
Hirschen gezogen wurde, also sehr bequehm war,
mich und meine Concordia von einem Orte zum an-
dern spatzieren zu führen. Schimmer hatte diese
beyden Hirsche noch gantz jung aus dem Thier-Gar-
ten genommen, und selbige durch täglichen unver-
drossenen Fleiß, der massen kirre gewöhnet, daß sie
sich regieren liessen wie man wolte. Jhm haben es
nachhero meine übrigen Kinder nach gethan, und in
wenig Jahren viel dergleichen zahme Thiere aufer-
zogen.

Nun könte ich zwar noch vieles anführen, als
nemlich: Von Entdeckung der Jnsul Klein-Felsen-
burg. Von Erzeugung des Flachses, und wie un-
sere Weiber denselben zubereiten, spinnen und wir-
cken lernen. Von allerhand andern Hand-
wercken, die wir mit der Zeit durch öffters Versu-
chen ohne Lehrmeisters einander selbst gelehret und
zu Stande bringen helffen. Von allerhand Waa-
ren und Geräthschafften, die uns von Zeit zu Zeit
durch die Winde und Wellen zugeführet worden.
Von meiner 9. Stämme Vermehrung und immer
besserer Wirthschaffts-Einrichtung im Acker-Gar-
ten-und Wein-Bau. Von meiner eigenen Wirth-
schafft, Schatz-Rüst-und Vorraths-Kammer und
dergleichen; Allein meine Lieben, weil wir doch
länger beysammen bleiben, und GOTT mir hof-

fent-

jaͤhrlich einmahl um dieſe Zeit vorgenommen wor-
den.

Am 8. Jan. ſelbigen Jahres/ als an meinen Ge-
burts-und Verehligungs-Tage, beſchenckte mich der
ehrliche Simon Schimmer mit einem neugemachten
artigen Wagen, der von zweyen zahmgemachten
Hirſchen gezogen wurde, alſo ſehr bequehm war,
mich und meine Concordia von einem Orte zum an-
dern ſpatzieren zu fuͤhren. Schimmer hatte dieſe
beyden Hirſche noch gantz jung aus dem Thier-Gar-
ten genommen, und ſelbige durch taͤglichen unver-
droſſenen Fleiß, der maſſen kirre gewoͤhnet, daß ſie
ſich regieren lieſſen wie man wolte. Jhm haben es
nachhero meine uͤbrigen Kinder nach gethan, und in
wenig Jahren viel dergleichen zahme Thiere aufer-
zogen.

Nun koͤnte ich zwar noch vieles anfuͤhren, als
nemlich: Von Entdeckung der Jnſul Klein-Felſen-
burg. Von Erzeugung des Flachſes, und wie un-
ſere Weiber denſelben zubereiten, ſpinnen und wir-
cken lernen. Von allerhand andern Hand-
wercken, die wir mit der Zeit durch oͤffters Verſu-
chen ohne Lehrmeiſters einander ſelbſt gelehret und
zu Stande bringen helffen. Von allerhand Waa-
ren und Geraͤthſchafften, die uns von Zeit zu Zeit
durch die Winde und Wellen zugefuͤhret worden.
Von meiner 9. Staͤmme Vermehrung und immer
beſſerer Wirthſchaffts-Einrichtung im Acker-Gar-
ten-und Wein-Bau. Von meiner eigenen Wirth-
ſchafft, Schatz-Ruͤſt-und Vorraths-Kammer und
dergleichen; Allein meine Lieben, weil wir doch
laͤnger beyſammen bleiben, und GOTT mir hof-

fent-
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[430/0444] jaͤhrlich einmahl um dieſe Zeit vorgenommen wor- den. Am 8. Jan. ſelbigen Jahres/ als an meinen Ge- burts-und Verehligungs-Tage, beſchenckte mich der ehrliche Simon Schimmer mit einem neugemachten artigen Wagen, der von zweyen zahmgemachten Hirſchen gezogen wurde, alſo ſehr bequehm war, mich und meine Concordia von einem Orte zum an- dern ſpatzieren zu fuͤhren. Schimmer hatte dieſe beyden Hirſche noch gantz jung aus dem Thier-Gar- ten genommen, und ſelbige durch taͤglichen unver- droſſenen Fleiß, der maſſen kirre gewoͤhnet, daß ſie ſich regieren lieſſen wie man wolte. Jhm haben es nachhero meine uͤbrigen Kinder nach gethan, und in wenig Jahren viel dergleichen zahme Thiere aufer- zogen. Nun koͤnte ich zwar noch vieles anfuͤhren, als nemlich: Von Entdeckung der Jnſul Klein-Felſen- burg. Von Erzeugung des Flachſes, und wie un- ſere Weiber denſelben zubereiten, ſpinnen und wir- cken lernen. Von allerhand andern Hand- wercken, die wir mit der Zeit durch oͤffters Verſu- chen ohne Lehrmeiſters einander ſelbſt gelehret und zu Stande bringen helffen. Von allerhand Waa- ren und Geraͤthſchafften, die uns von Zeit zu Zeit durch die Winde und Wellen zugefuͤhret worden. Von meiner 9. Staͤmme Vermehrung und immer beſſerer Wirthſchaffts-Einrichtung im Acker-Gar- ten-und Wein-Bau. Von meiner eigenen Wirth- ſchafft, Schatz-Ruͤſt-und Vorraths-Kammer und dergleichen; Allein meine Lieben, weil wir doch laͤnger beyſammen bleiben, und GOTT mir hof- fent-

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Zitationshilfe: Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. 3. Aufl. Bd. 1. Nordhausen, 1740, S. 430. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata01_1740/444>, abgerufen am 16.06.2024.